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Die Formfreunde

Holzmanufaktur setzt auf Design im Handwerk und ein tolles Betriebsklima
Die Formfreunde

Vor der Werkstatt ein Kornfeld, dahinter ein Seerosenteich. Zwischen viel Grün und alten Backsteinwänden ist die Werkstatt des jungen Tischlermeisters Tim Brüggemann zuhause. Die Formfreund Holzmanufaktur lebt, was der Name verspricht: viel Massivholz in der Fertigung und das in klarer, eleganter Formensprache.

Anna-Katharina Ledwa

2013 schließt Tim Brüggemann das Aufbaustudium Designer im Handwerk an der HWK Münster als Tischlermeister ab. Im selben Jahr geht er zurück in die Heimat um bei seinem Lehrmeister im Betrieb mit einzusteigen und die Firma als Nachfolger zu übernehmen. In Steinhagen in Ostwestfalen ist die heutige Formfreund Holzmanufaktur zuhause. Seit 2018 ist der 33-jährige Tischlermeister hier Inhaber. An seiner Seite hat er mittlerweile zehn junge Mitarbeiter inklusive drei Azubis. „2013 waren wir hier zu dritt,“ schmunzelt Brüggemann, „der Inhaber, ein Altgeselle und ich. Heute platzen wir aus allen Nähten.“ Doch gute Organisation und feste Strukturen helfen dem Team in der kleinen Werkstatt effizient arbeiten zu können. Der Neubau einer größeren Halle steht schon in den Startlöchern.

Neue Wege

Geplanter Umzug: Sommer 2023. Mit 1250 m2 Fertigung und 200 m2 Ausstellung und Büros. In den jetzt gut 500 m2 ist seit Ende 2017 auch eine 4-Achs-CNC zuhause. Die Weeke BHC 550 von Homag. „Die habe ich damals noch von meinem Taschengeld gekauft,“ erzählt der Designer stolz. Tim Brüggemann wollte der technischen Entwicklung im Handwerk nicht hinterherhinken und hat investiert. Heute ist das Bearbeitungszentrum nicht mehr wegzudenken. „Das habe ich 2018 nie gedacht. Aber wirklich alles läuft über die Weeke,“ betont der Tischlermeister. Und zum Umzug in die neue Halle dürfen sich die Formfreunde auf eine zweite große Maschine freuen. Die Nestinganlage Weeke BHP 210 von Homag ist geplant.

Holz und Design

Was die Formfreunde tolles machen kann sich jeder auf der schön bebilderten Webseite der Firma anschauen. Außerdem sind sie exklusiver Partner für den Online-Möbelhandel Cannas. Tim Brüggemann macht die Entwürfe und verkauft somit Design und Produkt. Natürlich werden die Produkte in der Formfreund Holzmanufaktur gefertigt.

Der junge Tischlermeister hat vor allem auch Gespür für gute Gestaltung. Das sehe ich bei meinem Besuch an jeder Ecke. Schon draußen gibt es viel zu sehen. Ein alter VW Bus auf dem Hof, ein mobiler Showroom in einem Anhänger und riesige Planen mit Imagefotos an der Hauswand. Auch der Name Formfreund ist ein Verweis auf die Affinität zu gutem Design. „Wir wollen uns mit dem Namen von der Masse der Tischlereien abheben und im Gedächtnis bleiben,“ erklärt der Inhaber die Wahl des Firmennamens. Außerdem entkoppelt Tim Brüggemann somit seinen eigene Person von der Firma, was ein Stück weit Anonymität schafft.

Planung und Fertigung

Bis Ende 2021 pendelt der Inhaber noch zwischen Werkstatt und Büro. 2022 ist das erste Jahr, in dem er sich komplett dem Planen, Entwerfen, Modellieren, Kalkulieren und der Arbeitsvorbereitung widmet. Für schnelle Entwürfe nutzt er Rhino 3D – kennengelernt im Studium. Zum detaillierten Modellieren dann die 3D Software Palette CAD. Für ihn eine leicht zugängliche und intuitive Software mit Mehrwert. „Toll ist zum Beispiel das automatische Befüllen des Warenkorbs im Häfele Online-Shop oder die einfache Erstellung von Exposés für die Kunden,“ schwärmt der Tischlermeister. Die Kunden sind breit gefächert. Privatleute, B2B und Kollegen, die bei Brüggemann Fräsarbeiten in Auftrag geben. Um die Bauteile auf die CNC zu bringen exportiert er MPR-Dateien aus Palette CAD und kann somit die Fräsprogramme in Wood Wop importieren. Die CNC wird von allen Mitarbeitern bedient. Learning by Doing ist hier das Konzept des Meisters. Auch sonst lässt er seinem Team viel Freiraum. Jeder in der Werkstatt durchläuft sein Projekt von Anfang bis Ende. Vom Bau bis zur Montage. Auch die Terminabsprache mit den Kunden wird von den Gesellen und Azubis eigenständig geplant. Was die Arbeitszeiten angeht hat jede und jeder hier einen individuellen Arbeitsvertrag.

