Der Tritt in den Hintern

Fast wie Handschmeichler: Die Handmuster „Von Hand zu Hand“ sollen Kunden und Kundinnen ein Gefühl für die gewünschte Holzart vermitteln. Sie sind von Hand gebogen und leicht konisch zulaufend.
Foto: Lena Jürgensen

Corona lässt noch einmal grüßen: Weil die Tischlerklasse Ti 19/4C der Beruflichen Schule Holz.Farbe.Textil in Hamburg-Barmbek fast ein ganzes Jahr den Berufsschulunterricht im Homeoffice absolvierte, entwickelten die Auszubildenden ein Tischgestell, das sich bequem als Laptop-Tisch an der Couch verwenden lässt und sich harmonisch organisch in jede Umgebung einfügt. Das Laptop verschwindet anschließend in der Schublade.Der „Co-Tisch“ ist aus Esche-Vollholz und schwarzem MDF, die Oberfläche wurde geölt.
Foto: Lena Jürgensen

Greifbare Philosophie: Hugo Duina und Henning Lemcke, beide Tischlermeister und Handwerksdesigner, erzählen: „Vor sechs Jahren haben wir angefangen, ein Dinggespräch zu führen – ein Gespräch, in dem wir an Stelle von Worten Dinge austauschen: konkrete, handwerklich ausformulierte Gedanken. Wir unterhalten uns über das, was uns interessiert: Verbindungen.“ Für das Gespräch haben sie Gesprächsregeln aufgestellt: Die erste und wichtigste lautet: „m a c h e n“, zudem dürfe jeder teilhaben, es sei kein Geheimgespräch, es gehe nicht um überhöhte alte Weisheiten, nicht um Eigentum, nicht um Konkurrenz oder Gewinn. Die Entwurfssammlung sei dafür da, genutzt, umformuliert und weitergedacht zu werden.
Foto: Lena Jürgensen

Was Leisten leisten: Einen Beistelltisch in Serie bauten Tischler-Auszubildende der Beruflichen Schule Gsechs Holz.Farbe.Textil, in Hamburg-Barmbek. „Frames“ nannten sie den Beistelltisch aus Eiche-Vollholz, der rein durch ausgeklügelte Holzverbindungen und ohne Metallverbinder zusammengehalten wird und durch die Vielzahl an feinen Leisten vor allem an sonnigen Tagen ein eindrucksvolles Licht- und Schattenwurfspiel bietet.
Foto: Lena Jürgensen

Für Erinnerungen: In den geschlitzten Würfeln von Jasper Kreft, Holztechniker aus Westerstede, lassen sich Liebesbriefe, Weihnachts-, Geburtstags- und Postkarten, Mahnungen und Knöllchen wunderbar aufbewahren – damit man nicht vergisst, wer so alles an einen gedacht hat und vielleicht immer noch denkt. „Brieffreund:in“ nennt er sein Accessoire aus Eiche.
Foto: Lena Jürgensen

Für Lernende und Lehrer: Damit dem Tischler-Nachwuchs der Einstieg in die CNC-Technik gelingt, aber auch um Ausbilder und Ausbilderinnen etwas an die Hand zu geben, mit dem sie die verschiedenen Stufen eines CNC-Projektes vermitteln können, entwickelte Robert Aimer, Berufschullehrer der Holztechniker an der Gsechs in Hamburg „De Twennels“. An dem Hocker, der gleichzeitig auch als Untergestell für eine Tischplatte dienen könnte, lassen sich die verschiedenen Fertigungsschritte in der CNC-Technik nachvollziehen: Gestaltung, Konstruktion, Programmierung, Vorrichtungsbau, Testbearbeitungen, Prototypenbau, Optimierung, Dokumentation, Fertigung bzw. Serienfertigung. Um den künftigen Herausforderungen in Sachen CNC gerecht zu werden, wünscht man sich an der Schule ein möglichst vielfältiges Kursangebot mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, an dem die Auszubildenden unabhängig vom Lehrjahr teilnehmen können.
Foto: Lena Jürgensen

