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Nachweis der Qualifikation

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Nachweis der Qualifikation

Seit fast zehn Jahren – und in den letzten Jahren immer intensiver – befassen sich die Studierenden der Technikerschule Beckum im letzten Semester des viersemestrigen Studiums mit einer selbstgewählten Projektarbeit. Waren es früher fast ausschließlich simulierte Produktentwicklungen, so kommt heute die Thematik für die Arbeit immer mehr aus den Betrieben in Form von Realaufgaben, wie Neu- und Umplanungen, Verbesserung der Organisationsstruktur oder Einführung von Qualitätsstandards.

StD Wilfried Schmitt – Projektarbeit „Produktentwicklung“ an der Fachschule für Technik in Beckum

Aufgabe und Zielsetzung sind dabei klar definiert: So soll die Projektarbeit
• fächerübergreifend sein und
• in Kleingruppen weitgehend selbständig durchgeführt werden.
Für die gesamte Projektarbeit stehen den Studierenden rund zwei Monate Zeit zur Verfügung. Die Fachlehrer haben dabei nur eine beratende und betreuende Funktion.
Über den Ablauf und die Inhalte der Projektarbeit erstellt die Arbeitsgruppe eine umfangreiche Dokumentation mit Zeichnungen, Schaubildern, Diagrammen usw.
Die Ergebnisse der Arbeit werden abschließend von den Studierenden einem fachkundigem Publikum präsentiert.
Projektarbeit „Vertiko“
Die Projektgruppe Susanne Böckendorff, Uwe Hagemeister, Rainer Holthoff und Friedhelm Ittermann entschloß sich nach längerer Diskussion für die Produktentwicklung eines Vertikos. Das Vertiko, ein beliebtes Möbelstück der Gründerzeit (1870 – 1900), sollte in neuem Gewande zeitgemäß interpretiert werden, ohne seine klassische Identität zu verlieren. Äußere Kennzeichen des herkömmlichen Vertikos ist die typische Dreiteilung, bestehend aus dem Aufsatz, dem breiten und in der Tiefe vorstehenden Schubkastenbereich sowie aus den beiden unteren Türen (s. Abb. 2). Die Rahmentüren wurden mit Zapfenbändern angeschlagen.
Typische Stilmerkmale waren
• für den Aufsatz: abgetreppte Rückwand mit Spiegel und zwei Konsolen, zwei Säulen, einen Oberboden tragend und Zierbalustraden.
• für den Schrankteil (heute würde man „Highboard“ sagen): Blenden rechts und links mit Kapitellen oben, kannelierten Pilastern mittig und Basen unten. Der gesamte Schrank mit Aufsatz ruht auf gedrückten Kugelfüßen.
Nostalgische Strömungen der letzten Jahre führten dazu, daß Vertikos heute „entfeinert“ als rustikale Serienmöbel nachgebaut werden. Nach einer Marktanalyse sind sie meist aus Kiefer- oder Fichtenvollholz mit gewachster Oberfläche gefertigt und kosten zwischen 700,- und 2000,- DM.
Eckpunkte des,modernen’ Vertikoentwurfes
Die Mitglieder der Projektgruppe entwarfen zunächst eigene Vorstellungen zu einem „modernen“ Vertiko, die dann ausgiebig in der Gruppe diskutiert wurden. Das Ergebnis des Einigungsprozesses wurde dann durch den Bau eines einfachen Prototypen festgehalten.
Die Eckpunkte dieser Entwicklungsarbeit waren:
• die tradierte Optik des Möbeltyps „Vertiko“ wurde grundsätzlich erhalten, jedoch aller verschnörkelter Zierrat weggelassen.
• die verbleibenden Stilmerkmale, wie Aufsatz, Diamentierung, Kapitelle, Pilaster, Basen und Füße wurden vereinfacht.
• die Türanschläge wurden dahingehend verändert, daß die Zapfenbänder und Blenden entfielen (s. Zeichn. 1: Schnitt A-A). Die Türen sind jetzt mit verdeckten, selbstschließenden Topfscharnieren direkt an den Seitenwänden angeschlagen.
• die stilbildenden Applikationen – Kapitell, Pilaster und Base – sind direkt auf die breiteren, äußeren, aufrechten Riegel aufgeleimt.
• die Türfüllungen zieren je drei eingelassene, blaue Glas- „Quadratel“, dem Zeitgeist folgend.
• als Material wurde Ahorn- Vollholz gewählt, das selber aus breiteren Streifen als handelsüblich hergestellt wurde.
• schließlich wurde ein Möbelprogramm entwickelt, das neben Vertikos auch Highboard-Varianten enthält. Ober-, Mittel- und Unterboden sind einheitlich gebohrt (s. Zeichn. 3). Aus dem Vertiko wird durch Weglassen des Schubkastens und Austausch des Mittelbodens durch den Oberboden ein Highboard.
Fächerübergreifende Arbeiten
