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Lernmethode der Zukunft

Pilotversuch NET-CA-T
Lernmethode der Zukunft

Zeit ist Geld. Und in den Betrieben wird die Zeit für Weiterbildung immer knapper. Um die Betriebe trotzdem fit für den Einsatz neuer Technologien zu machen, testen die Handwerkskammern Münster, Koblenz und Chemnitz in dem Pilotversuch NET-CA-T die Methode E-Learning. Drei Monate lang erlernen die Teilnehmer in einer Mischung aus Fern- und Präsenzunterricht die Programme AutoCAD und die 3D-Tischlersoftware PaletteCAD. Auch Tischlermeister Markus Köster aus Altenberge und drei seiner Mitarbeiter nutzen diese Chance.

Mit einem „Habt ihr mich schon angemeldet?“ erscheint Markus Köster wie immer auf die letzte Minute im „Computerraum“ der Köster Möbelwerkstätten. Seine drei Mitarbeiter sitzen bereits mit dem Headset, also mit rechtem Kopfhörer und Mikrofon, vor ihren PCs. Die Webcams sind ausgeschaltet, denn wie die anderen sieben Teilnehmer des E-Learningkurses „NET-CA-T“ aussehen, ist bekannt. Schließlich hat die Handwerkskammer Münster zu Beginn der Fortbildung zwei Tage Präsenzunterricht organisiert.

