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Mut haben zum Besserwerden

Neue BM-Serie: EDV-unterstützte Prozessoptimierung in Tischlereien
Mut haben zum Besserwerden

Die Nahtstelle von Büro und Werkstatt ist die Achillesferse vieler Tischlereien. Teure und leistungsfähige Maschinen werden nicht ausgelastet und gut bezahlte Mitarbeiter suchen sich durch Plattenreste oder skizzieren Stücklisten auf Sperrholzabfällen. An vielen Stellen und Schnittstellen im Tischlerbetrieb wird unnötig viel Zeit und Geld verpulvert. In dieser neuen, fünfteiligen BM-Serie beleuchtet Tilman Haerdle wesentliche Prozesse von der Lagerwirtschaft bis zur Maschinenanbindung und zeigt auf, wie sich diese mit EDV-Unterstützung teils deutlich verbessern lassen.

Seit Jahren ist zu beobachten, wie sich die Arbeitswelt des Tischlers immer drastischer verändert. Mit der diesjährigen Ligna+, die in wenigen Tagen in Hannover ihre Pforten öffnet, und der darin integrierten Sonderschau für das Holz verarbeitende Handwerk „Handwerk, Holz & Mehr“ wird eine weitere Runde der Technisierung von Tischlerbetrieben eingeläutet. Die auch dieses Jahr wieder zu erwartenden Innovationen versprechen – und erreichen sicher auch – eine noch stärkere Rationalisierung der meisten Tätigkeiten im Tischlerbetrieb. Seien es Maschinen, die mehr Teilabläufe in sich vereinen, wie CNC-Bearbeitungszentren mit Plattenaufteilung, Nesting und automatischer Beschickung oder Zuschnittsägen, die auch Gehrungsschnitte, Schrägschnitte und Nuten computergesteuert ausführen: Maschinen in der Fertigung werden immer leistungsfähiger, aber entsprechend auch komplexer. Mehrtägige Einweisungen und anspruchsvolle Bediensoftware werden immer mehr zum Standard, um auch wirklich alles aus der teuren Investition herauszuholen.

