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Zertifizierung ist ein Marketinginstrument

Von FSC bis PEFC: Gütesiegel für Holz und Holzprodukte sind auf dem Vormarsch
Zertifizierung ist ein Marketinginstrument

Zertifikate für Holz und Holzprodukte sollen vor allem das Umweltbewusstsein der Verbraucher wecken und ihm ermöglichen, sich bewusst für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu entscheiden. Weltweit gibt es rund 30 Zertifizierungssysteme. Unter diesen haben sich vor allem das „Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC) und der „Forest Stewardship Council“ (FSC) durchgesetzt. Inwieweit der einzelne Betrieb zertifiziertes Holz verwendet oder sich gar selbst zertifizieren lassen möchte, muss im Einzelfall genau geprüft werden.

Seit Anfang der 90er Jahre gibt es Zertifikate für Holz und Holzprodukte. Mit dem Begriff „Zertifizierung“ wird ein Verfahren bezeichnet, mit dessen Hilfe die Einhaltung bestimmter Standards für Produkte und ihrer jeweiligen Herstellungsverfahren einschließlich der Handelsbeziehungen nachgewiesen werden kann. Zur Dokumentation einer erfolgreich bestandenen Zertifizierung erfolgt in der Regel die Ausstellung eines entsprechenden Zeugnisses, des Zertifikats. Zertifizierung ist eine freiwillige Angelegenheit. Diejenigen, die sich zertifizieren lassen, müssen sich also einen wirtschaftlichen oder ideellen Vorteil davon versprechen. Zertifikate werden oft zeitlich befristet vergeben und hinsichtlich der Standards unabhängig kontrolliert.

