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Verzauberung der Realität

Emotionale Erfahrungen, individuelle Lebensstile und Professionalität bestimmen unsere Wohnzukunft
Verzauberung der Realität

Die Menschen werden in Zukunft höhere Ansprüche an ihr Wohnumfeld stellen: Sie möchten ganz persönliche Bedürfnisse erfüllt bekommen. Sie möchten Dinge eher benutzen als besitzen. Sie würden gerne maßgeschneiderte Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Sie lösen sich von materiellen Gütern und verlangen nach einfachen Produkten mit Geschichte und sinnlichem Bezug – ohne auf die Annehmlichkeiten der Technik zu verzichten. Jetzt sind Unternehmer mit starkem Charakter gefragt, die mutige Antworten auf die Bedürfnisse der Menschen haben.

Das Handwerk erlebt momentan die beste aller Zeiten! Die Menschen suchen nach Individualität, nach dem Besonderen im Leben. Sie verlangen nach „neuem“ und „anderem“. Sie wollen „maßgeschneiderte“ und „individuelle“ Lösungen. Sie möchten das Beste für sich haben, um sich selbst zu inszenieren. Und dem heiligen Raum „Wohnung“ ihren Fingerabdruck zu verpassen.

Sehnsüchte kommunizieren: Sag mir, was du willst
Doch wieso ist gerade dies für viele Anbieter so schwierig? Warum führen wir immer Diskussionen über Preise, Nachlässe, Rabatte … ? Nun: Das hat mehrere Ursachen. Die oben beschriebene Sehnsucht nach Individualität überfordert den Menschen nur allzu oft. Der Einzelne ist aufgefordert, selbst zu beschreiben, was er will. Doch an diesem Punkt müssen wir uns fragen: Wann haben wir das gelernt? Wer hat uns je erzählt, wie das geht: Zu sagen, was man will?
Die Tatsache, dass wir die latente Sehnsucht nach Individualität in uns verspüren, ändert noch nichts an unserer mentalen Blockade: Darf ich sagen, was ich will? Darf ich in einem Beratungsgespräch erwähnen, dass ich gerne vom Klo aus fernsehe oder in der Küche Flöte spiele oder nackt auf dem Balkon liege? Sind denn die so menschlichen Sehnsüchte nach „meinem Leben“ wirklich so offen kommunizierbar?
Die Herausforderung für das Handwerk der Zukunft liegt indes darin, die wahren Sehnsüchte der Kunden zu erfahren. Die Kompetenz, individuelle Produkte zu bauen – und das können unsere Handwerker ohne Zweifel vorbildlich – bedingt in Zukunft vor allem die Kompetenz, von individuellen Bedürfnissen zu erfahren. Und dies können wir auf zwei Arten betreiben: Aktiv – also in Gesprächen. Oder passiv – indem wir in der Umwelt des Menschen lesen.
Ein neues Denken: Benutzen statt besitzen
Aber wie werden sich die Bedürfnisse der Kunden in Zukunft wirklich verändern? Alles beginnt mit einem neuen Denken über Raum und Zeit: Zukünftig sind Wohnungen Orte, die wir benützen, um unsere eigene Zeit zu finden. Dabei verliert die Wohnung als Besitztum an Kraft und weicht einer Wohnung, die wir für unsere Bedürfnisse und Ansprüche auf eine gewisse Zeit hin benutzen. Der Trend zu mehr Miete drückt dies aus. Aber auch die Bereitschaft der Menschen, gekaufte Wohnungen auch wieder zu verlassen, um sich – den Lebensumständen angepasst – ein neues Heim zu suchen.
Hier lässt sich also auch im Wohnen der Trend zu mehr Benutzen statt Besitzen erkennen, was die Wohnwelt gehörig verändern wird. Viele Anbieter reagieren bereits darauf. So kann man bei Siemens mittlerweile Elektrogeräte mieten. Wohnraum ist demnach der Erfahrungsraum für das eigene Leben im eigenen Tempo. Worauf das Handwerk mit Mobilität und Flexibilität in den Produkten reagieren kann.
„life assistance“: Zeitnot bringt Geld
Ein Schlüsselphänomen unserer Tage ist das subjektive Gefühl des Zeitmangels. Es scheint, als hätten wir in allen Bereichen unseres Lebens zu wenig davon. Das Aufkommen der Service-Gesellschaft ist eine erste Antwort auf dieses Defizit. Dienstleistungen werden maßgeschneidert und an die Bedürfnisse des einzelnen angepasst. Mit dem Trend zur „life assistance“ entsteht ein neuer Markt für Serviceleistungen.
