Seit einiger Zeit ist es guter Brauch, daß das Erstsemester der Meisterschule Ebern für das Schreinerhandwerk eine “Kennenlernfahrt” unternimmt, um sich auch außerhalb des Unterrichts zu erleben und damit besser einzuleben. Erstmals führte die Tour nach Thüringen. Zu Beginn stand die Besichtigung eines Schreinerbetriebs in Bad Königshofen. Bei einer Zahl von 140 Mitarbeitern ist sie allerdings sehr viel größer als eine übliche Schreinerei. Interessant für angehende Schreinermeister waren die Ausführungen des Eigentümers zu betriebswirtschaftlichen Fragen und zu seiner eigenen Ausbildung.
Dann ging es weiter nach Meiningen, wo im Schloß Elisabethenburg die Historikerin Andrea Jakob eine aufschlußreiche Führung machte. Sie verstand es, mit ihren Sachkenntnissen die Entwicklung von Möbeln und damit die des Schreinerberufs darzustellen und mit Beispielen an Truhen, Stühlen, Tischen und Schränken, Wandabwicklungen und Fußböden aufzuzeigen. Was in Museen sonst nicht üblich ist: Die Schreiner durften alles anfassen. Das Arbeitszimmer des großen Herzogs Georg II. boten Augen und Fingern viele Reize. Am Nachmittag besichtigte man das Meininger Staatstheater. Die Theaterschreinerei, die erst 1994 eröffnet wurde, begeisterte alle Anwesenden: neue Maschinen und helle Räume, aber auch die Arbeiten wie Kulissen und Kleinmöbel. Auch die Schlosserei, die Malerwerkstatt, der “Fundus”, wo die Requisiten lagern, ließ die Besucher staunen. Nach diesem Hintergrundwissen wurde die Bühne betreten, die für die Abendveranstaltung aufgebaut wurde. Die erste Führung des nächsten Tages fand im Südthüringischen Bildungszentrum Holz e.V., Kloster Veßra, statt. Diese Ausbildungseinrichtung gehörte bis zur Wende zum Möbelkombinat Themar, in dem 1200 Beschäftigte arbeiteten – heute sind es noch 120. Der pädagogische Leiter, Karl-Heinz Büttner, führte durch die Ausbildungsstätte, in der 160 junge Menschen zu Holzwerkern, Holzfachwerkern und Holztechnikern ausgebildet werden. Die Betreuung ist hervorragend, denn für je acht Ausbildungsplätze gibt es einen Ausbilder. Die Kennenlernfahrt hatte in Hildburghausen einen weiteren Höhepunkt. Im alten Landratsamt wurden die Eberner vom Hausherrn, Landrat Thomas Müller, begrüßt, der den Landkreis Hildburghausen vorstellte und das Handwerk lobte, das seine Versprechungen eingehalten habe. Zum Abschluß referierte der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hildburghausen, Peter Kummer, zum Thema Betriebsgründungen und hob die Bedeutung der kaufmännischen Ausbildung hervor. n
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