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Design umhüllt Funktionalität

Zwei Ebenen als Hülle für einen bauphysikalisch sicheren Dachausbau
Design umhüllt Funktionalität

Der Kunde bewundert die formschöne Gestaltung eines Ausbaus oder die individuell auf seine Bedürfnisse abgestimmte Bauweise. Doch hinter diesem sichtbaren Styling lauern zahlreiche Tücken, die Architekten und beteiligte Gewerke überdies herausfordern. Neben dem Wärme-, Schall- und Brandschutz kommt der Luftdichtheit der Konstruktion eine besondere Bedeutung zu. Am Beispiel eines Dachausbaus wird gezeigt worauf es ankommt und nützliche Tipps für die Praxis gegeben.

Der Ausbau von Dachgeschossen stellt in der Regel eine wirtschaftlich interessante Möglichkeit dar, zusätzlichen Wohnraum zu erschließen. Neben der Gestaltung sind aber auch diverse bautechnische Aufgaben zu lösen. Architekt Erich Gassmann hat für einen solchen Ausbau in der Münchner Agnesstraße ein „Zwei-Schichten“-Konzept für den Innenbereich entwickelt.

Die Erste übernimmt als äußere Konstruktionsschicht dabei raumabschließende und bauphysikalische Funktionen. Sie erfüllt alle Anforderungen an den Wärme- und den Brandschutz (F90). Ganz besonderes Augenmerk wurde hier aber auf die Luftdichtheit gelegt.
Die zweite, innenliegende Schicht gab dem Architekten alle Freiheiten für dessen Innenraum-Gestaltung. Der Raum zwischen den beiden Schichten bietet zudem ausreichend Platz, um die haustechnischen Versorgungsleitungen unterzubringen. Bei dem Konzept konnte eine Vielfalt der Möglichkeiten des Trockenbaus mit Gipskartonplatten genutzt werden: sowohl in der Fläche, als auch für Einbauten, Öffnungen, Durchgänge und das Einbinden von Einbauelementen. Durch vorgefertigte, gebogene Formen werden zusätzlich kreative Akzente gesetzt.
Zweischichtig vorausdenken
Eine große Herausforderung beim Innenausbau von Dachgeschossen heißt „Luft“. Kann Raumluft von Innen nach Außen gelangen, nimmt sie auf diesem Weg Wärme mit. Die Aufgabe besteht also darin, den unkontrollierten Luftaustausch durch eine luftdicht geplante und vor allem auch so ausgeführte Konstruktion zu verhindern.
Eine der besten Möglichkeiten sicherzustellen, dass eine Konstruktion luftdicht ist, besteht darin, problematische Ecken und Durchdringungen, im Vorfeld zu vermeiden wo es nur geht. Durch die Einplanung von zwei Konstruktionsebenen können diese, auch bei aufwändigen haustechnischen Installationen, schon drastisch reduziert werden.
Dabei wird, auf der Innenseite der luftdicht ausgeführten Konstruktionsschicht, eine weitere, in Trockenbauweise hergestellte Schicht angeordnet. Zwischen den beiden Schalen des Innenausbaus entsteht so eine Installationsebene, die ausreichend Platz für Rohre und Leitungen bietet. Bereits eine Unterkonstruktion mit Direktabhängern bietet dieses Plus an Sicherheit, indem sie Raum von bis zu 100 mm schafft.
Der zweischalige Aufbau dient aber nicht nur dem Schutz der Folie und als „Kabelschacht“. Häufig ist die zusätzliche Schale notwendig, um andere Anforderungen zu erreichen: Der hohe Anteil an gebundenem Wasser in Gipskartonplatten kommt dem Brandschutz zugute, während die biegeweiche Plattenmasse den Schallschutz unterstützt. Zudem hilft die Fähigkeit durch Aufnahme und Abgabe von Wasserdampf die Raumluftfeuchte zu regulieren.
In einer ausführlichen Untersuchung des Konstruktionszentrums Holz der FH Rosenheim wurde darüber hinaus dokumentiert, dass bei einer entsprechenden Ausführung von Details und Bauteilanschlüssen im Trockenbau eine sehr hohe Luftdichtheit der Schale erreicht werden kann. Es wird also durch die zweite Ebene nicht nur eine dahinterliegende Folie geschützt, sondern eine zusätzliche Luftdichte erzeugt. Damit besteht doppelte Sicherheit für ein Bauteil.
Bei der Untersuchung wurde überprüft, ob und an welchen Stellen bei einer Druckdifferenz von Δp = 50 Pa bei einer Gipsplattenkons-truktion Luftströmungen entstehen. Während die Gipsplatten in der Fläche völlig unproblematisch sind, erweisen sich die Anschlüsse zu angrenzenden Bauteilen als ausgesprochen sensible Stellen – besonders an den Ecken.