Von der Wiederentdeckung des Zimmermädchens über die Kinderbetreuung bis hin zur Gartenpflege – das Schlüsselthema dieses Trends ist die personalisierte Dienstleistung. Ob die Instandhaltung von Häusern oder die totale Hilfe beim Übersiedeln: Vertrauen ist die Grundvoraussetzung für diese „intimen“ Serviceleistungen. Schlaue Ideen rund um den Service werden von Kunden zukünftig bezahlt. Doch Achtung: Wer die Räume der Menschen betritt, muss respektvoll und sorgfältig damit umgehen.
Neue Anforderungen: Die graue Wohnrevolution
2050 wird jeder dritte Bundesbürger über 60 Jahre alt sein und sogar die Hälfte über 48. Trotz rückläufiger Geburtenraten wird die Anzahl der Haushalte in den nächsten 15 Jahren weiter ansteigen. Laut Statistischem Bundesamt erhöht sich dabei aber nur der Anteil der über 65-Jährigen mit eigener Wohnung. Eine Generation mit ganz eigenen Ansprüchen ans Wohnen und Leben.
Bei den Menschen über 60 bekommt das Verweilen an einem Ort mehr Bedeutung, wodurch der Erwerb von Wohnungen gerade bei älteren Menschen steigt. Dies bringt neue Anforderungen in der Ausgestaltung von Wohnraum mit sich: Nach einer Untersuchung des österreichischen Professors für Altersforschung Anton Amann zeigen sich in den meisten Wohnungen noch immer große Hürden für ältere Menschen: Zu schmale Türen, zu hohe Badewannen, glatte und rutschige Böden, Treppen ohne Handläufe seien nur einige Beispiele für Barrieren, die das Leben im Alter schwer machen.
Im Stilverhalten zeigen sich die Alten als jung: Klassische Seniorenangebote werden zukünftig kaum Abnehmer finden. Gerade im Alter ist der Wunsch nach Modernität spürbar. Das Design von altersgerechten Produkten muss sich einem zeitgeistigen Styling stellen.
Weiche Technik schafft Stimmungen
„Zu Hause ist ein Ort, an dem man immer aufgenommen werden sollte, wenn man das Bedürfnis danach hat“, schreibt der amerikanische Dichter Robert Frost. Das bedeutet: Unser Zuhause muss Stimmungsschwankungen auffangen können, was hohe Ansprüche an Flexibilität und Verwandelbarkeit stellt. Raumstimmungen werden durch Licht, aber vor allem auch durch die Farben und deren Schwingungen beeinflusst. Diese weiche Technik wird zunehmend in den Haushalten der Zukunft Einzug halten. Wer heute weiß, wie man Stimmungen erzeugt und verändert, hat als Handwerker gute Chancen zum „Star“ zu avancieren.
Professionalisierung der eigenen vier Wände
Menschen stellen hohe Ansprüche an sich selbst, was zur gesteigerten Erwartungshaltung gegenüber der Wohnumwelt führt: Wir wollen auch zu Hause nicht mehr auf die Professionalität und die Annehmlichkeiten unseres technischen Entwicklungsstandes verzichten.
Ausgangspunkt dieser Entwicklung ist die Küche. Alleine die Fülle der Kochwerkzeuge, die heute einem durchschnittlichen Haushalt zur Verfügung stehen, übertreffen jegliche Dimensionen vergangener Jahre: Von der Erdbeerzange über Edelstahl-Messer bis zum Latte-Macchiato-Becher findet man alles.
Diese Einstellung hat von der Küche aus ihren Siegeszug in alle Wohnbereiche angetreten. Kleiderschränke werden mit elektrischen Liftstangen ausgestattet, das zentrale Staubsaugersystem hat eine neue Ära der professionellen Reinigung in unseren Häusern eingeläutet, Bäder werden zu Wellness-Oasen und im Keller wird die Temperatur so geregelt, dass der Wein einen idealen Lagerplatz vorfindet.
Diese Dimension konnten wir vor einigen Jahren ausschließlich in spezialisierten Unternehmen und Dienstleistungen finden. Doch heute dreht sich die Entwicklung in Richtung Haushalt. Und vielerorts ist unsere Wohnungsausstattung (von der Matratze bis zur Kaffeemaschine) besser als das Angebot der Profis (wie Hotels oder Cafes).
