„Die Potenziale hier sind riesig, doch es gibt zugleich eine große Scheu, sich mit der digitalen Welt zu beschäftigen“, weiß Norman Bartusch, strategische Geschäftsfeldentwicklung bei Südmetall. Bartusch macht deutlich, dass sich das Schreiner- und Tischlerhandwerk aus seiner Sicht intensiv mit Smart Home auseinandersetzen muss. Denn nur die Integration einzelner „smarter“ Komponenten bedeutet noch nicht, dass man sich als Handwerker bereits dem Thema verschrieben hat.
Gute smarte Technologien funktionieren extrem einfach. Dies birgt allerdings eine gewisse Gefahr, dass die Technik aufgrund ihrer Einfachheit sowie auch der enormen Geschwindigkeit der technischen Entwicklung am Fachhandwerk vorbeigeht. Denn klar ist, dass die Technologie ihren Weg in den Markt, sprich ins Gebäude finden wird.
Den smarten Markt aufbereiten
Eine Frage ist daher: Wie kann sich der Fachhandwerker von den zunehmenden Angeboten im Baumarkt oder von Onlineanbietern absetzen und welchen Mehrnutzen kann er seinen Kunden bieten? Schon heute gibt es im Bereich der Gewerke deutliche Verschiebungen. Nur ein Beispiel: In der Gebäudeautomation werden KNX-Verkabelungen vielfach nicht mehr vom klassischen Elektrobetrieb realisiert. Die Elektrosystemhäuser, die sich hierauf spezialisiert haben, sehen sich zunehmend mit Angeboten von „Quereinsteigern“ aus der Funktechnologie konfrontiert. Denn gerade Funklösungen sind inzwischen extrem funktional geworden und etablieren sich überall im Bau im großen Stil.
„Es ist eine Tatsache, dass vor allem mit smarten Gebäuden künftig das Geld verdient wird – egal ob Renovierung oder Neubau“, sagt Norman Bartusch. Der Onlinehandel als ein Vertriebskanal hat sich bereits auf diese Entwicklung eingestellt und bietet umfassende Lösungen beispielsweise im Bereich der digitalen Schließ- und Sicherheitstechnik. Und diese Angebote werden in den kommenden Jahren sicher deutlich ausgebaut.
Nach Meinung von Bartusch werden als Schnittstelle zwischen den digitalen und analogen Welten smarte Produkte wie beispielsweise Smartlocks sowie intelligente Fenstergriffe und Lüftungs- und Beschattungssysteme zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Schreiner und Tischler sollten sich daher einen Überblick über die smarten Technologien rund um die Beschlag-, Sicherheits- und Lüftungstechnik verschaffen, um ihren Kunden überzeugende Lösungen anbieten zu können. Vielfach ist es heute schon so, dass Bauherren und Bauträger verstärkt flexible Zutrittsmöglichkeiten wünschen und weg vom „normalen Schlüssel“ wollen. Oder sie wünschen eine intelligente Lüftung, da die Sommer hierzulande immer heißer werden. Schreiner und Tischler, die sich hier positionieren können, haben gute Chancen, vom Wachstumsmarkt Smart Home zu profitieren.
Als Fazit lässt sich festhalten: Für Fachhandwerker stellt sich daher prinzipiell nicht mehr nur die Frage, ob sie sich mit smarter Technologie beschäftigen sollten, sondern wie.
Der Autor
Matthias Fischer ist seit 2009 freier Fachjournalist und Fachbuchautor. Er verfügt über 30 Jahre Branchenerfahrung und hat viele Jahre als stellvertretender Chefredakteur eines Baufachmagazins gearbeitet.