Elf Meinungen, eine Garderobe: Fachschüler und Fachschülerinnen der Holztechnik an der G.Sechs in Hamburg-Barmbek entwarfen, konstruierten und fertigten gemeinschaftlich das „RundeEck“. Verbunden wurden hier insbesondere elf verschiedene Meinungen, Deinungen, Ansichten und Persönlichkeiten. Über die Garderobe verteilt finden sich diverse Konstruktionsdetails, in denen jeder einzelne Teilnehmer und jede einzelne Teilnehmerin wiederzuerkennen ist. Durch drehbare Paneele und ausklappbare Haken entsteht eine flexible Garderobe, die eine individuelle Gestaltung und Nutzung ermöglicht.
Foto: Lena Jürgensen

Ausgerollt: Als Meisterstück baute Paula Zimmermann einen Tisch, der sich flexibel alltäglichen Bedürfnissen anpasst. Die Tischplatte von „Erwin Z.“ kann mit Hilfe einer abnehmbaren Kurbel am Tischende Zentimeter für Zentimeter ausgerollt werden. Die einzelnen Lamellen verbinden sich dabei zu einer geschlossenen Fläche. Dadurch wird Raum geschaffen sowohl für das Arbeiten am Notebook als auch für große Zeichenprojekte und Spielerunden mit bis zu zehn Personen. Der Ursprungsgedanke stammt von der Architektin Charlotte Perriand. Während ihre Entwürfe reine Metallkonstruktionen sind, ist „Erwin Z.“ ein komplettes Vollholzmöbel aus europäischer Kirsche mit selbstentwickelter Mechanik.
Foto: Lena Jürgensen

Er ist, was er ist: Ein Kleiderständer. Felix Müller, Tischler und Metallbaumeister aus Hamburg, baute das Möbel aus Eiche, das ganz ohne Leim und ohne Schrauben oder gar Beschläge auskommt. Einzig und allein klassische Holzverbindungen halten ihn in Form und geben Stabilität. Die Knotenpunkte der Stange und der Ständer sind mit Schwalbenschwanzverbindungen gesteckt und halten die Stange via Kraft- und Formschluss durch den Druckpunkt. So verbindet der Kleiderständer Funktion mit minimalistischer Gestaltung und ist, was er ist – einfach ein Kleiderständer.
Foto: Lena Jürgensen

Schiffe, die leuchten: Ausrangierte Overheadprojektor-Wagen waren die Grundlage für dieses Upcyclingprojekt. Als Nebenprodukt entstanden in der TischlerInnenwerkstatt des RBZ (Regionales Berufsbildungszentrum) am Schützenpark, Kiel, formverleimte Stücke aus Eichefurnier – zu schön und anregend, um diese nicht noch einmal in Szene zu setzen. In einem kreativen Prozess wurden Verbindungsideen entwickelt und dann mittels schwarzen 3D-gedruckten Passteilen Hängeleuchten realisiert – die „Lichtschiffe“ entstanden.
Foto: Lena Jürgensen

Zusammen ohne Leim: Eine gesellige Runde im Garten, ein spontanes Zusammenkommen mit Freunden im Hinterhof oder das große Weinfest im Stadtpark: Wo Menschen sich zum Essen, Feiern, Schnacken treffen, da darf die passende Sitzgelegenheit nicht fehlen. Aber muss es die klassische Bierbank sein? Ein Miteinander geht auch anders. Ohne Leim, ohne Kunststoff. Nur Vollholz und ein bisschen Edelstahl, mehr nicht. „Setzt Euch“ heißt das Ensemble aus Lärche, das Christian Ruprecht, Tischler aus Bad Zwischenahn, geschaffen hat. Nachhaltig und schön.
Foto: Lena Jürgensen