Vor allem aus individueller Sicht erreichen wir zu Hause die bessere Qualität, denn sie ist 100-prozentig auf uns zugeschnitten. Kino mit Couch und Wein, Baden mit der Lieblingsmusik, Essen nach den 5 Elementen … und den besten Capuccino gibt’s sowieso zu Hause.
Der Trend zur Professionalisierung der eigenen vier Wände wird sich zweifellos noch weiterentwickeln. Sie ist Teil der neuen Innenorientierung – die Ausstattung des Heims als Destination für den „Urlaub vom Leben“ (R. Musil) – ist die logische Folge einer tief greifenden gesellschaftlichen Transformation.
In den eigenen vier Wänden ist das Individuum Gestalter und Schöpfer. Jeder kann sich ganz in der Mentalität des Can-do-Trends die Umwelt selbst codieren, so wie er (oder sie) es will.
Auch der neue Garten-Boom weist darauf hin: Ein Volk von Wissensarbeitern hat nichts Handwerkliches mehr zu tun. Was liegt da näher, als sich bei der Gartenarbeit zu „erden“. Das Leben im Grünen, das Spüren und Riechen der Erde, das „Anfassen“ von echten Dingen der Natur bringt Ruhe und Entspannung – vor allem in den Köpfen.
Die Re-Spiritualisierung des Wohnens
Gegenwärtig erleben wir eine neue Phase der Selbstreflexion. Diese geschieht durch die Betrachtung unserer Innenwelt. Unterschiedliche Konzepte der Ganzheit (von der Geomantie über Feng Shui bis zum Zen) geben uns Hinweise, wie wir das Ziel der Selbsterkenntnis in unseren eigenen vier Wänden umsetzen können. Als Anker werden Symbole und Räume („Sinn-Räume“) eigens zu diesem Zweck eingerichtet und als normal und notwendig angesehen. Somit wird das Zuhause zu einem Raum der Erfahrungen.
Simplify-Trend: Entrümpeln und reduzieren
Die persönliche Lebensqualität, die Gesundheit, der Lebenssinn und die Verantwortung für das eigene Leben tauchen kollektiv auf. Waren frühere Vorstellungen von dem, was uns wichtig ist, überwiegend materiell verankert, beginnen wir unsere Erwartungen immer stärker in immaterielle Werte zu transformieren. Bei der Codierung unserer Umwelt zeigt sich das in einem neuen Loslösen von materiellen Gütern.
Entrümpelung und Reduktion streben nach mehr Freiheit in unseren Köpfen, was sich letztlich im Simp- lify-Trend zeigt. Das Einfache aber Wertige erlebt hinsichtlich des großen Überflusses an materiellen Gütern eine klare Aufwertung. Wer es also schafft, simple, einfache aber wertige Produkte zu entwickeln, wird in der Zukunft seine Kunden finden. Die Kunst liegt in der stimmigen Reduktion.
Wohnen jenseits der Grundbedürfnisse
Dienstleistungen, Produkte, Angebote müssen uns berühren. „High Touch“ wird zum leitenden Prinzip. Menschen, die bereits alles haben, wollen nicht immer noch mehr, sondern sie wollen Produkte mit Geschichte und mit einem sinnlichen Bezug zur eigenen Person. Der Überdruss an Massenkonsum lässt die Sehnsucht nach intensiven emotionalen Erlebnissen wachsen. Reine nutzenorientierte Angebote verblassen angesichts des Bedürfnisses nach emotionalen Erlebnissen.
Ein Aufflammen naiver Muster und Motive, eine Rückkehr der glänzenden Materialien und eine neue Symbolik in der Formgebung spiegeln die Sehnsucht nach Wärme, Berührung und Wiederverzauberung der Realität.
So taucht beispielsweise der Schmetterling als Dekor-Motiv auf Möbel und Stoffen auf. „Funkelsteine“ von Swarovski werden überall eingesetzt, und Lüster erzeugen auch in modernen Räumen Licht und Ambiente. Die Hinwendung zu mehr Textur und Muster (von niedlichen Blumen bis bunten Bisazza-Fliesen) deuten auf die Liebe zum überschaubaren Detail mit romantischen Aspekten hin.
