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Praxis? Tauglich.

BM-Lesertest: Fiat Ducato Schreinermobil
Praxis? Tauglich.

Seit Jahren gibt es für Tischler- und Ausbau-Betriebe den Ducato komplett mit Branchenausstattung direkt ab Fiat-Händler. Auch für den neuen Ducato haben Fiat und Ausrüster Servicemobil wieder ein Schreinermobil konzipiert, das ab Ende September verfügbar sein wird. Exklusiv für die BM-Redaktion haben drei Betriebe in zweiwöchigen Tests den 3,5-Tonner im Praxisalltag unter die Lupe genommen.

Zahlreiche BM-Leser hatten sich im März beworben, um für die BM-Redaktion das brandneue Ducato-Schreinermobil unter Alltagsbedingungen zwei Wochen lang zu testen. Die Frage war, ob auch die Neuauflage des seit Jahren etablierten Branchenfahrzeugs im harten Praxisalltag besteht.

Zunächst ging es für zwei Wochen in die Nähe von Nürnberg: Im Emskirchener Schreinerbetrieb Eger hatten Vater Werner, Sohn Lothar und insgesamt weitere zehn Mitarbeiter über zwei Wochen hinweg eine gut gefüllte Auftragsliste, um den Ducato auf Tour schicken zu können. Mal galt es Möbel auszuliefern, mal die neue Ladeneinrichtung zu komplettieren oder als Servicefahrzeug die hunderte Kilo schweren Werkzeuge an Bord zu nehmen. Für den neuen rollenden Mitarbeiter sparte man nicht mit Lob und Tadel. In den routinierten
Arbeitsabläufen des Eger-Teams offenbarte sich schnell, was „der Neue“ so alles drauf hatte.
Laderaum groß genug für den Werkstattalltag
Gewöhnt war die Mannschaft nn eine beidseitig angeordnete Werkstatteinrichtung, die in der Mitte Frachtraum übrig ließ. Jetzt hieß es umdenken, denn alles Nötige für die Tour galt es direkt hinter der Trennwand bzw. links neben dem 50 cm tiefen Regal- und Schubladen-Modul zu deponieren. Die Größe des 193 cm hohen Ducato-Laderaumes empfanden die Praktiker ohne Zweifel als klares Plus: Bei einer neben der Einrichtung verbleibenden Breite von 125 cm ließen sich große Teile auf einer Länge von 288 cm deponieren. Auch Langgut bis 307 cm passte auf Bodenhöhe hinein oder konnte bis 370 cm messen, wenn man die Diagonale des Frachtraumes bis hinein in den Alkoven über dem Fahrerhaus nutzte.
Berücksichtigt man die Minderung durch die beiden Werkstattmodule rechts mit etwa einem Kubikmeter, so verbleibt dem Ducato-Laderaum L2H2 ein Fassungsvermögen von ca.10,5 m³. Statt der werkseitig angegebenen möglichen Nutzlast von 1500 kg reduziert sich die Zuladung durch die 180 kg schwere Werkstatteinrichtung entsprechend. Theoretisch wäre es auch möglich, bei gleichem Radstand von 345 cm das Ducato-Schreinermobil als 3,0- oder 3,3-Tonner bei verminderten Nutzlasten zu ordern, doch warum sollte man auf mögliche Nutzungs-Chancen verzichten?
Ungewohnter Umgang mit Spannstangen
Natürlich war auch die Ladungssicherung ein Thema und das Handling mit den Spannstangen empfand man zunächst als ungewohnt. Hier gilt es die Federkraft zu überwinden, um eine Stange durch Stauchen aus der oberen Rasterschiene lösen zu können. Ließ sich dieses Problem durch ein wenig Übung bewältigen, so kassierte die untere, nicht komplett bündig eingelassene Rasterschiene einen Tadel: Es bestand zwar keine Stolperschwelle, aber Ladegut wollte sich oftmals nicht darüberschieben lassen. Hier ist bei Servicemobil eine komplett flächenbündige Alternative in der Erprobung, die möglicherweise zum Einsatz kommt, doch will man erst noch ausschließen, dass stattdessen andere Probleme in Kauf genommen werden müssen.
Mit der Verarbeitungsqualität der mobilen Werkstatt waren die Egers durchweg zufrieden, wenn auch der Boden als zu rutschig angesehen wurde. Laut Servicemobil hat man sich dabei für eine normgerechte Oberfläche entschieden, die den besten Kompromiss von Rutschhemmung und Schiebbarkeit des Frachtgutes biete.