Ein wesentlicher Hintergrund ist der Umweltgipfel von Rio de Janeiro (1992). Hier haben die Vereinten Nationen die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern zu einer vordringlichen globalen Aufgabe gemacht. In der Folge beschloss die europäische Ministerkonferenz im Jahr 1993 zum Schutz der Wälder Europas in Helsinki sechs Kriterien, die auf nationaler Ebene umgesetzt werden sollen (siehe Kasten unten).
In Deutschland gibt es strenge Gesetze
In Deutschland erfolgt die Erfüllung dieser Kriterien meist ohnehin durch die Einhaltung und Kontrolle strenger gesetzlicher Vorschriften der Wald- und Naturschutzgesetze. Durch die Globalisierung und dadurch bedingte internationale Warenströme sind aber international gültige Zertifikate unabdingbar.
Weltweit gibt es rund 30 Zertifizierungssysteme für Holz und Holzprodukte. Unter diesen haben sich vor allem das „Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC) und der „Forest Stewardship Council“ (FSC) durchgesetzt.
Der FSC wurde 1993, also bereits ein Jahr nach der „Rio-Konferenz“, gegründet. Ziel ist es, die in Rio verabschiedeten Forderungen an nachhaltige Entwicklung für Wälder umzusetzen. Besondere Bedeutung hat für den FSC die gleichwertige Berücksichtigung von sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten bei der Nutzung von Naturgütern.
Der PEFC-Prozess wurde im August 1998 von skandinavischen, französischen, österreichischen und deutschen Waldbesitzern initiiert, und das Pan European Forest Certification Council (PEFCC) am 30. Juni 1999 in Paris gegründet. 2002 traten auch nicht-europäische Mitglieder bei, so dass im Jahr 2003 die Bedeutung des Akronyms PEFC in „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ geändert wurde. Auch PEFC basiert inhaltlich auf den internationalen Beschlüssen der Nachfolgekonferenzen der Umweltkonferenz von Rio (1992). Vor allem sind dies die Kriterien und Indikatoren, die auf den Ministerkonferenzen zum Schutz der Wälder in Europa (Helsinki 1993, Lissabon 1998, Wien 2003) von 37 Nationen im Pan-Europäischen Prozess verabschiedet wurden. Vorrangiges Ziel von PEFC ist die Dokumentation und Verbesserung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Hinblick auf ökonomische, ökologische sowie soziale Standards. Ferner soll die Waldzertifizierung ein Marketinginstrument für den nachwachsenden Rohstoff Holz bilden und zur Verbesserung des Images der Forstwirtschaft und ihrer Marktpartner beitragen. Aufgrund des regionalen Ansatzes ist PEFC für sämtliche Waldbesitzer, insbesondere die in Deutschland typischen Familienforstbetriebe, besonders gut geeignet. Mittlerweile sind in Deutschland rund 7,3 Millionen Hektar, also rund zwei Drittel der gesamten Waldfläche, PEFC-zertifiziert. Etwa 570 000 Hektar werden in Deutschland nach den Kriterien von FSC bewirtschaftet. Weltweit sind es für PEFC 220 Millionen Hektar und für FSC 132 Millionen Hektar.
Nachvollziehbar bis zum Endverbraucher
Immer wichtiger wird für beide Labels der so genannte „Chain of Custody” (CoC): die Zertifizierung innerhalb der Produktkette bis hin zum vom Endverbraucher kaufbaren Produkt. Während es noch vor rund zehn Jahren fast ausschließlich um die Zertifizierung der Forstwirtschaft in der Fläche ging, ist den Verantwortlichen der Labels schon seit einiger Zeit klar: Was nützt die beste Zertifizierung, wenn davon beim Endverbraucher nichts ankommt. Beide, PEFC und FSC, haben in den vergangenen Jahren intensiv am CoC gearbeitet und auch beeindruckende Erfolge vorzuweisen. So sind bei FSC mittlerweile mehr als 17 000 CoC-Zertifikate vergeben. Für PEFC haben sich 6 400 Betriebe innerhalb des Chain of Custody entschieden.
FSC möchte die Zertifizierungskette vor allem vom Verbraucher aus verstanden wissen. „Der Waldbesitzer wird über die Nachfrage zur Zertifizierung angeregt“, sagt Elmar Seizinger von FSC Deutschland. Und der PEFC-Geschäftsführer für Deutschland, Dirk Teegelbekkers, ist sich sicher: „Der Verbraucher ist immer sensibler, was die Umweltverträglichkeit von Produkten und die Herkunft der Rohstoffe angeht.“
Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, als dass Druck auf Betriebe und öffentliche Verwaltungen in Regionen ausgeübt werden soll, wo die Gesetzgebung im Sinne der Nachhaltigkeit lückenhaft und ihre Einhaltung schwer kontrollierbar ist, wie z. B. in vielen tropischen Gebieten Afrikas, Südamerikas oder Ostasiens.
Beide Zertifizierungssysteme beruhen auf dem Prinzip der Partizipation aller gesellschaftlichen Interessengruppen im Sinne der Agenda 21. Die Audits in den Forstbetrieben sind bei FSC und PEFC hinsichtlich Ablauf und Inhalt sehr ähnlich. Auch die Möglichkeiten zur Sanktionierung, wie Hinweise auf Korrekturbedarf und konkrete Maßnahmen sowie in letzter Konsequenz der Zertifikatsentzug, entsprechen sich.
Bei beiden Zertifizierungssystemen sehen die CoC-Standards die physische Trennung von zertifiziertem und unzertifiziertem Holz im Zuge der Verarbeitung sowie die Nachvollziehbarkeit der Holzströme vor.“
Große Herausforderungen bei Tropenholz
