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Kassensturz

So finanzieren Sie den Start
Kassensturz

Kassensturz
Der Münchner Steuerexperte Bernhard Köstler ist Diplom-Finanzwirt und in der Finanz-verwaltung als Betriebsprüfer tätig
Wie Gründer ihren Finanzbedarf ermitteln sollten – wer als Geldgeber in Frage kommt – alles über “kapitalschonende” Investitionsmöglichkeiten und ein Steuersparmodell, das finanzielle Liquidität verspricht – hier erfahren Sie alles Notwendige, um die erste Hürde souverän meistern zu können.

Handwerkliches Können und kaufmännisches Engagement alleine machen noch lange keinen erfolgreichen Existenzgründer aus. Zahlreiche Jungunternehmer scheitern nämlich bereits an der ersten – eigentlich überwindbaren – Hürde. Ihnen geht schlicht und ergreifend das Geld aus! Grund genug also vor dem eigentlichen Schritt in die berufliche Selbstständigkeit Kassensturz zu machen, die notwendigsten Investitionen zu kalkulieren und den privaten Kapitalbedarf der ersten Monate – meist eine finanzielle Durststrecke – kritisch zu ermitteln. Auch Peter Feist, einem Holztechniker aus Plauen, wäre sein euphorischer Start ohne grundlegende Kalkulationen beinahe zum Verhängnis geworden. “Endlich einmal Unabhängigkeit spüren, richtiges Geld verdienen und mich meinem Spezialgebiet “Möbeldesign, Herstellung und virtuelle Vermarktung von Möbeln” widmen zu können, machte mich scheinbar unfehlbar. Schon in den ersten Monaten benötigte ich jedoch meine gesamten Einnahmen für betriebliche Anlaufkosten wie Werbeanzeigen, Material und Werkstattmiete. Für Privates blieb da kein Pfennig übrig! Ein Teufelskreislauf, der mich beinahe meine berufliche Existenz gekostet hätte”, so das ehrliche und nachdenkliche Resümee des Jungunternehmers Feist.

Kapitalbedarf in mehreren Schritten ermitteln
Existenzgründer haben meist einen enorm hohen Investitions- und Finanzierungsbedarf. Wie viel Fremdmittel man benötigt, um die ersten Monate der beruflichen Selbstständigkeit unbeschadet zu überstehen, hätte Peter Feist nach folgendem Schema ermitteln können (Wichtig dabei: Lieber kritisch rechnen und mehr Kosten einkalkulieren! Häufig werden voraussichtliche Ausgaben “kleingerechnet”):
Schritt 1 – Kassensturz – Wie viel Eigenkapital steht zur Verfügung?
Schritt 2 – Was kostet das tägliche Leben?
Schritt 3 – Welche Investitionen sind unumgänglich?
Schritt 4 – Mit welchen betrieblichen Anlaufkosten muss ich rechnen?
Wie viel Eigenkapital steht zur Verfügung?
Die Grundlage jeder Finanzierung sind die Eigenmittel des Gründers. Dafür, wie viel Geld der künftige Unternehmer auf der hohen Kante haben sollte, gibt es kein Patentrezept. Wer jedoch gerade einmal 20 Prozent des benötigten Gesamtkapitals aufbringen kann, sollte sich schon ernsthaft Gedanken über die Aufnahme eines finanziell potenten Partners machen. Andernfalls drohen schon bei der kleinsten Schwankung finanzielle Engpässe, die schlimmstenfalls bereits das Aus bedeuten könnten. Die Höhe des Eigenkapitals spielt auch bei der Kreditvergabe eine entscheidende Rolle: Je höher das Eigenkapital, desto kreditwürdiger ist der Gründer. Außerdem gibt es öffentliche Fördermittel in der Regel nur bei entsprechender Eigenkapitalquote.
Tipp: Legen Sie Ihr Kapital bereits bei Gründungsabsicht konservativ an. Nicht selten wollen Existenzgründer ihr Eigenkapital mit einer riskanten Kapitalanlage kräftig aufstocken. Schnell zerplatzt der Traum jedoch, wenn das Depot im entscheidenden Moment im Minussteht.
Was kostet das tägliche Leben?
Nicht nur die laufenden Geschäftskosten muss ein Unternehmer finanziert wissen. Auch seine privaten Lebenshaltungskosten wollen Monat für Monat gedeckt sein. Und genau diesen Punkt vernachlässigen in der Praxis sehr viele Gründer. Schwachstellen in ihren Kalkulationen sind entweder “kleingerechnete” Lebenshaltungskosten, nicht berücksichtigte Kosten, die erstmals aus der beruflichen Selbstständigkeit resultieren (private Krankenversiche-rung und Altersvorsorge) oder mangelnder Weitblick. Schließlich werden die privaten Kosten die ersten Monate der beruflichen Selbstständigkeit nicht durch die laufenden Einnahmen aus der Firma gedeckt sein. Private Spannungen gehen auch an beruflichen Leistungen nicht spurlos vorüber.