Letztlich haben sich die Praktiker aus Franken mit allem Neuen dieses Schreinermobils arrangieren oder sogar anfreunden können – bis auf einen Punkt: Ausschließlich rundum verglaste Fahrzeuge gewöhnt, ließ ihnen die Übersichtlichkeit beim geschlossenen Kastenwagen zu wünschen übrig. Im Besonderen stand die verhältnismäßig breite B-Säule in der Kritik, die die Sicht nach rechts einschränkt.
So empfanden sie es als schwierig, auf von rechts kommende Fahrzeuge zu achten, denn die Schiebetür war nicht verglast. Ähnliche Kritik kam auch von den beiden anderen Test-Teams. Fiat bietet hier aber die Möglichkeit, auch eine verglaste Schiebetür fürs Schreinermobil zu ordern. Die lässt sich dann mit einem Blick durchs Trennwandfenster für mehr Übersicht mit nutzen.
Lob für den drehmomentstarken Diesel
Ein Riesen-Lob für den Motor: Der CommonRail mit 2,3 Litern ist nur bei Fiat im Programm und verblüfft durch sein Drehmoment von satten 320 Nm, das den Multijet 120 agiler sein lässt, als man üblicherweise von einem 88 kW/120 PS erwartet. Dies bestätigte auch Schreinermeister Wolfgang Schultz aus Kaarßen (östlich von Lüneburg), der mit seinem Drei-Mann-Team die meisten Testkilometer absolvierte. Gleich zu Beginn der beiden Testwochen ging es für einen Auftrag nach Süddeutschland und nach vielen Stunden hinter dem Lenker gab es ein deutliches Lob für Sitze, Armauflage, Ablagen, Klemmbretter und andere nützliche Cockpit-Einrichtungen – wenn auch die jeweilige Links-Anordnung von Handbremse und Tacho als Kuriosum vermerkt wurde.
Einen Malus-Punkt erhielt das Getriebe, weil es sich unpräzise schalten ließ und zum Kratzen neigte. Bei flotten Autobahnfahrten machte sich zudem ein Brummen bemerkbar, das den Außenspiegeln angelastet wurde – die im übrigen mit Normal- und Weitwinkel-Segmenten eine hervorragende Sicht gewähren. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass alternativ auch der Multijet 100 (74 kW/100 PS) oder der Multijet Power 160 (116 kW/157 PS) für das Schreinermobil geordert werden kann.
Im Handling durchweg zufriedenstellend
Während Fahrleistungen, Handling und Wendekreis durchweg zufriedenstellten, vermerkte Wolfgang Schultz Auffälligkeiten im täglichen Umgang mit dem Branchenmobil. So vermisste man eine Trittstufe an der Schiebetür. Nicht, dass die ca. 54 cm hohe Ladekante für einen großen Schritt zu beschwerlich gewesen wäre, doch bei den bisher eingesetzten Fahrzeugen gab es sie und man hatte sich daran gewöhnt.
Die Spannstangen wurden auch hier als gewöhnungsbedürftig und hakelig angesehen, wobei die Nut an den Bolzen-Enden Rätsel aufgaben. Wie Servicemobil erläuterte, kommen sie hier beim Schreinermobil nicht zum Tragen. Durch die Nut sind die Spannstangen aber grundsätzlich dafür tauglich, Frachtgut horizontal zu sichern, indem die Stangen in die Zurrschienen gesteckt werden können, die sich bei Speditionsfahrzeugen flächenbündig in beiden Seitenverkleidungen befinden.
Die Größe der insgesamt 145 cm langen und 91,5 cm hohen Werkstatteinrichtung wurde mit einem „OK“ vermerkt, auch mit der Bautiefe von 54 cm kamen die Praktiker durchweg zurecht. Auch war nicht wirklich einleuchtend, warum zwischen dem linken, quer eingebauten Modul und Schiebetür eine 440 x 75 mm große Aussparung ist. Laut Servicemobil muss dies zur sicheren Verankerung der Module in Kauf genommen werden. In diesem Winkel lassen sich aber durchaus Langgut oder andere Utensilien senkrecht verstauen.
Kleinigkeiten können nervtötend sein
Bei allem Glanz gab es auch Schatten: So ist beim Ducato das Nachfüllen von Scheibenwaschwasser nur mit einer rüsselförmigen Gießkanne möglich, denn alles andere endet mit einer Überschwemmung im Motorraum – dieser Job wird vergleichsweise selten zu bewerkstelligen sein. Täglich mehrmals jedoch löste die Fernbedienung für die Zentralverriegelung Unmut aus, denn sie entriegelt nicht zentral: Daran, dass Cockpit- und Frachtraumtüren durch zwei getrennte Tasten aktiviert werden, wollten sich die Tester einfach nicht gewöhnen. Bei verschlossenen Hecktüren oder der Seitentür steckte der Schlüssel entweder noch im Zündschloss oder der Fahrer war mit dem Schlüssel bereits auf und davon, während der Kollege doch noch etwas aus dem (verschlossenen) Laderaum holen wollte. Fiat bietet leider keine Möglichkeit, die Bedienbarkeit des Funkschlüssels anders zu programmieren.
