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„ . . . viel dazugelernt“

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„ . . . viel dazugelernt“

. . . resümiert Rosemarie Adolph, Teilnehmerin des Pilotprojekts „Erweiterung der betrieblichen Einsatzmöglichkeiten von Frauen im Tischlerhandwerk“, in Recklinghausen. Kurz vor Beendigung der Weiterbildungsmaßnahme hatte BM-Autor Ulrich König Gelegenheit, mit der jungen Tischlerin das folgende Gespräch zu führen.

Rosemarie Adolph: Zuerst einmal haben mich zwei Bereiche der Fortbildung besonders interessiert: Gestaltung, Planung und Entwurf – das erste Modul – sowie CAD-Anwendungen im Tischlerbereich.

Die anderen Schwerpunkte fand ich am Anfang nicht so interessant. Ich habe die einfach so mitgenommen nach dem Motto „Vielleicht nutzt es dir ja.“ Im Nachhinein muß ich sagen, daß auch Kenntnisse in Gebieten wie Verkauf, Kommunikation oder Arbeitsvorbereitung der beruflichen Karriere mit Sicherheit nicht schaden werden.
BM: Woher stammt dieses große Interesse an den Themen Gestaltung, Planung und Entwurf?
Adolph: Ich hatte schon in der Schule Kunst als Abiturfach. Zeichnen und überhaupt all das Künstlerische macht mir viel Spaß. Daher war ich gerade davon begeistert, daß wir im Unterricht Entwurfszeichnungen selbst anfertigen konnten. Ich male nun mal gerne – nur kam das in der letzten Zeit einfach zu kurz. Durch die Fortbildung konnte ich wieder in diesem Bereich etwas machen.
BM: Zweiter Schwerpunkt, der Ihnen besonders am Herzen lag, war der Bereich CAD. Was haben Ihnen die dort erworbenen Kenntnisse gebracht?
Adolph: Ich hatte vor der Qualifikation noch überhaupt keine Kenntnisse am PC. Inzwischen habe ich Zuhause einen PC, den ich auch regelmäßig nutze. Im Betrieb sah das noch anders aus, denn wir hatten dort zwar ein CAD-Programm, aber nicht AutoCAD unter Windows 95, das wir in der Fortbildung genutzt haben. Dennoch sehe ich in diesem Bereich gute berufliche Perspektiven für die Zukunft.
BM: Gab es Bereiche, die Ihnen weniger gefallen haben?
Adolph: Arbeitsvorbereitung und Ablauforganisation waren von der Thematik her sehr trocken. Obwohl es wiederinteressant war, zu hören, wie Betriebe auf diesem Gebiet arbeiten und wie die betriebliche Praxis dort aussieht.
An der Weiterbildung im Marketing habe ich nicht teilgenommen – also kann ich dazu auch nichts sagen. Letztendlich haben alle Kurse, bei denen ich dabei war, eigentlich Spaß gemacht, auch die Bereiche Verkaufs- und Kommuni-kationstraining. Eigentlich habe ich überall etwas dazugelernt.
BM: Würden Sie heute – nach Beendigung des Projekts – noch einmal an der Fortbildung teilnehmen?
Adolph: Auf jeden Fall. Das Lernen hat Spaß gemacht – die Dozenten waren toll. Und ich habe immer gesagt – auch im Betrieb gegenüber meinem Chef –, daß ich später einmal eine Familie haben möchte. Aus diesem Grund war es wichtig zu erfahren, wo und wie Schwangere im Tischlerhandwerk eingesetzt werden können und welche Kenntnisse und Qualifikationen sie haben müssen, damit sie weiter im Tischlerberuf bleiben können.
BM: Die Zusatzqualifikation soll sich ja sowohl für die Tischlerin als auch für den Betrieb lohnen? Wie reagierte Ihr Betrieb auf die Fortbildung?
Adolph: Am Anfang waren die Männer dort skeptisch. Ein reines Frauenprojekt – sie dachten, da wären irgendwelche Emanzen am Werk. Doch das hat sich schnell geändert.
BM: Inwiefern?
Adolph: Sie haben dort gesehen, was wir gemacht haben. Besonders mein Chef hat mich in jeder Hinsicht unterstützt. Nicht nur, daß er mit mir regelmäßig über die Inhalte der Ausbildung gesprochen hat. Auch zum Beispiel, daß er mich an den Freitagen für die Ausbildung regelmäßig freistellte und ich dafür meine Überstunden abfeiern konnte. Teilweise hat er mir die Stunden sogar bezahlt.
BM: Die Betriebe waren ja maßgeblich an der Fortbildung beteiligt, in dem Sie den Lehrplan mitbestimmten und auch an den Abschlußveranstaltungen teilnahmen. Gab es dort irgendwelche Resonanz seitens ihres Chefs.
Adolph: Ja, gerade bei der Ausstellung der Entwürfe, die im ersten Modul Gestaltung entstanden waren. Eigentlich hatte er nicht so viel erwartet – doch das Niveau der Arbeiten hat ihn überrascht. Andere Kenntnisse fand er nicht so wichtig. So meinte er, daß ich im Bereich Marketing in seinem Betrieb nicht einsetzbar sei.
BM: Was hatte sich in der täglichen Praxis durch die Fortbildung für Sie verändert?
Adolph: Während meiner Schwangerschaft im Sommer habe ich zum Beispiel Entwürfe angefertigt. In anderen Bereichen wäre das in unserem Betrieb schwieriger gewesen.
So ist der Verkauf bei uns reine Chefsache – der Chef kennt eben die Kunden und weiß, wie er mit ihnen verhandeln muß. Auch Kundenkontakt hatte ich nur wenig, da ich zum Beispiel nicht häufig auf Baustellen war.
Dennoch hat der Unterricht im Bereich Kommunikation mir einiges gebracht, auch zum Beispiel im Umgang mit den eigenen Kollegen. Ich habe inzwischen ein offenes Ohr für bestimmte Dinge; sehe Fehler, die man sonst unbewußt macht – wie zum Beispiel am Telefon. Die Umgangsformen sind – durch das Training, wo wir Übungen mit der Videokamera aufgenommen und danach unsere Fehler analysiert haben – einfach professioneller geworden.
BM: Was planen Sie nach der Beendigung ihres Erziehungsurlaubes?
Adolph: Ich möchte eigentlich im Tischlerhandwerk weiterarbeiten. Nur in der Werkstatt könnte es schwierig werden. Am besten wäre, wenn irgendeine Zwischenlösung gefunden würde – zum Beispiel durch Arbeiten am Computer im Bereich CAD.
BM: Frau Adolph, wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre weitere Tätigkeit im Tischlerhandwerk und bedanken uns sehr für das Gespräch.
Rosemarie Adolph (28) hat nach dem Abitur 1990 eine Tischlerlehre im Betrieb von Tischlermeister Fritz Wachs in Recklinghausen absolviert. Nach erfolgreicher Gesellenprüfung arbeitete sie dort von 1993 bis 1997 als Gesellin. Zur Zeit ist sie nach der Geburt ihres Sohnes Florian im Erziehungsurlaub (Bildnachweis: U. König) n
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