Alljährlich – immer kurz vor den Sommerferien in Nordrhein-Westfalen und fast immer bei strahlendem Sonnenschein – treffen sich ein halbes Dutzend Juroren in Siegburg. In dem würdigen Ambiente des Stadtmuseums Siegburg galt es, die schönsten und gelungensten Gesellenstücke der Tischlerinnung Bonn-Rhein-Sieg auszuwählen. Insgesamt 55 junge Gesellinnen und Gesellen präsentierten ihre Möbel in der Ausstellung und stellten sich mit ihren Gesellenstücken der Jury des Gestaltungswettbewerbs „Die Gute Form“, der auf Innungsebene ausgelobt wurde. Gemäß der Bewertungskriterien: „Idee und Originalität“, „Gestaltungsqualität“ und „Funktionalität“ hatte die Jury die Preisträger ermittelt und vergab drei Preise und eine Belobigung.
Der erste Preis ging an Jan Michael Schoenborn, der einen Tisch aus massivem Eichenholz konzipierte und baute. Das Gesellenstück brilliert mit Leichtigkeit und einfachen Details. „Die weit ausladende Platte verjüngt sich zu den Enden hin“, begründet die Jury ihr Urteil, „und unterstreicht – zusammen mit den schräggestellten Beinen – den architektonischen Gestaltungsansatz dieses Möbels. Der notwendige Schubkasten führt zum Schiebeaufsatz, der die Funktionalität des Tisches erweitert.“ Die Schubkästen nicht untern der Tischplatte zu platzieren, sondern in einem Schiebeteil auf die Platte zu stellen, zeugt von einer intelligenten Lösung. So kann beispielsweise an einem Tischende im Wok gekocht werden, während am anderen Tischende die Gäste Platz nehmen. Der Aufsatz selbst, der auf Filz gleitet und an jede beliebige Position verschoben werden kann, dient dabei auch als Abstellfläche von Gewürzen und Zutaten.
Mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde das wandhängende Sideboard aus MDF und Ahorn, das Lisa Schaffrath entwarf und fertigte. Das Urteil der Jury: „Das Stück überzeugt mit Eleganz und schön durchdachten Details. Die sensible Materialzusammenstellung aus einfachem schwarzen MDF und Ahorn reicht hin zu den hell belassenen Fasern im MDF, die die Härte des Korpus mildern.“ So wurde die fast schwarze MDF-Front des Gesellenstücks mit zwei massiven, eingelassenen Ahornleisten aufgelockert, die einen ansprechenden Akzent setzen. Die asymmetrisch geteilte Front wurde auf Gehrung einschlagend konzipiert, wobei ein feiner Ahornstreifen in der Plattenmitte wie eine Intarsie wirkt.
Den dritten Preis holte sich Dmitri Ivanov für sein Sideboard aus weißem HPL, Leder und Nussbaum. Das Urteil der Jury: „Die angenehme Größe und gelungenen Proportionen zeichnen dieses Stück aus. Die eingesetzten Kontraste wie schwarz/weiß, glatt/rau und hart/weich finden in der Grifflösung ihr gestalterisches Moment.“
Das Hängeboard mit Korpussen aus Nussbaum und weißen bzw. grünen Fronten von Domenik Pipper erhielt eine Belobigung. „Unter der Überschrift „ohne Raster“ versammeln sich unterschiedliche Rechtecke in einer eigenständigen Komposition um die horizontale Linie der Ablage. Die kleinteiligen Türen schränken die Funktionalität ein“, so das Urteil der Jury. (wp)
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