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Fertigung eines Gitarrenkoffers als Gesellenstück

Feine Klanghülle
Fertigung eines Gitarrenkoffers als Gesellenstück

Die Inspiration für das Thema eines Gesellenstückes kann aus vielen Quellen gespeist werden. Wenn sie gleich zwei persönliche Leidenschaften verbindet – nämlich die des Schreinerns und des Gitarrespielens, so wie bei Daniel Sauter –, dann muss etwas Gutes dabei herauskommen. Mit seinem Gitarrenkoffer in Kirschbaum und Linoleum hat er eine feine Hülle für seine besaiteten Instrumente geschaffen.

BM-Redakteur Heinz Fink

Eigentlich hätte es mal ein Sekretär zum Arbeiten im Sitzen und Stehen werden sollen,

das Gesellenstück von Daniel Sauter aus Tübingen. Doch dann reizte ihn die Technik des Formverleimens mehr, denn so etwas hatte er in seiner Ausbildung bei der Schreinerei Holz und Form (www.holz-form.com) in Tübingen noch nicht gemacht. Die Idee dafür lieferte seine zweite Leidenschaft neben dem Schreinern, das Gitarrespielen. Denn ein gutes Instrument verdient auch einen hochwertigen Koffer, dachte er sich und stieg in die Planungen und Vorversuche ein.

Von flach zu gebogen

Die Herstellung formverleimter Werkstücke bedarf einer vorausschauenden Planung: Welche Werkstoffe eignen sich dafür hinsichtlich Biegbarkeit aber auch Gewicht, welcher Kleber könnte zum Einsatz kommen und nicht zuletzt, wie und aus welchem Material ist die Form aufgebaut – vor allem bei einer solch komplexen Form wie der eines Gitarrenkoffers, wo sie auch für weitere Arbeitsschritte, als die des Verleimens dient.

Nach ersten Versuchen zur Biegbarkeit verschiedener Werkstoffe in Abhängigkeit vom Radius, fiel die Wahl von Daniel Sauter auf 8-mm-Biegesperrholz, ein dreischichtiges Sperrholz aus Ceiba, dessen Decklagen quer verlaufen, sodass es in Längsrichtung in relativ engen Radien gebogen werden kann. Als Absperrschicht dient beidseitig 0,5 mm dickes Fliegersperrholz und als Sichtfurnier 0,6 mm starker, europäischer Kirschbaum, sodass in Summe ein 10 mm starkes Formteil entstand.

Vom Plan zur Form

Eine vorher exakt erstellte CAD-Zeichnung seines Gesellstückes ermöglichte es Daniel Sauter, die Daten auf das CNC-Bearbeitungszentrum zu übernehmen, um die Form und Gegenform zum Verpressen der beiden Halbschalen für seinen Gitarrenkoffer zu ermöglichen. Die etwa 180 mm starke Form ist aus neun Schichten 19-mm-Plattenmaterial aufgebaut, die mit Gewindestangen verbunden wurden, um exakte parallele Pressflächen zu gewährleisten.

Für die Verleimung der jeweils fünf Schichten entschied sich Daniel Sauter für Weißleim, als Trennschicht zur Form nutzte er Paketklebeband. Die ursprüngliche Idee, die Formverleimung in der Furnierpresse zu pressen, verwarf er, da er mit Schraubzwingen eine bessere Kontrolle über die unterschiedlichen Pressrichtungen hatte. Besonders wichtig war ihm nämlich der exakte Zusammenlauf der Furniere an beide Enden des Gitarrenkoffers.

Vom Einzelnen zum Ganzen

Nach Öffnung der Schablone zeigten die beiden Formverleimungen erfreulicherweise kaum Rückstellung, so Daniel Sauter. Jetzt konnten die Teile auf Breite geschnitten und wiederum in der Schablone eingespannt, hochkant auf der Formatkreissäge die Stirnenden im Winkel angeschnitten werden. Die Verleimung des Zargenkranzes erfolgte mittels Formfedern. Für den Boden und Deckel des Koffers aus 5 mm starkem Sperrrholz wurde an der Unter- und Oberkante des Zargens innen am Anlaufring ein Falz eingefräst.

