Aus dem Wunsch nach größerem Praxisbezug und fächerübergreifendem Unterricht war an der Stuttgarter Meisterschule schon vor Jahren die Idee einer übergreifenden Projektarbeit entstanden. In Teams sollte ein Alltagsdiener entworfen, detailliert geplant, konstruiert und gebaut werden, wobei auch ein/e Auszubildende/r mit einbezogen wurden. Nachdem wir in der September- Ausgabe des BM bereits einige interessante Arbeiten vorgestellt hatten, werden jetzt zwei weitere Arbeiten präsentiert.
Nach dem Motto „Der Schreiner kann’s auch anders“, war eine Anmutung des „Dieners“ von der Lehrerschaft gefordert worden, die zeitgemäß, technisch, konstruktiv geprägt sein sollte und nicht dem typisch handwerklichen Erscheinungsbild entspricht.
Das Ansinnen der Lehrer war es einerseits den ganz normalen Meisteralltag durchzuspielen, andererseits den angehenden Meistern die Angst vor dem Meisterstück zu nehmen und Mut für neue Wege und Konstruktionen zu machen.
Jeder Meisterschüler erarbeitete selbstständig einen Entwurf, dann wurden pro Gruppe drei Entwürfe ausgewählt, die dann in Gruppenarbeit optimiert und konstruktiv überarbeitet wurden. Einer dieser Entwürfe kam dann zur Ausführung.
So entstanden in Gruppen, mit jeweils drei bis vier Meisterschüler/innen und einem Lehrling, teilweise ansprechende Möbel, von denen wir hier zwei weitere vorstellen.
Carollo
Während die eine Gruppe Alltagsdiener aus der praktischen Sicht zur Ablage und Aufbewahrung von Gegenständen konzipierte, entwickelten andere Gruppen Möbel, die der Bequemlichkeit dienlich sein sollten. So wurde von Andreas Weis, Ulrich Wolper, Mario Perez-Linkenheil und Helmut Moskalewski der fahrbare Tisch „Carollo“ entwickelt.
Der Alltagsdiener ist vielseitig einsetzbar. Ob man beim Baden ein Buch lesen möchte oder beim Fernsehen die Knabbereien, Getränke, Fernbedienung oder Telefon ablegen will. Oder beim Frühstück im Bett – wobei man in der Küche das Frühstück auf dem Alltagsdiener anrichtet und es dann am Bett serviert. Auch bei einem Essen kann der bewegliche Tisch als Servierwagen dienen – alles in allem ein Alltagsdiener als multifunktionales Möbel.
Der Alltagsdiener wurde in Leichtbauweise geplant, in dem die Tischplatte aus Multiplex besteht und nachher mit Kanadischem Ahorn furniert wurde. Das Gestell wurde mehrschichtig verleimt und mit vier Lenkrollen mobil gemacht.
Das geschwungene Gestell ist zu einem für die optische Note und zum anderen zur besseren Stabilisierung des gesamten Tisches konstruiert. Zusätzlich gestützt wird das Möbel durch die zwei V2A-Rohre, die diagonal zu den Fußteilen angebracht sind. Die zwei Stege zwischen jenen Teilen dienen auch der Standfestigkeit des Möbels.
Eine kleinere Platte, zwischen den zwei Multiplex-Platten der Tischplatte, dient als Ablage. Sie ist nach vorne ausschwenkbar konstruiert. In der Ablage befinden sich zwei Bohrungen, um die unterhalb der Tischplatte angebrachte Stütze einzustecken. Man kann jenes als Buch- oder Zeitschriftenstütze nutzen.
Ola
Ein Möbel, das einem beim nach Hause kommen herzlich empfängt, den Tascheninhalt wie Geldbörse, Auto- und Hausschlüssel aufnehmen kann und einem das Jackett und andere Kleidungsstücke abnimmt, war Entwurfsziel der Gruppe um Thomas Rosner. „Ola“ – so der Name des Möbels – sollte ein Blickfang sein, „ein nicht alltägliches Möbel“, erläutert der Gruppensprecher Thomas Rosner. So entstand ein sehr filigranes Stück, das sowohl leicht wirkt aber auch leicht ist.
Zwei leicht geschwungene, zierliche Beine haben im oberen Bereich den gleichen Radius und sind dort verleimt. Die zwei halbrunden Korpusse und eine Acrylglasstange stellen die Verbindung zwischen dem Fußgestell her. Die gebogenen und geschweiften Elemente des Möbels wurden aus 1,5 mm dicken Starkfurnieren hergestellt, wobei Kanadischer Ahorn und Mahagoni verwendet wurde. Am Entwurf und der Fertigung waren beteiligt: Thomas Rosner, Karin Haubold, Dietmar Friedle und Bernd Lörcher. o
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