Insbesondere in Verbindung mit der Verwendung von Tropenholz kommt aufgrund großflächiger Waldverluste in tropischen Regionen durch Raubbau die Frage nach einer zuverlässigen Zertifizierung auf. Die Tropenholzdiskussion der vergangenen Jahre hat bei vielen Verbrauchern zu Verunsicherung und teilweise auch zur Abkehr von Tropenholzprodukten geführt. Für Politik und Gesellschaft war sie Anlass, sich mit der Nachhaltigkeit tropischer Forstwirtschaft und der Erzeugung ihrer Produkte auseinanderzusetzen. Dies stellt die in diesen Bereichen tätigen Firmen vor große Herausforderungen. Zwar will man durch die Zertifizierung von Forstbetrieben und in der Folge des Chain-of-Custody der Betriebe in der weiteren Produktkette dem Verbraucher die Sicherheit geben, dass die Produkte aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Doch, ob dies gelingt, ist fraglich. „Wir sehen, dass die Zukunft nur mit zertifiziertem Holz möglich ist“, sagt der Geschäftsführer eines großen niederländischen Tropenholzimporteurs, der im Zuge des CoC selbst FSC-zertifiziert ist. „Es muss ein klares Ziel von Unternehmen sein, zertifiziertes Holz anzubieten. Wir sind jetzt eine Holzimport-Gesellschaft, und das möchten wir in 30 Jahren auch noch sein“, begründet er sein Engagement.
Der Verbrauch von Tropenholz stagniert seit Jahren, weil das Image nach wie vor schlecht ist. Die Ökobilanz von Tropenholz ist ohnehin schlechter als die vergleichbarer Holzprodukte, da die Transportentfernung groß ist. Dies wird vom Verbraucher zunehmend erkannt und ist bei öffentlichen Auftraggebern ein immer stärker zu berücksichtigendes Vergabekriterium. Zudem ist die Verfügbarkeit aufgrund der eingeschränkten Logistik in den Herkunftsländern begrenzt und der Preis in der Folge relativ hoch. Hinzu kommt die Konkurrenz durch heimische und veredelte Holzprodukte wie Thermoholz oder WPC, einhergehend mit einem intensiven Marketing durch die Hersteller.
Seit Oktober 2008 befasst sich die Bundesregierung intensiv mit einem weiteren Verordnungsvorschlag der EU-Kommission zur Eindämmung des illegalen Holzeinschlages, der in Südamerika, Ostasien, Teilen Osteuropas und Russland nach wie vor ein großes Problem darstellt. Danach sollen alle diejenigen, die erstmalig Holz oder Holzprodukte auf dem EU-Markt in Verkehr bringen, künftig sicherstellen, dass kein Holz aus illegalem Holzeinschlag darunter ist. Die Vorgaben für entsprechend verbindlich einzuführende Verfahren der Risikominimierung und -kontrolle befinden sich derzeit in Abstimmung. Über die Frage, ob zertifiziertes Holz automatisch unbedenklich sein soll, wird in diesem Zusammenhang noch diskutiert.
BHKH befürwortet die nachhaltige Holzgewinnung
Für den einzelnen Betrieb stellt sich daher die Frage, ob es Sinn macht, zertifiziertes Holz – aus heimischen Wäldern oder den Tropen – einzusetzen. Rechtfertigt die Zertifizierung einen eventuell höheren Preis für das Schnittholz beim Einkauf? Kann man für das Endprodukt beim Kunden am Ende einen höheren Preis erzielen? Erschließt man sich durch die Verwendung zertifizierten Holzes eventuell ganz neue Kundengruppen und kann sich Marktnischen erobern?
Der Bundesverband Holz und Kunststoff (BHKH) als Bundesinnungsverband der Tischler und Schreiner befürwortet die Nachhaltigkeit der Holzgewinnung, spricht aber keine Empfehlung für einen bestimmten globalen Zertifizierer aus. „Es gibt Betriebe, die besonders umweltbewusst produzieren und damit werben“, sagt Hermann Kubat, Vorsitzender des Bundesausschusses Betriebstechnik des BHKH. Dazu gehöre der Einsatz von zertifiziertem Holz. Kubat weiter: „Welches Label dabei eingesetzt wird, ist Sache des einzelnen Betriebes. Die Zertifizierungsnachweise müssen aber vom Holzhandel erbracht werden. Die Käufer des Holzes, und das sind Tischler und Schreiner, dürfen nicht belastet werden.“
Mit diesen Fragen aktiv auseinandergesetzt hat sich auch Schreinermeister Ralf Stuckardt aus Bad Hersfeld. Sein Betrieb ist Mitglied der Umweltgemeinschaft im Tischlerhandwerk. Stuckardt ist Vorsitzender der Landesgruppe Hessen. Diese Mitgliedschaft allein ist schon eine Zertifizierung an sich, unterliegen die Mitglieder der Umweltgemeinschaft doch einer Eingangskontrolle vor Aufnahme und dann alle zwei Jahre einer regelmäßigen Überprüfung (siehe Kasten oben).
„Wir wollen ökologisches Denken in praktisches Handeln umsetzen“, beschreibt Ralf Stuckardt die Beweggründe der Umweltgemeinschaft. Beim Einsatz von Holz gilt daher der Grundsatz „Aus der Region für die Region“. Das heißt, dass die Priorität in der Verwendung erst einmal bei heimischem Holz liegt, das in möglichst kurzer Entfernung geerntet und bearbeitet wurde. „Holz der kurzen Wege – besser geht’s nicht“, sagt Stuckardt und erklärt, dass durch den verminderten Transportaufwand die ohnehin schon gute Ökobilanz von Holz gegenüber anderen Werkstoffen noch weiter vorn liege. Dieses Argument sei für den Kunden jedenfalls sehr plausibel. Holz aus Deutschland sei ohnehin meist nach PEFC zertifiziert. Wo es nicht anders gehe und Tropenholz zum Einsatz kommen solle, setze man auf das FSC-Siegel.
Zertifizierung verursacht Kosten
Inwieweit der einzelne Betrieb also zertifiziertes Holz verwendet oder sich im Zuge des Chain of Custody gar selbst zertifizieren lassen möchte, muss im Einzelfall genau geprüft werden. Die Forderung des BHKH, dass den Tischler- und Schreinerbetrieben durch die Zertifizierung keine Kosten entstehen dürfen, lässt sich beim Holzeinkauf eventuell noch umsetzen, bei der Zertifizierung des eigenen Betriebes, nach welchem Label auch immer, sind Kosten unvermeidlich. Ziel eines jeden Betriebes wird daher sein, zumindest die Kosten auf die Kunden umzulegen oder sogar einen höheren Gewinn aus der Zertifizierung zu ziehen bzw. sich neue Marktnischen zu erobern. Zertifizierung muss vor diesem Hintergrund als das betrachtet werden, was sie vor allem ist: ein Marketinginstrument. (Markus Hölzel) ■