Vor dem Aufleimen von Deckel und Boden passte Daniel Sauter an der Kantenschleifmaschine zur Verstärkung des Zargens noch Massivholzklötze ein, im Bereich derer später das Schloss und die Bänder eingelassen werden konnten. Nun konnten Deckel und Boden eingeleimt werden, aber nicht bevor zur Gewährleistung der Planheit provisorische Stützhölzer im Koffer angebracht wurden, um ein Einsinken der Flächen beim Verpressen der Linoleumdeckschicht zu verhindern.

Nachdem das Linoleum aufgeleimt und rundum verputzt war, konnte der noch geschlossene Koffer in Deckel und Unterteil aufgetrennt werden – ein nicht ganz einfaches Unterfangen bei Größe und Form des Teiles! Dazu spannte Daniel Sauter eine hohe Platte an den Parallelanschlag der Kreissäge, sodass die Fläche des Koffers jederzeit eine sichere und möglichst große Auflagefläche hatte. Nun in zwei Teile getrennt konnten die Stützhölzer jetzt entnommen und die offenen Schnittkanten der Kofferteile anschließend noch mit Furnier belegt werden.

Komplexer Anschlag

Die nächste Herausforderung bestand darin, die Beschläge sauber und exakt fluchtend in einen solch unregelmäßig geformten Korpus einzulassen. Dazu nutzte Daniel Sauter eine auf dem CNC-Bearbeitungszentrum hergestellte Schablone, mithilfe derer er die beiden Scharniere (Herzig) und den Stulp des Hakenriegelschlosses (JuNie) sowie das Schließblech in den Deckel als auch in das Unterteil des Koffers präzise fluchtend einlassen konnte. Eine dünne, über den Rand des Unterteils überstehende Aufdoppelung aus Linoleum bildet einen Falz, der den exakten Sitz des Deckels gewährleistet.

Um den Prüfungsanforderungen nachzukommen, bildete Daniel Sauter das bei Gitarrenkoffern übliche, unter dem Hals des Instrumentes liegende und durch eine Klappe verschlossene Zubehörfach als kleinen, herausnehmbaren Schubkasten aus. Der offen in Kirschbaum gezinkte Schub sitzt in einem
kleinen, eingesetzten Korpus und ist auf Nutleisten geführt. Ein schönes Detail hier: Das oben überstehende, mit schwarzem Linoleum belegte Doppel dient als Griff und gleichzeitig, geschützt durch eine Filzeinlage als Auflage für den Hals der Gitarre.

Feine Materialwahl

Neben der Verwendung von schwarzem Linoleum (Forbo Desk Top), das einen feinen Kontrast zum warmen Farbton des Europäischen Kirschbaums bildet, nutzte Daniel Sauter für die innere Auskleidung des Koffers und zum Schutz der darin aufbewahrten Instrumente anthrazitfarbigen Wollfilz in verschiedenen Stärken. Ein flaches Band als Klappenhalter und ein Griff aus schwarzem Leder runden zusammen mit den schwarzen Beschlägen die feine Anmutung des Gesellenstückes ab.

Handwerk und Gestaltung verbinden

Seit 2021 studiert Daniel Sauter an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Industriedesign, um seine gestalterischen Kompetenzen weiter auszubauen. Dem Handwerk bleibt er dennoch treu, denn in den Semesterferien jobbt er in einer Möbelschreinerei in Halle. In Halle möchte er dann auch sein Meisterstück bauen, denn vor seinem Studium hatte Daniel Sauter noch die Meisterschule in Tübingen besucht und vor der Reutlinger Handwerkskammer bereits die theoretischen Teile der Meisterprüfung abgelegt.

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