Grundlegende Erkenntnis der Studie ist daher: Bereits kleinste Fugenrisse wirken sich stark auf die Dichtheit aus, weil der a-Wert (Fugendurchlasskoeffizient) exponentiell ansteigt. Egal, ob also mit halbrund abgeflachter oder stumpf gestoßener Schnittkante ausgeführt; Fugen sind dicht, solange sie keine Risse aufweisen.
Praxis-Tipps: Hier bietet eine zweilagige Konstruktion mit versetzten Stößen hohe Sicherheit. Bei einer einlagigen Beplankung wird mit einem hinterlegten CD-Profil die erforderliche Stabilität in der Fuge erreicht.
Für die Ecke bietet sich mit der Falttechnik eine hervorragende und zudem sehr wirtschaftliche Lösung an. So sollte in den Ecken mit einer über eine V-Fräsung gefalteten Platte begonnen werden, anstatt wie üblich stumpf zu stoßen. Von dieser Platte aus kann kann dann in die Flache weitergearbeitet werden.
Der Teufel steckt im Detail
Unkenntnis bei Einzelheiten und mangelnde Ausführung sind häufige Ursachen für Energieverluste oder schlimmstenfalls auch Bauschäden, die durch undichte Kons-truktionen verursacht werden können. Da die Dichtebene später nicht mehr frei zugänglich ist, sind die Schadenssummen oft sehr hoch. Es gilt daher, Sicherstellung der Luftdichtheit mit höchster Aufmerksamkeit zu verfolgen – vom frühen Planungsstadium an, über die gesamte Ausführung hinweg.
So sollte grundsätzlich schon in der Ausschreibung festgelegt sein, dass nach der Fertigstellung der luftdichten Ebene eine Blower-Door-Prüfung durchgeführt wird. Denn zu diesem Zeitpunkt sind Leckagen noch gut aufspürbar und vergleichsweise einfach zu beheben. Schwachstellen zeigen sich häufig bei Durchdringungen der Dichtungsschicht mit Rohren oder elektrischen Leitungen.
Aber auch Wandandichtungen, speziell im Bereich der Raumecken, sind potenzielle Fehlerquellen. Oftmals wird übersehen oder vernachlässigt, dass die einzelnen Bestandteile eines Luftdichtungssystems (Folien, Klebe- und Fugenbänder) aufeinander abgestimmt sein müssen. Willkürlich kombinierte Billiglösungen bergen ein weiteres Schadenspotenzial, das erst später zum Tragen kommt. Denn Folien können Weichmacher enthalten, welche im Laufe der Zeit auswandern und dann die Klebschicht der Klebebänder angreifen können.
Wie bei jeder Konstruktion ist die Ausführung jedoch das schwächste Glied in der Kette – so auch bei unvermeidlichen Durchdringungen der Folienebene, für Antennen oder Lüftungsprofile.
Praxis-Tipps: Ein vorheriges Anschrauben einer kleinen Gipskartonplatte ermöglicht sauberes und flächiges Andichten. Die Durchdringung selbst, dann zwischen der Platte und dem Bauteil, mit Silikon oder ähnlich dauerhaftem Material abdichten.
Der Blower-Door-Test sollte grundsätzlich erst nach Abschluss der Installationsarbeiten und zeitnah zur Errichtung der innenliegenden Trockenbauschale durchgeführt werden, denn bis dahin ist die Folie dem Baustellen-Alltag ungeschützt ausgeliefert.
Raffinierte Ausführung
Die mit dem Ausbau beauftragte Firma riss die Dachkontur zunächst auf Spanplatten auf und übertrug sie damit auf die Kons-truktion. Anschließend setzten die Monteure von der Dachschräge her Direktabhänger, befestigten daran eingeschnittene Stahlblechprofile (sog. UD-Profile) und montierten anschließend CD-Schienen über Kreuz. An dieser Unterkonstruktion befestigten sie im unteren Bereich zwei Lagen 9,5 mm Knauf-Platten. Im oberen, durch enger werdende Radien, gekennzeichneten Bereich wurden zwei Lagen 6,5 mm dicke Formplatten verwendet.
Da sich in dem Dachgeschoss nur wenige Stellflächen für Möbel ergeben, integrierte der Münchner Planer Einbauelemente, wie offene und geschlossene Aussparungen in die Trockenbauwände. So sind in einer Wandaussparung neben dem Kamin Holzscheite perfekt aufgehoben und wischen Bad und Schlafzimmer wartet eine versteckte Ecke darauf, mit Handtüchern bestückt zu werden.
Vormauerungen im Bad wurden raumhoch ausgeführt, statt sie auf Brüstungshöhe zu begrenzen. Sie sind mit unterschiedlich großen Nischen ausgestattet, wie einer kleinen Aussparung in der Duschecke für die Shampooflasche. ■
Planung:
Architekt Erich Gassmann
80538 München
Fachberatung:
Hans Heinzl, Knauf Gips KG
97346 Iphofen
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