Die sechs Helsinki-Kriterien

Für eine nachhaltige Waldwirtschaft

Die Vereinten Nationen haben seit dem Umweltgipfel von Rio de Janeiro (1992) die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern zu einer vordringlichen globalen Aufgabe gemacht. In der Folge beschloss die europäische Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder Europas 1993 in Helsinki sechs Kriterien, die auf nationaler Ebene umgesetzt werden sollen:
  • 1. Erhaltung und angemessene Verbesserung der forstlichen Ressourcen und ihr Beitrag zu globalen Kohlenstoffkreisläufen
  • 2. Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von Forstökosystemen
  • 3. Erhaltung und Förderung der Produktionsfunktion der Wälder
  • 4. Erhaltung, Schutz und angemessene Verbesserung der Biodiversität in Forstökosystemen
  • 5. Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktionen bei der Waldbewirtschaftung
  • 6. Erhaltung anderer sozio-ökonomischer Funktionen und Bedingungen.

Offen für Schreiner und Tischler

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Umweltgemeinschaft im Tischlerhandwerk

Die Mitglieder der Umweltgemeinschaft werden vor Aufnahme und dann alle zwei Jahre durch unabhängige Prüfinstitute – je nach Bundesland – geprüft und zertifiziert. Prüfkriterien sind dabei die Verwendung von Holz als nachhaltigem Werkstoff, die Vermeidung von Lösemitteln, Holzschutzmitteln und Formaldehyd, kein Einsatz von PVC, Abfallvermeidung und umweltgerechte Entsorgung, Information und Transparenz, Servicefreundlichkeit, Kompetenz und Qualifikation sowie Glaubwürdigkeit.
Organisiert ist die Umweltgemeinschaft in den drei Landesverbänden Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Mitglied können aber Betriebe aus der gesamten Bundesrepublik werden.
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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