Tipp: Rechnen Sie Taschengeld, eine Reise und außerplanmäßige Kosten ein.
Wer hingegen einen berufstätigen Ehepartner hat, kann anfängliche Verlustphasen unbeschadeter wegstecken als ein Selbstständiger, dessen Gewinn die einzige Einnahmequelle ist. Unser lediger Möbeldesigner Peter Feist kann hiervon ein Lied singen. Ohne Existenzängste kann auch ein Nebenberufs-Selbstständiger seinen Weg in die berufliche Selbstständigkeit gehen – er verdient seine Brötchen ja noch im Hauptberuf. Einziger Wermutstropfen: Arbeitsvertragliche Wettbewerbsverbote bremsen den Nebenberufs-Selbständigen häufig aus.
Welche Investitionen sind unumgänglich?
Der Kapitalbedarf für so genannte “langfristige” Investitionen (Fahrzeuge, Maschinen, Werkzeuge, etc.) lässt sich relativ einfach feststellen. Schauen Sie der Konkurrenz über die Schulter. Welche Maschinen sind unbedingt notwendig? Muss man ein neues Fahrzeug kaufen oder tut es anfangs auch ein gebrauchter Lieferwagen? Wenn die Aufstellung über die notwendigen betrieblichen Investitionen den finanziellen Rahmen sprengt, sollten Gründer die folgenden “kapitalschonenden” Investitionsvari-anten in Betracht ziehen:
• Kaufen Sie gebrauchte Gegenstände
• Leasing statt Kauf
• Produktionsschritte außer Haus vergeben (Outsourcing)
• Günstige Einkaufkonditionen durch Kooperationen schaffen.
Tipp: Es nützt wenig, die Investitionskosten kräftig zu senken und die laufenden Betriebs-kosten für Leasing oder Fremdfirmen drastisch zu erhöhen. Hier muss der Existenzgründer natürlich gründlich nachrechnen.
Der Besuch bei einem branchen-erfahrenen Unternehmensberater ist hier empfehlenswert.
Mit welchen betrieblichen Anlaufkosten muss ich rechnen?
Nicht zu vernachlässigen sind auch die typischen Anlaufkosten bei Gründung eines Unternehmens. Neben den Gründungskosten (Anmeldegebühren, Notarkosten, Beratungshonorare, etc.) und den fixen Kosten für Personal oder Miete schlagen vor allem Werbemaßnahmen und die Vor-finanzierung beim Warenkauf enorm zu Buche. Einzukalkulieren sind auch die Außenstände zu Beginn der beruflichen Selbstständigkeit. Man verkauft zwar – Geld bekommt man jedoch vielleicht erst nach mehreren Wochen.
Zu bedenken ist, dass die privaten Kosten und die laufenden Geschäftskosten bestenfalls durch die monatlichen Gewinne gedeckt sind. Da dies in der Anlaufphase jedoch nicht zu erwarten ist, müssen diese Kosten in die Kapitalbedarfsrechnung mit einbezogen werden.
Der richtige Geldgeber
Wer ein “wasserdichtes” Unternehmenskonzept erstellt und seinen Kapitalbedarf der ersten drei Jahre (kritische Phase für Existenzgründer) überschlägig ermittelt hat, muss sich nun auf die Suche nach dem richtigen Geldgeber machen. Folgende Geldquellen stehen Gründern in aller Regel zur Verfügung:
• Finanzspritze von Familienangehörigen
• Fremdmittel aus öffentlichen Fördertöpfen
• Darlehen bei einem Bankinstitut.
Finanzspritze von Familienangehörigen
Einem Sprichwort folgend: “Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt?”, sollte man vor dem Gang zur Bank erst einmal nahe Angehörige, vorzugsweise Eltern oder Großeltern, um zinsgünstige Darlehen bitten. Nicht nur, dass das Geld in der Familie bleibt, bei momentanen finanziellen Engpässen wird der nahe Angehörige das Darlehen in aller Regel nicht sofort kündigen und die ausstehenden Forderungen zurückfordern. Einziger Haken: Das Finanzamt nimmt Darlehensverträge zwischen nahen Angehörigen besonders kritisch unter die Lupe. Schon bei der kleinsten Ungereimtheit setzen die Prüfer den vielzitierten Rotstift an und erkennen die Zinszahlungen nicht als Betriebsausgaben des Existenzgründers an. Folgende Kriterien müssen daher stets erfüllt sein: Das Darlehensverhältnis muss klar und eindeutig vereinbart sein (Schriftform unbedingt empfehlenswert); die vertraglichen Vereinbarungen müssen tatsächlich eingehalten werden (insbesondere regelmäßige und pünktliche Zinszahlungen); das Vertragswerk und die tatsächlichen Verhältnisse müssen wie unter fremden Dritten sein (Zinsniveau, Sicherheiten, etc.).
