Auf der Berufsbildungstagung im März 2009 beschäftigte sich der Fachverband des Tischlerhandwerks NRW mit der Nachwuchsgewinnung und damit besonders mit der Frage: Wie ticken Jugendliche?
Eine Maßnahme, um dem für die nächsten zehn Jahre prognostizierten Facharbeitermangel im Tischlerhandwerk entgegen zu wirken, hat der Fachverband einen Ordner mit Unterrichtsmaterialien zum Tischlerhandwerk für allgemeinbildende Schulen entwickelt. Auf 120 Seiten stehen Unterrichtsmaterialien für die Berufsorientierung und Anleitungen für Werkstücke aus Holz zur Verfügung. Die Übergabe soll persönlich über die Innungen erfolgen. Dieter Roxlau, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes, sieht darin „eine Chance, den Kontakt zwischen der Schule und den Betrieben, der Innung und der überbetrieblichen Lehrwerkstätte zu stärken.“
Fachgespräche gestalten
Einen weiteren Themenschwerpunkt der Tagung bildete das 2006 eingeführte Fachgespräch in der Zwischen- und Gesellenprüfung. Werner Selbeck, selbstständiger Berater für verschiedenste Gewerke kommentierte die bisherigen Erfahrungen. „Manchmal wird aus dem Fachgespräch eine reine Wissensabfrage, manchmal wird zu sehr an den Schwachstellen gebohrt, und häufig gibt es keine klaren Kriterien.“ Gedacht sei das Fachgespräch aber als „sachliche, objektive Reflexion der praktischen Prüfung“. Selbeck stellte den Tagungsteilnehmern Strukturen vor, nach denen ein Fachgespräch bewertet werden kann.
„Wie ticken Jugendliche?“
Die Frage nach Beweggründen und Verhalten von Jugendlichen kann laut Markus Etscheid vom Bund der katholischen Jugend (BDKJ) nicht allgemein gültig beantwortet werden. Die vom BDKJ und der Hilfsorganisation Misereor in Auftrag gegebene Sinus-Milieustudie beschreibt sieben verschiedene Lebenswelten von Jugendlichen, die Etscheid den Tagungsteilnehmern vorstellte. Nach dieser gehören die meisten zu den Hedonisten, die anders sein und ausbrechen wollen. Die andere große Gruppe sind die Performer. Sie wollen so schnell wie möglich ihre Ziele erreichen, haben jedoch kein Endziel, das sie anstreben. „Im Prinzip erfüllen sie alle Anforderungen, die Gesellschaft und Arbeitsmarkt an sie stellen“, so Etscheid.
Ein problematisches und größer werdendes Milieu bilden die konsum-materialistischen Jugendlichen. Sie stammen vor allem aus den unteren Schichten, verfügen über eine eher geringe Bildung und streben den Aufstieg aus diesem Umfeld an. Dabei stoßen sie oft auf Ablehnung, weshalb sie sich gegen Systeme wie Schule und Ausbildung wehren.
Vorlieben entscheiden
Thomas Ziehe von der Universität Hannover ergänzte, dass persönliche Vorlieben immer entscheidender für das Verhalten von Jugendlichen werde. Durch die Liberalisierung der Werte seien sie heute sehr viel ungezwungener und entspannter. Gleichzeitig fiele es ihnen aber schwerer, sich zu disziplinieren, denn es verlange viel Energie, sich eigene Strukturen zu schaffen. „Deshalb freuen sich Jugendliche meist auch über feste Strukturen in ihrem Alltag,“ so Thomas Ziehe. ■
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