Auch im Zulieferbereich – die interzum ist beredtes Beispiel – begegnet der Tischler einer immer größeren Bandbreite an Werkstoffen, Beschlägen und sonstigen Materialien. Und diese Vielfalt wird auch abgerufen. Sei es, dass der Tischler neue Werkstoffe gezielt einsetzt, um dem Kunden neue Lösungen zu verkaufen, oder dass Architekten großer Filialisten mit sehr genauen Vorstellungen zu Material und Dekor an Ladenbauer herantreten, um eine einheitliche CI zu gewährleisten.
Die richtige Marktnische erkennen und besetzen
Wer unter diesen beschriebenen Rahmenbedingungen erfolgreich sein will, muss sich gleich mehrfach spezialisieren. Hochgradig automatisierte Maschinen sind in der Regel keine Alleskönner, sondern erledigen meist genau abgegrenzte Aufgaben in kürzerer Zeit. Durch den hohen Anschaffungspreis solcher Maschinen ist eine Durchrationalisierung aller Facetten der tischlerischen Tätigkeiten in einem Betrieb zumindest betriebswirtschaftlich sicher nicht sinnvoll.
Genauso scheint es unwirtschaftlich, sich in allen Materialbereichen perfekt auf dem Stand der Technik zu halten. Und die Entscheidung, sich auf eine bestimmte Werkstoffkategorie zu spezialisieren, nimmt einem zudem einen Großteil der Investitionsentscheidungen im Maschinensektor ab.
Viele Betriebe haben dies bereits realisiert, so dass beispielsweise der Bereich Innenausbau längst in mehrere Untersegmente unterteilt ist. Einige davon:
  • Privater Innenausbau
  • Objektausbau
  • Ladenbau
  • Möbelteile-Zulieferer.
Der Ladenbau, um nur ein Segment herauszupicken, unterteilt sich dann auch wieder in Bereiche wie Textil, · Schmuck, Museumstechnik, Baumärkte, Food, usw.
Spezialisierung: von außen nach innen
Aus der Fokussierung auf einen Markt ergeben sich notwendigerweise Anforderungen an die Ausgestaltung betrieblicher Abläufe. Zum einen versteht es sich von selbst, dass die Spezialisierung auf einen eng abgegrenzten Markt ein hohes Maß an Know-how erfordert, um dem Kunden nicht nur einfach Möbel, sondern Lösungen liefern zu können und über die Tätigkeit des „Erfüllungsgehilfen“ hinaus in erster Linie auch aktiv Problemlöser zu sein.
Doch neben der externen Spezialisierung ergibt sich diese Notwendigkeit auch im „Inneren“, also im Betrieb selbst. Entsprechend ist der „klassische“ Ansatz, einen gut ausgebildeten Tischler einen Auftrag vom ersten Brettaufriss bis zur Montage beim Kunden abwickeln zu lassen, bereits in vielen Betrieben durch arbeitsteiligere Verfahren ersetzt worden.
Neu ist dabei, dass ein größeres Augenmerk auf den Informationsfluss zwischen den am Arbeitsprozess beteiligten Mitarbeitern gelegt wird – denn wer sich auf eine bestimmte Verrichtung spezialisiert, der erledigt diese zwar in der Regel besser und schneller als ein „Alleskönner“, hat aber auch weniger Überblick über das „große Ganze“ und benötigt daher genauere Arbeitsinstruktionen.
Je exakter einzelne Arbeitsabläufe beschrieben und Zuständigkeiten geklärt sind, desto effektiver wird ein Controlling – ansetzend bei der Zeiterfassung – um zu messen, wie nahe Planung und Realität beieinander liegen.
Nehmen wir die interne und externe Spezialisierung einmal zusammen, finden wir bereits heute eine Vielzahl von Betrieben vor, die sich „Tischlerei“ nennen, aber in Wirklichkeit auftragsorientiert arbeitende kleine Industriebetriebe sind. Aus dieser Erkenntnis ergeben sich einige sehr spannende Fragestellungen:
  • Welche Qualifikationen zeichnen einen optimalen Angestellten eines solchen Betriebs modernster Prägung aus?
  • Wie sehen heute gut funktionierende Abläufe (Prozesse) aus, um einen solchen Betrieb sicher zu steuern?
  • Welche Rolle kann und muss die EDV dabei spielen?
Die Diskussion dieser Fragen bzw. Themenkreise ist brisant. Denn auch „altgediente“ Tischler erachten die Investition in moderne Maschinen als sinnvoll, schließlich ist dies schon immer Kern der Investitionstätigkeit der Tischler gewesen. Gleichzeitig aber tun sich manche ältere Unternehmer schwer, den Nutzen moderner EDV und der oftmals damit verbundenen Umstrukturierung ihres Betriebs zur Erhöhung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit zu erkennen.
Tatsächlich besteht hier durchaus ein handfester Generationenkonflikt. Besonders dann ist dieser Konflikt ernst zu nehmen, wenn hinter einem gestandenen Seniorchef ein Junior steht, der vielleicht sogar schon die Meisterschule besucht hat und mit „spinnigen“ Ideen versucht, den Betrieb umzukrempeln. Meisterschulen, doch auch die berufsbegleitenden Qualifikationsangebote, die von Innungen und Verbänden angeboten werden, tragen Innovation in die Betriebe. All das wandelt das klassische Berufsbild des Tischlers und der Betriebe als Ganzes.
Spinnt man die oben aufgeworfenen Fragestellungen weiter, kommt man unabänderlich auf das Thema der Ausbildung und Qualifikation des Tischlernachwuchses. Welche Qualifikationen werden gelehrt, welche werden abgerufen bzw. tatsächlich benötigt? Vielerorts wurde bereits erkannt, dass die klassische Tischlerausbildung alleine nicht mehr in dem Maße berufsqualifizierend ist, wie dies viele Betriebe eigentlich erfordern. Die Diskussion darüber fand und findet im BM, aber auch auf anderen Ebenen statt. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die derzeitige Abgrenzung einiger Meisterschulen voneinander fortsetzen wird. Die Meisterausbildung in der bisherigen Form scheint heute keine Jobgarantie mehr zu bieten. In einigen Betrieben werden für die anspruchsvollen Tätigkeiten im Bereich der Arbeitsvorbereitung sogar schon abgeschlossene Holztechniker gesucht, selbst Innenarchitekten sind in größeren Ladenbaubetrieben gefragt und auch gut positioniert.
Mit der stark reformierten Meisterprüfungsordnung, wie Sie nun dieses Jahr endgültig in Kraft tritt, hat das Handwerk die Weichen für eine wesentlich mehr an den heutigen Anforderungen orientierte Ausbildung gestellt. Die Zeit wird zeigen, wie die Ausbildungseinrichtungen diese Richtlinie interpretieren und umsetzen. Fest steht, dass hiermit auch die EDV-Anbieter in der Branche zur engen Zusammenarbeit mit den Schulen aufgerufen sind.
Prozesse: analysieren und optimieren
Neben der Qualifikation der Mitarbeiter spielt die Organisation des Betriebs in einem technisierten Umfeld eine entscheidende Rolle. Nur, wer sich detaillierte Gedanken über die Ausgestaltung seiner Abläufe macht und diese auf die Anforderungen seines Betriebs abstimmt und optimiert, ist so aufgestellt, dass eine IT-Umgebung zum Einsatz kommen kann, die den Maschinenpark auch wirtschaftlich auslastet. An der Schnittstelle zwischen Fertigung und Büro kann man dabei folgende Hauptbereiche identifizieren:
  • Einkauf und Lager
  • Zeichnung
  • Stückliste
  • Maschinenanbindung
  • Zeitwirtschaft.
In jedem dieser Bereiche findet man Arbeitsweisen von traditionell bis modern. Die Lösungsansätze der Betriebe sind dabei so unterschiedlich wie die oftmals ganz speziellen Anforderungen, mit denen sie dabei umgehen müssen.
Deshalb wollen wir im Rahmen einer BM-Serie diese Bereiche näher unter die Lupe nehmen und untersuchen, was es mit dem Wahrheitsgehalt der folgenden, teils provokanten Behauptungen auf sich hat:
  • Lagerwirtschaft ist mit Branchensoftware nicht möglich – die Lagerbestände stimmen einfach nie und die Handhabung der EDV ist zu aufwendig.
  • Bestellungen wickeln wir generell telefonisch ab – das geht am schnellsten.
  • Zeiterfassung mit BDE-Terminals wird von meinen Mitarbeitern nicht akzeptiert – Big Brother is watching you.
  • Stücklisten schreibt jeder Geselle selbst, dann weiß er am besten, was anzufertigen ist.
  • 3D-Zeichnungen sind zu aufwendig herzustellen und außerdem als Arbeitsunterlage für die Fertigung ungeeignet.
  • CIM (Computer Integrated Manufacturing, komplett EDV-basierte Fertigung) im Tischlerhandwerk ist immer noch Zukunftsmusik.
Wir wollen darstellen, wie in den vorgenannten Bereichen durch Optimierung von Abläufen, aber auch durch Reorganisation die Effizienz im Betrieb erhöht werden kann. Zudem wollen wir diskutieren, inwieweit der Einsatz von EDV sinnvoll bzw. notwendig ist, um diese Bereiche noch effektiver abwickeln zu können.
In der Juniausgabe des BM beschäftigen wir uns mit dem Thema „Einkauf und Lager“ – von der Bedarfsermittlung über die Beschaffung bis hin zur Bebuchung des Lagers. ■