Fremdmittel aus öffentlichen Fördertöpfen
Noch einen Schritt vor dem Beratungsgespräch bei einer Bank, sollte die Finanzierung mit Fördermitteln von Bund und Ländern und der Europäischen Union stehen. Momentan gibt es etwa 1500 verschiedene Förderprogramme. Die Vorteile liegen auf der Hand: Günstige Kredite, lange Zins- und Tilgungsstreckung und sichere Geldgeber auch in finanziell schwierigen Zeiten.
Tipp: Aufgepasst! In den Genuss der meisten öffentlichen Fördermittel kommt man nur, wenn die Investition noch nicht realisiert wurde. Motto: Erst öffentliche Fördermittel beantragen, dann investieren!
Außerdem ist ein detailliertes Unternehmenskonzept vorzulegen, das von einem Fachmann begutachtet und für gut schlüssig befunden wurde. Schließlich geht man mit seinem abgesegneten Unternehmenskonzept und seinem Kapitalbedarfsrechnung zu einer Kreditinstitut seiner Wahl und stellt einen Antrag auf öffentliche Fördermittel.
Die Bank als Geldgeber
Insbesondere Existenzgründer mit ausgefallenen Geschäftsideen haben es schwer Geldgeber zu finden. Banken verlangen neben privaten Sicherheiten (Immobilien, Kapitalanlagen, Lebensversicherungen, etc) meist noch einen Bürgen, der für mögliche Ausfälle des Existenzgründers einspringt.
Tipp: Vergleichen Sie die Zins-Konditionen mehrerer Banken (Unterschiede von bis zu 2 %). Können Sie kaum Sicherheiten vorweisen, wenden Sie sich an Ihre Hausbank. Hier kennt man Sie wenigstens und ist möglicherweise eher gewillt, Ihnen Geld zu geben. Überraschen Sie Ihren Berater bei der Bank mit fundierten Kenntnissen. Es ist stets ein Pluspunkt, wenn man merkt, Sie haben sich bereits im Vorfeld Gedanken gemacht.
Ein Unternehmensberater aus Stuttgart nennt den ärgsten Fehler, der einem Existenzgründer in seinen Bankgesprächen unterlaufen kann: Der Gründer hat kein schlüssiges Unternehmenskon-zept und ist in seine Geschäftsidee so vernarrt, dass er die Konkurrenzsituation und die Anlaufschwierigkeiten völlig ignoriert
Finanzielle Liquidität durch Steuersparmodell
Auch im Einkommensteuergesetz finden sich Reglements, die Existenzgründern wirklich effektiv unter die Arme greifen. Die Rede ist von der so genannten Ansparabschreibung nach § 7g Abs. 7 EStG. Der Clou an dieser Vorschrift: Existenzgründer dürfen bereits im Jahr der Planung einer Investition, 50 Prozent der voraussichtlichen Anschaffungskosten als gewinnmindernde Betriebsausgaben abziehen – und das, obwohl die Investition erst innerhalb der nächsten fünf Jahre erfolgen soll. Beispiel: Peter Feist plante bereits bei Gründung seines Unternehmens im Jahr 2000 den Kauf eines neuen Lieferwagens – realistisch betrachtet erst im fünften Jahr nach der Gründung (also 2005). Kosten: 80 000 DM. Feist konnte bereits im Jahr der Planung, also im Jahr 2000, 40 000 DM als Betriebsausgaben geltend machen. Zwar konnte er in diesem Jahr noch keine Gewinne verbuchen, den höheren Verlust konnte er jedoch mit positiven Einkünften des Jahres 1999 verrechnen. Folge: Steuererstattung aus 1999 in Höhe von 11 000 DM. Es sollen hierdurch Liquiditäts- und Finanzierungsvorteile für Existenzgründer geschaffen werden. Begünstigt sind jedoch nur Investitionen in neue, bewegliche Anlagegüter. Für Waren, Immobilien, Rechte und gebrauchte Gegenstände gibt es also keine steuerliche Anschubfinanzierung. Wer ab dem 1.1.2001 eine Anschaffung plant, der kann allerdings nur noch 40% abschreiben. o
Die typischen Finanzierungsfehler
• Das Eigenkapital ist im Verhältnis zum gesamten Kapitalbedarf zu gering.
• Die Investition wird über ein Kontokorrentkonto abgewickelt.
• Der notwendige Kapitalbedarf wird optimistisch “kleingerechnet”.
• Man kauft nur die neuesten und teuersten Anlagegegenstände.
• Man investiert und stellt dann erst einen Antrag auf öffentliche Fördermittel.
• Das Finanzierungskonzept ist zu oberflächlich.
Förderdatenbank
Wertvolle Infos finden sich auf der Homepage des Bundeswirtschaftsministeriums www.bmwi.de. Mit der Förderdatenbank des Bundes im Internet gibt die Bundesregierung einen vollständigen und aktuellen Überblick über die Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Sie richtet sich gleichermaßen an Benutzer ohne Vorkenntnisse wie an die Kenner der Wirtschaftsförderung.
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