Für sein Meisterstück – einen Medikamentenschrank, der aus vier Einzelkorpussen besteht – entwickelte Robert Leitner an der Fachschule für Holztechnik, Stuttgart, ein außerordentliches Klappenscharnier mit integrierter Brems- und Haltevorrichtung.
Ein relativ kleiner, wür-felförmiger Korpus, mit den Seitenlängen von 390 x 390 x 410 mm, wird mit einer aufschlagenden und rundum 15 mm überstehenden Klappe verschlossen. Das Klappenscharnier sollte nicht sichtbar sein und die Klappenbremse bzw. -halter sollte den Innenraum des Korpusses nicht beeinträchtigen.
Die Eigenkonstruktion und der Gang zum Schlosser begründet der Meisterschüler einfach und überzeugend: „Die Klappe muss im geöffneten Zustand so stabil gehalten werden, dass sie als Ablage benutzt werden kann. Weiterhin sollte der geringe lichte Korpusinnenraum von 356 x 356 mm nicht durch eine aufgeschraubte Klappenbremse eingeengt werden. Die Halte- und Bremsfunktion sollte im Band integriert sein und der Mechanismus musste unsichtbar in der 17 mm dicken Korpusseite untergebracht werden. Eine selbstauferlegte Forderung war ein gleichmäßig ansteigendes Bremsverhalten, das ein sanftes Öffnen der Klappe ermöglichen sollte.“
Die Funktion
Der Beschlag besteht aus Korpus- und Klappenschenkel – aus VA-Stahl gefertigt – mit angeschweißten 8 mm Rollen und Achse. Am Korpusschenkel wurden zwei 1,5 mm dicke VA-Bleche angeschweißt, die in einer 15-mm-Bohrung das Kunststofflager drehbar aufnehmen. Das Lager hat eine 4-mm-Bohrung, in der die Haltestange geführt und gebremst wird. Zur Regulierung der Bremskraft wird das Lager einseitig geschlitzt. Dieser Schlitz kann über eine Stellschraube enger oder weiter gestellt werden.
Die je nach Öffnungswinkel der Klappe zunehmenden Zugkräfte werden durch eine ansteigende Bremskraft aufgefangen. Dies wurde durch eine leicht konische Form – von 4 auf 3,2 mm abgedreht – der Haltestange erreicht. Je weiter die Klappe geöffnet wird, um so größer wird der Haltestangendurchmesser und –damit die Reibungskraft im Kunststofflager. Damit die geöff-nete Klappe genau 90° zum Korpus stehen bleibt, wurden zwei Muttern am Ende der Haltestange geschraubt, die eine feine Justierung des Öffnungswinkels gewährleisten.
Das andere Ende der Haltestange ist in einem Langloch mit einer 1,2 mm Stahlachse drehbar am Klappenschenkel des Bandes befestigt. Beim Schließen der Klappe fährt die Haltestange in die Korpusseite ein, die Bremskraft nimmt dabei stetig ab. Das Ende der Haltestange beschreibt dabei im Inneren der Seite eine elliptische Form. Um diesen benötigten Hohlraum einfräsen zu können, wurde die Seite aus zwei Hälften aufgebaut, die nach dem Fräsen des Hohlraumes verleimt wurden.
Die geschlossene Klappe wird über zwei Unterfurniermagnete zugehalten. Eine vierseitig eingefräste und eingeklebte Moosgummi-rundschnur (ø 3 mm) fungiert als Aufschlagdämpfung und Staubdichtung. o
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