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Vom Angestellten zum Chef

Betriebsübernahme durch einen Fremden
Vom Angestellten zum Chef

Für Heinrich Stemick hat sich im letzten Jahr einiges verändert: Zum Beispiel, dass er auf viel Freizeit verzichten muss und die Arbeitswoche jetzt häufig 70 Stunden umfasst. Im vergangenen Jahr übernahm der Tischlermeister die Tischlerei Kappe im Lippstädter Ortsteil Benninghausen und wurde vom Angestellten zum Firmenchef.

Vieles war für Stemick dabei Neuland. „Ich habe einiges aufs Spiel gesetzt“, sagt er – beispielsweise durch umfangreiche Sicherheiten zur Finanzierung. Bereut hat er es jedoch bislang noch nicht – auch wenn der Spagat zwischen der fachlichen Arbeit in der Werkstatt und unternehmerischen Aktivitäten wie der Akquise neuer Kunden oftmals schwierig sei.

Vorher arbeitete Stemick 15 Jahre als angestellter Tischler in der Werkstatt der Westfälischen Klinik Lippstadt im Nachbarort Eickelborn und sechs Jahre als Tischlermeister in einem Innenausbaubetrieb. Allerdings sah er dort aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage keine Zukunft für sich. Er suchte nach einer Alternative – eine war, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen und selbst zu führen.
Er traf Paul Kappe: Der suchte schon seit einiger Zeit einen Nachfolger für seine 1957 gegründete Tischlerei. Eigentlich sollte sein Sohn, der ebenso den Beruf des Tischlers erlernt hatte, den Betrieb weiterführen. Ein schwerer Unfall machte diesen Plan zunichte. Eine Nachfolgeregelung außerhalb der Familie musste her. Kappe wandte sich an den Unternehmer-Nachfolge-Service der Kreishandwerkerschaft Hellweg. Die ersten Versuche scheiterten: Der erste Interessent entsprach nicht den Anforderungen, nachdem dieser einige Zeit im Unternehmen mitgearbeitet hat. Dem zweiten riet Paul Kappe selbst davon ab, seinen gut dotierten Angestelltenjob zu beenden.
Chemie muss stimmen
Bei Heinrich Stemick hatte der Tischlermeister keine Bedenken. „Die Chemie muss stimmen“, sagt Kappe – und die stimmte offensichtlich, zumal er den Nachfolger auch schon fast 20 Jahre kannte. Dass es passte, mag auch daran liegen, dass die Tischlerei fast 50 Prozent ihres Umsatzes mit Arbeiten für die Klinik in Eickelborn macht. „Wir gestalten das Umfeld in der Psychiatrie mit“, formuliert es Heinrich Stemick. Dazu gehören zum Beispiel entsprechende Möbel und Vorrichtungen. Das Umfeld und die Gegebenheiten dort kennt der neue Betriebsinhaber durch seine langjährige Angestelltentätigkeit natürlich sehr gut.
Kappe und Stemick einigten sich auf einen Kaufpreis für das Unternehmen. Auch die Rahmenbedingungen passten: Zur Verfügung steht ein großes Grundstück mit rund 3000 m2 Fläche und 1000 m² Werkhalle, ein regelmäßig modernisierter Maschinenpark, zuletzt erweitert durch ein CNC-Bearbeitungszentrum von Weeke. Neben dem Innenaus- und Möbelbau für gewerbliche Kunden zählt zudem der Bereich Brandschutz zu den Schwerpunkten. Derzeit sind drei Mitarbeiter fest beschäftigt, im Sommer kommt ein Auszubildender hinzu.
„Ohne Hilfe von außen“, sagt Heinrich Stemick, sei eine Nachfolge allerdings nicht zu schaffen. Dazu sei das Thema einfach zu komplex, spielen zu viele Faktoren wie etwa bilanztechnische und steuerrechtliche Fragen eine wichtige Rolle. Frank Morgens von der Kreishandwerkerschaft Hellweg unterstützte ihn und war auch bei der Mehrzahl der Gespräche mit der Hausbank dabei.
Was war das schwierigste am ganzen Übernahmeprozess? „Die langwierigen Finanzverhandlungen mit der Bank“, antwortet Stemick, obwohl er im Rückblick gute Noten an seine Hausbank verteilt und es keine Schwierigkeiten gab. Ein Teil der Finanzierung läuft zudem über verschiedene zinsgünstige Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wie den Unternehmer- und den Investitionskredit.
Und es ist wie in vielen Handwerksbetrieben: Ohne die Mitarbeit und Unterstützung der Ehefrau läuft nichts. Brigitte Stemick unterstützte das Vorhaben ihres Mannes und organisiert den Bürobereich des Betriebs. Und auch Paul Kappe ist noch regelmäßig im Betrieb und steht seinem Nachfolger beratend zur Seite. (Ulrich König) ■

Unterstützung in allen Phasen

Fragen an den Betriebsberater

BM: Herr Morgens, die Kreishandwer-kerschaft Hellweg bietet einen Unternehmer-Nachfolge-Service an. Was bedeutet das konkret?
Frank Morgens: Wir kennen die Betriebe in unserer Region und wissen auch aufgrund unserer statistischen Daten, wenn ein Nachfolger gesucht wird. Wir gehen gezielt auf die Betriebe zu und stellen den Kontakt zu möglichen Kandidaten her. Dem Unternehmer helfen wir bei der Bestimmung des Unternehmenswertes, erarbeiten mit ihm gemeinsam ein Profil seines Unternehmens. Dazu unterstützen wir bei der Suche nach dem richtigen Partner und analysieren gemeinsam, welcher Weg der Übergabe – gleitend oder „kurz und schmerzlos“ – der Richtige ist.
BM: Welche Dienstleistungen bieten Sie dem Interessenten an?
Frank Morgens: Wir stellen den Kontakt zum Unternehmen her, unterstützen bei der Investitionsplanung, bei der Vorbereitung des Bankgespräches, bei der Sortimentsgestaltung, bei der Suche nach Förderprogrammen. Zudem begleiten wir den neuen Unternehmer während der Übergangsphase.
Frank Morgens ist Betriebsberater bei der Kreishandwerkerschaft Hellweg und dort unter anderem spezialisiert auf den Bereich Nachfolge.
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