Zu zeichnen waren sämtliche notwendigen Teilschnittzeichnungen (s. z. B. Zeichn. 1) und Einzelteilzeichnungen für die Fertigung mit steigender Bemaßung und allen notwendigen Angaben (s. z. B. Zeichn. 3).
Im Fach „Kostenwesen“ waren:
• die Ermittlung der Maschinenstundensätze
• die Aufstellung eines Kostenstellenplanes
• die Beschreibung des Arbeitsablaufes
• die Aufstellung von Materiallisten (Fertigungs- und Zulieferteile) in die Arbeiten einzubeziehen.
Die Vorkalkulation beinhaltete die Herstellung eines sowie acht Vertikos (es wurden später insgesamt acht Vertikos von der Arbeitsgruppe gefertigt, wovon eines als Referenzstück in der Schule verblieb – s. Abb. 4).
Die Nachkalkulation umfaßte:
• die Arbeitspläne Maschinenraum, Bankraum, Montage, Oberfläche
• die Materiallisten, Fertigungs- und Zulieferteile
• die Verteilung der Maschinenkosten
• die Ermittlung der Fertigungslohnkosten
• die Ermittlung des Nettoverkaufspreises.
Im Fach Betriebsplanung wurden Ablaufpläne für Einzelteile und Teilefamilien sowie ein Arbeitsfolgeplan erstellt und ein Arbeits- und Materialflußbild grafisch dargestellt. In die Projektarbeit einbezogen wurde auch das Fach PPS, mit:
• der Festlegung von Nummernformaten mit Identnummern.
• der ABC-Analyse für eine möglichst rationalisierte Materialdisposition; bei diesem Produkt mit 82 A-Teilen, 13 B-Teilen und 5 C-Teilen.
• der Erzeugnisgliederung nach Fertigungsebenen.
• dem Kostenstellenplan – EDV-Kostenstellen.
• der Artikel-Stammdatei und deren Selektierung.
• der Baukosten-, Baugruppen-, Struktur- und Mengenstückliste.
• dem Artikelverwendungsnachweis, dem Arbeitsvorgangskatalog und dem auftragsneutralen Arbeitsplan.
Ergebnis
Wie aus der Auflistung der fächerübergreifenden Arbeiten zu ersehen ist, wurde die eigentliche Nullserienfertigung (acht Vertikos) aufwendig geplant, so, wie es idealerweise sein sollte. Die Technikerschule Beckum legt bei ihren Produktentwicklungen besonderen Wert darauf, die umfangreichen Planungen auch praktisch umzusetzen. Papier ist bekanntlicherweise geduldig. Wenn eine Planung nicht umgesetzt wird, besteht die Gefahr, daß das Datenmaterial weniger akribisch genau erstellt wird. Deshalb müssen die Studierenden eine Produktentwicklung mit der praktischen Nullserienfertigung in der Schulwerkstatt abschließen.
Schlußbetrachtung
Nach Abschluß aller Arbeiten resümierte die Projektgruppe:
„Die zurückliegenden Wochen, in denen wir uns durch die intensive Zusammenarbeit besser kennengelernt haben als in der gesamten vorherigen Schulzeit, werden wahrscheinlich jedem von uns in Erinnerung bleiben. Sie zeichneten sich neben vielen negativen Aspekten ebenso durch positive Erfahrungen aus.
Trotz unserer Gruppenneubildung sind wir sehr schnell zu einem „eingeschworenen“ Team geworden. Da alle Gruppenmitglieder bereits negative Erfahrungen im Bereich der schulischen Teamarbeit gesammelt hatten, war uns daran gelegen, etwaige Fehlerquellen durch Festsetzung bestimmter Regeln innerhalb der Gruppe von Anfang an auszuschließen. Wir einigten uns z. B. darauf, daß jeder Vorschlag von der Gruppe berücksichtigt werden muß, jederzeit Kritik eingebracht werden darf, grundsätzlich Mehrheitsentscheidungen getroffen werden und Einzelkämpfertum nicht geduldet wird. Gerade in schwierigen Phasen (z. B. während der Fertigung) und bei sehr unterschiedlich vertretenen Ansichten zur weiteren Vorgehensweise war es oft nicht leicht, diesen Grundsätzen treu zu bleiben. Wir haben jedoch immer eine gemeinsame Ebene gefunden und möchten von uns behaupten, überwiegend harmonisch und effektiv zusammengearbeitet zu haben. Abschließend bleibt zu sagen, daß wir mit dem Verlauf und dem Ergebnis unserer Projektarbeit sehr zufrieden sind; in den letzten Wochen oft verärgert und auch gestreßt waren, aber trotzdem ebensoviel Spaß miteinander hatten.“
Die gesamte Projektarbeit mit Dokumentation, Produktion und Präsentation wurde mit „sehr gut“ bewertet. Hervorzuheben ist, daß die Schülergruppe für ihre Produktentwicklung einen Gebrauchsmusterschutz beantragt und erhalten hat. Der Studienbeginn an der Technikerschule Beckum, Fachschule für Holztechnik ist jährlich jeweils am 1. August und am 1. Februar. n
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