Berlin: das Stadtschloss, der historische Altbau der Charité, die Humboldt-Universität. Hamburg: der historische Hauptbahnhof. Genf: Mehrfamilienhäuser der Jahrhundertwende. Ciachcin, Polen: Kirchenfenster mit moderner Mehrscheiben-Isolierverglasung an die historischen Formen angepasst. Den vielen beeindruckenden Baudenkmälern mit imposanter Geschichte ist eines gemeinsam: Die Firma Bildau & Bussmann Fenster und Türen aus Holz hat mit dafür gesorgt, dass ihre wertvollen Portale und Fenster in neuem Glanz erstrahlen. Die Spezialisten mit einer dreißigjährigen Firmengeschichte sind der richtige Ansprechpartner, wenn es um einzigartige, schwierige und nie da gewesene Holzkonstruktionen im Fenster- und Türenbau geht.
Mitarbeiter sind die wertvollste Ressource
Am Firmensitz im Wedding, in Berlins Nordwesten, findet die Planungs- und Entwicklungsarbeit der Techniker statt. Genau hier, im fünften Hinterhof eines riesigen alten Industriegebäudes, treffe ich den Geschäftsführer und Gründer Martin Bildau und seinen Sohn Felix Bildau. Ich gehe durch eine über und über mit Graffiti verzierte Tür, steige drei Stockwerke nach oben und betrete die Zentrale von Bildau & Bussmann. Nichts deutet auf einen Handwerksbetrieb hin. Alles schreit nach jungem, dynamischem Start-Up. Zimmerpflanzen als grüne Oasen und ein Boden aus rohen OSB-Platten.
Den Weg zum Besprechungsraum säumen aber dann doch einige Fenster und Türrahmen, die die wenigen Einzelbüros, die es hier gibt, die Küche und den Besprechungsraum einfassen. Die Rahmen aus sibirischer Lärche. Alles ganz locker und heimelig. Und genau das ist der Familie Bildau wichtig: Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen. Schließlich sind die Mitarbeiter die wertvollste Ressource hier: „Unsere Nische ist so speziell, dass wir eine verhältnismäßig lange Einarbeitungszeit haben. Unsere Mitarbeiter sind so qualifiziert, dass wir alles dafür tun, um sie zu halten.“
Verschiedene Kulturen unter einem Hut
Wo alles mit einer einfachen Tischlerei begann, die im Innenausbau wie Fensterbau gleichermaßen zuhause war, steht heute ein hoch spezialisiertes Unternehmen mit einem Jahresumsatz im zweistelligen Millionenbereich. In der Zentrale in Berlin sind 30 Mitarbeiter mit Anfragen, Ausschreibungen und Arbeitsvorbereitung beschäftigt. Zehn Handwerker gehören zum Montageteam und am Produktionsstandort in Polen arbeiten 160 Mitarbeiter – insgesamt also 200 unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Kulturen und Qualifikationen.
Ein solchen Unternehmen zu leiten, ist nicht einfach, aber Martin Bildau ist Geschäftsführer mit Passion. Eine handwerkliche Ausbildung hat er nicht, er hat Volkswirtschaft studiert, was ihm jetzt bei seinem international agierenden Unternehmen, in dem auch Mitarbeiter aus ganz verschiedenen Kulturen an einem Strang ziehen müssen, sehr zugute kommt. „Meine Herzensangelegenheit sind die Kommunikationsabläufe im Unternehmen. Die Vermittlungsarbeit und das kulturelle Zusammenwirken.“
Unterstützt wird er von seinem Sohn Felix. Dieser studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und auch er weiß perfekt zu vermitteln und zu koordinieren. Und das ist noch nicht alles. Martin Bildau freut sich, dass er auch Sohn Max für die Mitarbeit gewinnen konnte. Dieser ist Spezialist für Druck- und Medientechnik.
