Nachdenkenswert

Neue Impulse für eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft der Tischler und Schreiner in Ost und West, in Nord und Süd sollte der Deutsche Tischlertag 2000 geben, der im September in den Hallen der Neuen Messe Leipzig unter dem Motto “Gemeinsam in die Zukunft” stattfand.

Bewusst hatte man Leipzig als Veranstaltungsort gewählt, weil von dieser Stadt vor zehn Jahren die Aktionen ausgegangen waren, die zur deutschen Wiedervereinigung geführt hatten. Mit der Wahl des Veranstaltungsortes wollte man nicht nur die historische Bedeutung der Stadt würdigen, sondern ebenso eine Brücke zwischen den Tischlern und Schreinern aus West und Ost schlagen.

Das bundesweite Tischlertreffen sollte aber auch dazu genutzt werden, um gemeinsam über die Zukunft des Tischler- und Schreinerhandwerks zu diskutieren und die Rahmenbedingungen mitzugestalten, die den Betriebsalltag im Wesentlichen beeinflussen. Soweit dies die Partner aus der Zulieferindustrie und dem Handel betraf, konnte diese Zielsetzung verfolgt werden – was das Zusammenwirken mit der Politik anbelangt allerdings nicht! Abgesehen vom Festredner, Dr. Wolfgang Schäuble, der in seinem exzellenten Festvortrag die politische Entwicklung zur deutschen Wiedervereinigung und den wirtschaftlichen Neuordnungsprozess in den letzten zehn Jahren nachzeichnete sowie der Teilnehmerin aus der Podiumsdiskussion, Frau Jelena Hoffmann, MdB, hatte es kein Politiker für notwendig erachtet, der Einladung zum Deutschen Tischlertag zu folgen. Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit oder Missachtung gegenüber dem deutschen Tischler- und Schreinerhandwerk? Sollte den Politikern jeglicher Couleurs entgangen sein, dass das Handwerk der Tischler und Schreiner mit seinen über 40 000 Betrieben, rund 270 000 Beschäftigten und 42 000 Lehrlingen den fünften Platz in der Rangliste des deutschen Handwerks belegt? Ein Faktum, das nicht so ganz unbedeutend auch für Politiker sein sollte. Da kann auch die Sitzung des Haushaltsausschusses, die just zum gleichen Zeitpunkt angesetzt war, nur bedingt als Grund für das Nichterscheinen gelten. Auch die Landesregierung des Freistaates Sachsen habe es, trotz mehrfacher Anfragen und Hinweise auf die Veranstaltung und Bedeutung des Tischler- und Schreinerhandwerks, “nicht für nötig gehalten, heute hier zu erscheinen”, hatte BHKH-Präsident Guido Ossenkopp in seiner Begrüßungsrede beklagt. Mit Recht, so meine ich, und Grund genug, über neue Positionen nach-zudenken.

Anlass zum Nachdenken gibt aber auch die geringe Teilnehmerzahl des Deutschen Tischlertages. Waren es noch vor drei Jahren in Lübeck annähernd 650, so kamen in diesem Jahr nur 560 Tischlertagsteilnehmer nach Leipzig. Was sie dort erwartete, ist auf den Seiten 142/143 nachzulesen. Darüber hinaus bietet die vorliegende BM-Ausgabe wieder eine Fülle an Informationen und Anregungen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Herzlichst

Ihr Peter Nagel

Chefredakteur