Wunschliste für das Schreinermobil
Im Gütersloher Betrieb von Gerhard und Annette Mesken kam das Schreinermobil schließlich als „Mädchen für alles“ zum Einsatz. Bei zehn Mitarbeitern ergibt sich täglich eine Reihe von Baustellen, die es sporadisch und in unterschiedlicher Art zu unterstützen gilt. Mal wird am Vormittag ein Mann mehr gebraucht, mal gilt es zusätzlichen Frachtraum für Fenster und Türen bereit zu stellen oder es kann auf der Tour durch Stadt und Land auch noch die eine oder andere Reparatur oder ein kleiner Service mit erledigt werden, weil das nötige Werkzeug und Material im Wagen ist. So wurden weitere Anforderungen und Wünsche an das Branchenmobil gestellt. Vermisst wurden Regalmodule mit einer Bautiefe von nicht einmal 200 mm, die – oberhalb des Werkstattmoduls oder auch links über dem Radkasten fixiert – nur wenig vom Frachtraumvolumen in Anspruch nehmen würden. Mit zahlreichen crashsicher deponierten Sortimentskästchen ließen sich viele Utensilien für Service und Reparatur deponieren. Laut Servicemobil sind hier auch individuelle Lösungen über die getestete Standardkonfiguration hinaus möglich.
Die Rasterschienen reichten nicht weit genug nach links, so dass ein schmales Paket, das über dem Radkasten hätte deponiert werden können, nicht mit Stangen fixiert werden kann. Servicemobil hätte diese Möglichkeit auch realisiert, wenn nicht dadurch konstruktionsbedingte Nachteile für die Stabilität der Bodenplatte hätten in Kauf genommen werden müssen.
Bedingt durch die leicht gewölbte Rasterschiene im Dachbereich fluchteten genau senkrecht eingesteckte Stangen nicht zu 100 Prozent: Galt es beispielsweise ein Fenster zu fixieren, sorgte diese minimale Differenz für Spiel zwischen den Spannstangen – von denen nicht nur vier, sondern besser sechs Stück an Bord sein sollten. Als weitere Verbesserungsvorschläge hatte das Mesken-Team auf der Wunschliste, dass Spannstangen auch horizontal arretierbar sein sollten, dass die dünne Trennwand zusätzlich einen Rammschutz vertragen könnte und vermisst wurde auch ein (klappbarer) Schraubstock – der sich aber ebenfalls beim Servicemobil-Stützpunkthändler als „klappbare Werkbank für Bodenmontage“ nachrüsten lässt. Natürlich war allen Beteiligten klar, dass der Komplettpreis für Fahrzeug plus Brancheneinrichtung mit weiteren individuellen Zusätzen dann sicher anders aussehen würde. Wenn das Schreinermobil Ende September offiziell über die Fiat-Händler geordert werden kann, wird die Komplettbestellung als Branchenmobil einen Preisvorteil von etwa 1500,- Euro gegenüber der Nachrüstung zu einem späteren Zeitpunkt bedeuten.
Ohne bei Abschluss ihres jeweiligen Tests die Änderungs- oder Erweiterungsmöglichkeiten zu kennen, war man sich in allen drei Handwerksbetrieben auf der Suche nach einem neuen Transporter einig: das Ducato Schreinermobil – durchaus eine Überlegung wert! ■

Das Schreinermobil

Hier die wichtigsten Daten des getesteten Fiat Ducato Schreinermobils im Überblick:
  • Zul. Gesamtgewicht : 3,5 t
  • Sitze : 3
  • Nutzbares Frachtraumvolumen (nach Abzug der Einrichtung): ca. 10,5 m³
  • Nach Abzug des Gewichts der Einrichtung und des Fahrers verbleibende Nutzlast: ca. 1250 kg
  • Laderaumhöhe: 193 cm
  • Ladelänge: 288/307 cm, 370 cm diagonal
  • Neben der Fahrzeugeinrichtung verbleibende Ladebreite: 125 cm
  • CommonRail-Diesel 88 kW/120 PS
  • Einstiegs-Listenpreis für das Ducato Schreinermobil: 27630,- Euro zzgl. MwSt.
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