Freiräume

Ob eine 30- oder 40-Stunden-Woche, 7 oder 8 Uhr Arbeitsbeginn. „Je mehr Freiraum und Entscheidungsspielraum meine Leute haben, desto wohler fühlen sie sich hier,“ erklärt Brüggemann sein Konzept. Und so ist es. „Wir haben hier ein entspanntes Arbeiten, ohne Druck,“ bestätigt Geselle Matthias Detert. Auch Gesellin Ronja Eckey meint „es fühlt sich nicht an, als würden wir zur Arbeit gehen.“ Das will was heißen!

Neben Inneneinrichtungen für Geschäftskunden, wie Arztpraxen oder Büros und Arbeiten für Architekten oder Modellbau für Start-ups, die ihn anfragen, erwähnt der Formfreund besonders gerne seine eigenen Entwürfe für den Online-Möbelhandel. Leuchten, Schlüsselbretter, Hocker, Garderoben, Regale und Tabletts sind einige der Produkte aus Massivholz. Auch ein eigener Onlineshop soll in Zukunft aufgebaut werden. Doch: „Professionelles Marketing kostet viel Zeit und Energie,“ betont der Designer.

Marketing im Aufbau

Aber einen guten Start hat er schon hingelegt mit einem tollen Instagram-Account. Regelmäßige Beiträge und tolle Bilder sind hier extrem wichtig. Das passiert dann alles abends vom Sofa aus, verrät er mir. Gelohnt hat es sich bereits, denn viele Neukunden verraten ihm, dass sie die Tischlerei Formfreund über Instagram gefunden haben.

Für die Zukunft hat Tim Brüggemann auch schon genaue Ideen im Kopf. „Ich will die Abläufe hier optimieren, bis auf die Spitze,“ erzählt er mir. Dazu gehört strikte Ordnung und feste Strukturen. „Das jemand die Maschine erstmal frei räumen muss um daran zu arbeiten darf es in der neuen Halle nicht mehr geben.“ Außerdem möchte er sich noch digitaler aufstellen. „Ich muss nicht unbedingt in der Firma sein, wenn ich nur Büroarbeit zu erledigen habe,“ zeigt Brüggemann auf.

Gespannt auf die Zukunft

Gespannt auf den neuen Arbeitsplatz ab Sommer 2023 sind alle Formfreunde. Besonders, weil sich alle an der Planung der Arbeitsplätze beteiligen durften. Wer seinen eigenen Arbeitsplatz gestalten und strukturieren darf baut natürlich nochmal eine ganz andere Bindung zu seinem Arbeitsplatz auf. Ich bin vor allem gespannt auf das Konzept der gläsernen Tischlerei, das Tim Brüggemann vorschwebt: Eine sieben Meter hohe Halle mit umlaufender Galerie und verglasten Büroräumen. Nicht nur die elf Formfreunde werden sich da wohlfühlen. Geplant sind auch regelmäßige Führungen und Workshops mit Kitas und Schulen. Engagiert in der Region ist der Tischlermeister schon lange: Sponsor des Fußballclubs, Jungunternehmertreffen und Pro-Wirtschaft-Gütersloh sind einige Stellen, an denen der Formfreund aktiv ist.

Zuhause warten auf Tim Brüggemann drei kleine Formfreunde der nächsten Generation. Mit den dreien und seiner Frau Julia Perpeet ist er erst kürzlich in ein Bauernhaus von 1729 gezogen, das sie selbst entkernt und von Grund auf liebevoll restauriert haben. Auf dem großen Grundstück lassen sich sicher schon bald prima Baumhäuser errichten und die ein oder andere Seifenkiste bauen.

Auf ein Wiedersehen bin ich gespannt!

www.formfreund-design.de

www.homag.com


Die Autorin

Anna-Katharina Ledwa ist Tischlerin und Designerin (HWK), arbeitet als Projektleiterin in einer Tischlerei und lebt in Münster.

www.annaledwa.de


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