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

EDV im Tischlerhandwerk

Sie haben Erfahrungen mit Branchen-EDV gemacht, die auch ihre Kolleginnen und Kollegen interessieren und weiterbringen könnten? Oder Sie haben in Sachen EDV Ihre ganz eigene Philosophie? Was auch immer – Ihre Meinung interessiert uns.
Sagen Sie uns, welche Erfahrungen Sie mit der wachsenden Technisierung und der EDV-Nutzung in Ihrem Betrieb gemacht haben. Besonders interessant werden Ihre Aussagen, wenn sie unabhängig von den Erfahrungen sind, die in der konkreten Zusammenarbeit mit Maschinen- und Softwarelieferanten zustande kommen: Wie hat moderne Technologie im Allgemeinen Ihren Betrieb verändert? Oder nutzen Sie CNC-gesteuerte Maschinen und Branchensoftware sowieso schon seit Jahrzehnten? Vielleicht kommt ja auch die Anschaffung von Branchen-EDV in Ihrem Betrieb grundsätzlich nicht in Frage? Sagen Sie uns, warum!
Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Ihre Erfahrungen und Anregungen: per Fax oder per E-Mail. Interessante Aussagen werden wir in den kommenden Ausgaben im Rahmen dieser BM-Serie veröffentlichen. Vielen Dank!
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