Tutor Andreas Sydlik klärte die sechs Männer und eine Frau über die wichtigsten technischen Voraussetzungen auf, ohne die E-Learning nicht funktioniert: Wie leistungsfähig sollte mein PC sein? Welchen Internetzugang benötige ich? Wie installiere ich die Programme? Wie schließe ich die Webcam an? „Diese Einfüh-rungsphase war äußerst wichtig. Auch als Präsenzkurs“, meint Markus Köster, „durch die intensive Schulung haben wir von Anfang an keine technischen Probleme gehabt – etwa Ab-stürze oder so.“
Keine Abstürze? „Das ist heute der Vorführeffekt“, beteuern Tobias Heckötter und Mike Hölker, und auch der Chef ist ratlos: „Das hatten wir wirklich noch nie.“ An diesem Donnerstag gibt es Startschwierigkeiten, dreimal verabschiedet sich das System. Mit einer halben Stunde Verspätung geht endlich alles seinen Gang: Der Tutor begrüßt die Teilnehmer, die entweder per Sprechanlage zurückgrüßen oder auf dem Bildschirm mit einem Häkchen hallo sagen. Die Hausaufgaben werden kurz besprochen, dann startet die erste Übung. Tutor Andreas Sydlik zeichnet auf seinem Bildschirm und gibt dazu mündliche Erklärungen. Die Kursteilnehmer – Handwerker aus Holz oder Metall verarbeitenden Unternehmen – verfolgen die Zeichnungen auf ihren eigenen Bildschirmen. Fragen können jederzeit gestellt werden, doch durch die Datenübertragung im Internet ergibt sich eine kleine Zeitverschiebung. Rund 15 Sekunden später ertönt die Frage erst im Kopfhörer. Reden kann immer nur einer, so dass der Unterricht etwas langsamer vorangeht als in den Präsenzphasen. „Das ist der einzige Nachteil“, findet Markus Köster.
Dass der Zeitaufwand für den E-Learningkurs insgesamt so groß ist, hatte der Tischlermeister und Diplomingenieur vor Beginn nicht gedacht. Jeden Donnerstag, von 17 bis gut 21 Uhr, müssen die Teilnehmer nachsitzen. In ihrer Freizeit. Geselle Mike Hölker findet das in Ordnung: „Ich will mir viele Möglichkeiten offen halten, da muss man technisch immer auf dem Laufenden bleiben.“ Die Weiterbildung per Internet sei eine gute Sache. „Ich finde die online-Stunden richtig gut, da muss ich mich nicht abhetzen. Sonst müsste ich erst nach Hause fahren, mich duschen, umziehen und dann nach Münster fahren“, erklärt der 23-Jährige. Auch seine Kollegen, Christian Nordhoff und Tobias Heckötter, finden das Lernen im Betrieb entspannter. „Wir sind ja zu viert auch eine gute Lerngruppe“, meint Tobias Heckötter. Den Tutor kennt der 27-Jährige schon von der Meisterschule her. „Er vermittelt den Stoff beim E-Learning genauso gut wie in der Schule“, lautet sein Fazit.
Dieses Lob freut auch die Handwerkskammer Münster, die die Idee für diesen E-Learningkurs im Bereich CAD hatte. „E-Learning bietet die Möglichkeit, neue Unterrichtskonzepte zu entwickeln und den Teilnehmern eine flexiblere Betreuung anzubieten“, sagt Projektleiterin Alexa Pieper. Größter Vorteil des E-Learnings sei die zeitliche und räumliche Flexibilität.
Außerdem habe diese Lernmethode noch einen positiven Nebeneffekt: Die Teilnehmer erweitern ihre Medienkompetenz.
Das kann auch Markus Köster bestätigen. „Der Kurs vermittelt nicht nur CAD-Inhalte, sondern erweitert auch die PC-Kenntnisse. Aus eigenem Antrieb hätte ich mich nicht so intensiv mit der Materie beschäftigt“, gibt der 34-Jährige zu. Eines sei ihm aber von vornherein klar gewesen: Ohne PC-Grundkenntnisse und eine vernünftigen technischen Ausstattung würde man den Kurs nicht schaffen. Darauf müssten die Veranstalter beim nächsten Mal explizit hinweisen, meint Markus Köster.
Ihn persönlich habe das Thema E-Learning gereizt, denn „das ist meiner Meinung nach die Lernmethode der Zukunft.“
Ganz ohne Präsenzstunden würde der CAD-Kurs aber nicht funktionieren, deswegen sieht das NET-CA-T-Lehrgangskonzept auch ungefähr die Hälfte der Zeit als Präsenzunterricht vor. Daneben gibt es Selbstlernmaterialien, zum Beispiel CD-ROMs, und ausführliche Skripte. Diese Mischung scheint sich zu bewähren, denn bisher gibt es niemanden, der den Kurs abgebrochen hat. Im Gegenteil meint Alexa Pieper: „Unsere Teilnehmer sind durchweg begeistert von den Inhalten und von der Unterrichtsorganisation.“
An dem Pilotprojekt beteiligen sich neben der Handwerkskammer Münster, auch die Kammern in Chemnitz und Koblenz. Im Vorfeld des Projektes wurden insgesamt 1200 Betriebe des Metall und Holz verarbeitenden Gewerbes über ihren Qualifizierungsbedarf in CA-Technologien befragt. Die Ergebnisse führten in den Kammerbezirken zu unterschiedlichen Lernangeboten und Kurszusammensetzungen. In Münster kommen die elf Teilnehmer zur Hälfte aus Holz und Metall verarbeitenden Betrieben; sie erlernen gemeinsam AutoCAD. Es geht also um Mechanical Desktop, die reine Konstruktion von 3D-Körpern. In Koblenz sind alle neun Teilnehmer im Holzhandwerk tätig. Sie werden in dem Programm PaletteCAD geschult, das speziell für die Zielgruppe Möbelbau konzipiert wurde. Damit können 3D-Volumenkörper direkt gezeichnet werden, zudem ist der Zugriff auf alle vier Ansichten möglich. In Chemnitz gibt es je einen Kurs für Handwerker aus der Metallverarbeitung und einen für Tischler.
Markus Köster wollte AutoCAD erlernen, da für ihn die präzise Zeichnung entscheidend ist, weniger die dreidimensionale Darstellungsmethode im Entwurfsbereich, die bei Präsentationen vorteilhaft ist. Die Köster Möbelwerkstätten, die seit 1936 in Altenberge bestehen, haben sich auf hochwertigen Innenausbau und Serienmöbelkollektionen spezialisiert. Auf eine modern ausgestattete Fertigung haben schon der Großvater und Vater geachtet. Seit Markus Köster den Betrieb vor fünf Jahren übernommen hat, wurde die EDV auf CAD umgestellt. Ziel ist es, spätestens in drei Jahren den Betrieb flächendeckend mit PCs auszustatten. Dann sollen alle 34 Mitarbeiter mit der neuen CAD-Technik umgehen können, auch diejenigen, die nur in Randbereichen damit befasst sind. Geselle Mike Hölker, der zugibt, „kein PC-Freak zu sein“, ist froh, dass ihn sein Chef schon für die jetzige Schulung angemeldet hat. Von alleine hätte er sich nicht gemeldet. Nach zwei Monaten Weiterbildung per E-Learning ist der Geselle angenehm überrascht – der Stoff sei einfacher als gedacht. Und die Erkenntnis ist gewachsen, „wenn man nicht an den neuen CA-Technologien dran bleibt, ist man irgendwann abgehängt.“
Claudia Schneider
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Alexa Pieper (Projektleitung)
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