Mit Beginn des Schuljahres 1997/98 wurde vom Kultusministerium Rheinland Pfalz der von der Meisterschule beantragte Schulversuch „Zweijähriger Bildungsgang für Abiturienten im Tischlerhandwerk“ genehmigt.
Die in den letzten Jahren zu Recht erfolgte Aufwertung des Tischlerberufs führt dazu, daß sich in verstärktem Maße Schüler mit höheren Bildungsabschlüssen für eine Tischlerausbildung entscheiden. Somit finden sich in den Tischlerklassen Schüler mit unterschiedlichsten Bildungsvoraussetzungen.
Die heterogene Zusammensetzung der Schulklassen stellt hohe Anforderungen an die Lehrenden. Unterrichtsinhalte sind zu differenzieren, um Motivationsverluste durch Unter- oder Überforderung zu verhindern, gleichzeitig ist aber durch die einheitliche Abschlußprüfung eine Nivellierung unvermeidbar.
Neben diesen didaktisch-methodischen Problemen ist auch unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu fragen, ob es sinnvoll ist, daß Schülern mit höherem Bildungsabschluß und entsprechend langen Zeiten in allgemeinbildenden Schulen zum wievielten Male grundlegende Kenntnisse vermittelt werden sollen.
Auf dem Ausbildungsmarkt sind verschiedene Lösungsansätze zu finden. „Betriebsassistent im Handwerk“ oder „Management im Handwerk“ sind in einigen Bundesländern Zusatzangebote der Abiturienten-Tischlerausbildung, die vorwiegend im kaufmännischen Bereich Zusatzqualifikationen vermitteln.
Der Ansatz der Meisterschule Kaiserslautern zielt in eine andere Richtung. Dies ist zum einen das Gebiet der Gestaltung und Formgebung, zum anderen die personalkostenintensive Umsetzung der schon gar nicht mehr so neuen Technologien (CAD, CNC, CAM). Besonders im zweiten Bereich stellt der Mangel an gut ausgebildeten Fachleuten ein echtes Fortschrittshemmnis dar.
Die Meisterschule für Handwerker bietet auf Grund ihrer hervorragenden Ausstattung beste Möglichkeiten hier einen wichtigen Lernbereich auszufüllen, der in der herkömmlichen Ausbildung nicht abgedeckt werden kann.
Zur Zeit der Drucklegung dieses Artikels beendet die erste Schulklasse den Schulversuch mit der Anfertigung des Gesellenstücks, die Bewerberliste für den zweiten Durchgang ist gefüllt.
Die Gestaltung dieser Gesellenstücke und die praktische Arbeit in der Werkstatt, hier vornehmlich der Einsatz des CNC-Bearbeitungszentrums, zeigen, ohne einer intensiven Reflexion des Versuches sowie den Prüfungsergebnissen vorgreifen zu wollen, daß die Meisterschule mit diesem Konzept auf dem richtigen Weg ist.
(Informationen: Meisterschule für Handwerker, Am Turnerheim 1, 67657 Kaiserslautern, Tel. 06 31/ 3 64 74 40) n
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