Ins Nachbarland ausgelagert
Am Produktionsstandort in Polen wurde ein Mitarbeiter der ersten Stunde zum Geschäftsführer berufen. Warum Polen? „Günstiger ist das nicht,“ betont Bildau. Es habe sich einfach ergeben: „Der heutige Geschäftsführer im Werk in Polen war mein bester Handwerker, er hat viel zum Erfolg des Unternehmens beigetragen: Und weil er Pole ist und wir in Berlin kapazitätsmäßig an unsere Grenzen kamen, lag die Auslagerung in unser Nachbarland nahe.“ Aber auch etwas anderes ist ihm wichtig: „Wenn man an die unsägliche Vergangenheit der Deutschen in Polen denkt, empfinde ich die gute Zusammenarbeit der beiden Nationen und das kulturelle Zusammenwachsen als sehr wichtig für die Freundschaft der Länder.“
Historische Gebäude erhalten
Martin Bildau blickt auf einen bewegten Lebenslauf zurück: „In den Achtzigern gab es in Berlin viele Leerstände und ich war in mehreren Hausgenossenschaftsprojekten aktiv. Wir haben viel renoviert und irgendwann hatte ich die Idee, mit meinem angeeigneten Wissen ein eigenes Unternehmen zu gründen.“ Es war zum einen politisches Interesse: Er wollte Häuser erhalten und Leerstand vermeiden. Zum anderen wusste er aber auch den kulturellen Wert historischer Gebäude zu schätzen und wollte zum Erhalt beitragen.
Bildau & Bussmann hat eine Nische entdeckt und bedient diese mit Perfektion. Einzelstücke, die eine Herausforderung darstellen, zieht das Unternehmen magisch an. Standard ist hier ein Fremdwort. Die meisten der Fenster und Türen werden in Stückzahl eins realisiert. Von Serienfertigung keine Spur. Fenster mit einer Breite von 5 m und einer Höhe von 8 m. Fenster mit einer Fläche von bis zu 45 m2. Hier müssen Profis ans Werk. Immer wieder werden zudem alte Produktionsmethoden gefordert. So ist auch die Kaltverleimung oder die Profilbearbeitung per Handhobel bei einigen Projekten gefragt.
Das für die meisten Fenster verwendete Lärchenholz kommt aus dem eigenen Sägewerk in Russland. Natürlich mit FSC-Zertifikat. Die sibirische Lärche ist bekanntlich das robusteste Holz für Fenster- und Türrahmen. „Wir bezeichnen uns als Lärchenspezialisten,“ schmunzelt Martin Bildau. Auch hier: Die Zusammenarbeit mit Russland – kein Kinderspiel. Doch seit immerhin 15 Jahren funktioniert diese Kooperation nun schon.
Aussehen wie damals, Technik von heute
Um eine Vorstellung von dem gigantischen Planungsaufwand der Bildauschen Projekte zu bekommen, hilft ein kurzer Abriss des Stadtschloss-Projektes Berlin: An den Portalfenstern haben sechs Techniker ein Jahr lang geplant und entwickelt. Es mussten Profile erzeugt werden, für die es keine Standardwerkzeuge gab. Es mussten Bögen konstruiert werden, denen die Beschreibung Stichbogen nicht gerecht wird. Insgesamt wurden hier 110 Kastenfenster verbaut. Jedes mit einem Außen- und einem Innenfenster. Dabei entsprechen die Außenfenster exakt den historischen Aufzeichnungen, die Innenfenster erfüllen alle technischen Standards, die heutzutage an Fenster eines Museumsgebäudes gestellt werden.
„Besonders am Herzen liegt uns bei unseren Projekten die Kundenbetreuung. Die beginnt mit der Auftragserteilung und ist mit der Auslieferung unseres Produktes nicht abgeschlossen,“ betont Felix Bildau. Bildau & Bussmann bietet eine After-Sales-Betreuung durch eigenes spezialisiertes Personal an. Und auch die Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Gerade ist zum Beispiel eine kleine App zum Erstellen und Verwalten von Montagedokumenten in der Erprobung. Denn damit Historisches sinnvoll erhalten werden kann, braucht man auch alle Errungenschaften der neuen Zeit.
Bildau & Bussmann GmbH
13347 Berlin
Die Autorin
Anna-Katharina Ledwa ist Tischlerin und Projektgestalterin (HWK), arbeitet als Gesellin in der AV und entwickelt nebenberuflich eigene Produkte.