Sanitärkabinen von Businessjets eine angemessene Qualität und Atmosphäre zu geben, die dem Begriff „FirstClass“ gerecht wird, war das Hauptanliegen des hier vorgestellten Design-Projekts.
Eine nicht einfache Herausforderung, denn wer kennt sie nicht, die heutigen Standards der „Lavatories“, wie sie in der Flugzeugsprache genannt werden: Das Platzangebot einer Telefonzelle, Kunststoff-Look, diffuse Leuchtstofflampenbeleuchtung, klapprige Falttüre, ein vom Vorgänger meistens verschmutzter Waschtisch, eine edelstählerne Kloschüssel mit Autobahnraststätten-Optik, von standardisierten Flugzeugtapeten an den Bordwänden erst gar nicht zu reden. Um den Komfort zu verbessern, wurden im Bereich des Waschtischs noch die meisten Verbesserungen umgesetzt. Mineralwerkstoffe kommen hier zunehmend zum Einsatz. Die Eigenschaften dieses Materials ermöglichen freies Gestalten und werten den Gesamteindruck erheblich auf. Zurück zum Design-Projekt, dessen Ziele die Designer so formulieren: „Den oben genannten Raumeigenschaften einen Hauch von „Wellness“ und natürlich beste Funktionalität entgegenzusetzen, war eines der Ziele des Entwurfs. Es sollte eine wohltuende Atmosphäre geschaffen werden, dessen schnörkellose und klar gegliederte Materialität eine besondere Qualität ausstrahlt.“
Nach der elementaren und wesentlichen Funktion des „stillen Örtchens“ stehen das Waschbecken und der Spiegel im Mittelpunkt des Geschehens. Von hier aus sind alle Funktionen und Angebote für den Gast gut ersichtlich und erreichbar. Interessant ist das gewählte Beleuchtungskonzept. Der sowieso viel zu kleine Raum wurde nicht wie gewohnt ausgeleuchtet, um seine sehr beschränkten Ausmaße erst gar nicht wirken zu lassen. Durch gezielte Lichtakzente wird die Kabine zu einem viel interessanteren Raumerlebnis dessen Inszenierung zudem steuerbar ist. Ein Beispiel dafür ist das Licht im Waschtischbereich, das seiner Funktion gerecht wird, ohne das Ruhegefühl zu stören.
Statt des üblichen Edelstahlbeckens, wurde als räumliches Highlight ein satiniertes, dunkles und unterleuchtetes Sicherheitsglasbecken in die leicht gewellte Waschtischplatte aus Mineralwerkstoff eingefügt. Das Becken wird nicht wie gewohnt von oben befüllt, sondern hat seinen Wasserauslass innerhalb des Beckens, was das Verspritzen des Umfelds erheblich reduziert. Die unvermeidlichen Tropfen die doch noch außerhalb des Beckenrandes landen, werden von der leicht gewellten Ober- fläche des Waschtisches „gehalten“. Diese fast unmerkliche Wellenoberfläche, verstärkt den besonderen Varicor-Werkstoffcharakter mit seiner terrazzoähnlichen Struktur. Der Werkstoff gewinnt an hochwertiger Massivität und haptischer Anziehungskraft. Die im Streiflicht wahrnehmbare Struktur verführt zum Berühren – man muss mit der Hand darüber streichen!
Auf der Unterseite der laserbeschrifteten Chromkonsole ist der Flüssigseifenspender ergonomisch gut erreichbar angeordnet. Das Becken ist mit einem elektronischen Schüschke-Überlaufsensor ausgestattet und bedarf somit keiner stets unansehnlichen Zusatzöffnung im Becken.
In der Spiegelfläche ist ein kleiner hinterleuchteter und flächenbündig eingebauter Vergrösserungsspiegel integriert um auch einer oder kompletten Morgentoilette gerecht zu werden.
Für exclusive Zielgruppen wäre natürlich nach dem Waschen ein Papierhandtuch ein grober Stilbruch, deshalb liegen im Serviceturm neben dem Waschtisch feine Trockentücher aus Waffelpiquetstoff. Für dies und das werden natürlich auch Kleenex-Tücher, kleine Trinkbecher und eine Dose mit nützlichen Accessoires wie Nagelfeilen, Kosmetikpads, Zahnseide und Wattestäbchen angeboten.
Um Fluginformationen, Sicherheitshinweise und die Uhrzeit auch in der Sanitärkabine abrufen zu können, wurde ein kleiner Farbmonitor eingebaut.
Da man im Flugzeug besonders bei Turbulenzen den Nassrasierer besser im Waschbeutel liegen lässt, befindet sich auch eine „shavers only“ Steckdose mit elektronischer Spannungserkennung im Waschtischbereich. Die Auskleidung des Raumes und der Serviceschränke sind durchgängig mit Paneelen aus Zebranoholz mit Chromlisenen gestaltet. Das edle Holz umrahmt den Raum und schafft eine sehr wohnliche Atmosphäre.
Auftraggeber des Projekts war die ganz auf die Verarbeitung von Mineralwerkstoffen spezialisierte Schüschke GmbH & Co. KG im schwäbischen Kirchentellinsfurt bei Tübingen. Hochwertige Interieurs für Flugzeuge sind einer der Schwerpunkte dieses Unternehmens.
Dieses anspruchsvolle Arbeitsfeld erfordert umfassendes Know how nicht nur in der Verarbeitung sondern gerade auch für die Erfüllung sehr umfangreicher Sicherheitsvorschriften. Schüschke setzt dabei ganz auf den Mineralwerkstoff Varicor. Dieser mit Polyesterharz gebundene Mineralwerkstoff bietet hinsichtlich Brennbarkeit, Wärmeentwicklung und Toxizität entscheidende Vorteile und ist von den meisten Airlines zugelassen.
Entwurf:
spek Design
70565 Stuttgart
Ausführung:
Schüschke GmbH & Co. KG
Mahdenstr. 11
72138 Kirchentellinsfurt
Tel 07121 90928-0
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