Produkte wie der Geschirrspüler von Miele, den schon die Oma hatte, oder das Sofa von Bretz, das mit seinem unanständigen Anderssein die Flagge der Individualisten hisst, lassen ganz persönliche Bezugspunkte lebendig werden.
Technik und Gefühl verbinden: „Smart being“
Der Begriff „smart being“ fasst die neuen Wohnbedürfnisse zusammen. Das Wohnen in der Zukunft richtet sich mehr denn je an die individuellen Bedürfnisse der Bewohner eines Hauses oder einer Wohnung. „smart being“ ist die Brücke zwischen modernen technischen Entwicklungen und den emotionalen und energetischen Bedürfnissen von Menschen.
So werden neue Raumbezeichnungen folgen, die sich an der Benutzung der Räume orientiert. Die Küche dient demzufolge nicht länger nur als Ort zum Kochen, sondern wird Zentrum für Ernährung und Kommunikation. Viele unterschiedliche Ernährungsphilosophien verschmelzen an einem Ort. Zwischen Fast-Food und 5-Elemente-Lehre entpuppt sich eine breite Palette, die sich in diesem einen Raum widerspiegeln muss. Und das Kochen keine „Single-Aktivität“ mehr ist zeigt die Tendenz, Freunde nicht zum Essen sondern zum gemeinsamen Kochen einzuladen – was die Anforderungen an die Küche erheblich verändert.
Der Wohnraum in seiner klassischen Form erlebt eine Verwandlung zum Entertainment-Center, und als Ausdruck einer sinnsuchenden Gesellschaft wird der „Sinn-Raum“ in den Wohnungen der Zukunft Platz finden. Als Raum für die Abschottung von Außen und die eigene innere Ruhe, als Raum für Muse (beim Malen, Musizieren …) oder einfach als Platz zum Lesen.
Schlafzimmer werden zur Energie-Tankstelle. Denn ein Leben, das so viel Kraft in Anspruch nimmt, braucht Phasen, in denen der Körper wieder Energie aufnehmen kann. Dazu verwenden die Menschen vermehrt Hilfsmittel wie Stromfreischaltungen, abschirmende Bettwäsche, die Ausrichtung des Schlafplatzes nach geomantischen Raumbedingungen …
Das Bedürfnis nach Wellness, also der körperlichen Entspannung und dem Wohlfühlen, integriert sich in die Wohnungen der Zukunft. Bäder werden größer, heller und offener. Produkte wie das „Dusch-Solarium“ bringen ganz nebenbei ein tägliches Stück Sonne in das Leben der Menschen.
Das Grundprinzip für die technische Entwicklung in den Haushalten der Zukunft ist sehr einfach: Technik muss das Leben der Menschen erleichtern oder verschönern. Allerdings wird viel der heute erforschten Vernetzungssysteme für das Zukunftshaus den Weg aus dem Labor nicht finden. Dennoch sind die Menschen immer mehr bereit, in oft unsichtbare technische Hilfen zu investieren. Diese müssen dem oben beschriebenen Prinzip folgen und auf eine einfache Weise das Leben erleichtern. Vernetzte Technologien werden in Zeiten großer Mobilität und Individualität helfen, Alltägliches zu koordinieren und Sicherheit bieten.
Unternehmen mit Ecken und Kanten werden geliebt
Holz ist ein Werkstoff mit Charakter. Die Sehnsucht der Kunden nach Authentizität wird erfüllt: Und doch! Nicht nur der Werkstoff muss Charakter haben, auch das Unternehmen. Wer zukünftig am Markt agieren will, muss sich klar und charakterstark in den Wind stellen.
Unternehmen mit Ecken und Kanten werden geliebt. Wer versucht, nur alles richtig zu machen, wird langweilig und somit vergessen. Die Ausbildung eines starken Charakters und die mutige Reaktion auf die oben genannten Trends sind der Erfolgsfaktor für morgen. Kreativität ist dabei mehr gefragt denn je: In einer Welt voll Optionen geht es nicht mehr darum, mehr zu produzieren, sondern darum, bessere Rezepte zu finden. Das ist die Aufgabe des Zukunfts-Unternehmers. ■
Die Lifestyle Foundation ist eine Trend- und Designschmiede mit Sitz in Kufstein/Tirol. Zusammen mit Cornelia Truckenbrodt und dem Zukunftsinstitut von Matthias Horx entwickelte Harry Gatterer, der Autor dieses Beitrages, die Trendstudie „living in the future“.
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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