Ohne diese Löcher in der Fassade – also ohne Fenster und Türen – wären unsere Gebäude wärmetechnisch sicherlich perfekt, leider aber auch unbewohnbar und charakterlos. Gerade wenn es darum geht, diesen Charakter zu erhalten, beispielsweise beim Altbau oder im Denkmalschutz, gilt es, den Spagat zwischen Historie und modernen Wohnanforderungen zu meistern.
Das ist nicht immer ganz einfach und es braucht eine Menge Fachwissen. Einer, der sich mit der Materie auskennt, ist Guido Kramp. Zusammen mit seiner Frau Silke Kramp und Tochter Stefanie Kramp leitet er die Kramp & Kramp GmbH + Co. KG. Der Restaurierungsbetrieb im nordrhein-westfälischen Lemgo ist einer der großen in der Branche. In bald 60 Jahren ist das Team auf über 100 Mitarbeiter angewachsen. Gemeinsam bietet das Unternehmen Kunden „alles aus einer Hand“. Eine besondere Stärke liegt in der Vielzahl von Gewerken, die ineinander übergreifen – Tischler, Maurer, Zimmerer, Maler und Lackierer. Zu den mehr als 6 000 Referenz-Projekten gehören Schlösser, Klöster und Kirchen, aber natürlich auch unzählige Wohnhäuser in allen Varianten.
Für die Restauratoren sind Fenster und Türen ein selbstverständlicher Teil des täglichen Geschäftes und eine Herausforderung: „Um historische Fenster für moderne Ansprüche fit zu machen, haben wir mehrere Möglichkeiten“, sagt Guido Kramp. „Eine davon ist die Restaurierung und Umrüstung auf dünne Isoliergläser mit warmer Kante, die andere ist es, das Bestandsfenster mit einem Innenvorfenster zum Kastenfenster zu komplettieren. Die dritte Möglichkeit besteht darin, die Fenster mit unseren Energiespar-Vorsatzscheiben zu versehen.“ Auf diese Vorsatzscheiben (siehe Kasten) hält der Tischlermeister und geprüfte Restaurator im Tischlerhandwerk sogar ein geschütztes Gebrauchsmuster.
Möglichst viel erhalten
Eine weitere Möglichkeit, die für den Restaurator zwar nicht an erster Stelle steht, aber manchmal unumgänglich ist, ist die Anfertigung von denkmalgerechten Isolierfenstern: „Oft sind die Originale verloren gegangen, dann rekonstruieren wir eine Ausführung, die dem historischen Vorbild entspricht“, berichtet Kramp von seiner Arbeit. Oberstes Ziel sei aber, das Original oder möglichst viel davon zu erhalten. Ein Anspruch, der in der Werkstatt sichtbar wird: Unzählige Fenster und Türen bearbeiten die Restauratoren hier jedes Jahr, rekonstruieren marode Partien, setzen Beschläge instand und tauschen defekte Scheiben gegen solche aus, die dem historischen Vorbild entsprechen.
Sind diese Arbeiten abgeschlossen, landen die Stücke zumeist in der Oberflächenabteilung bei Constance Schröder. „Eigentlich bin ich Kirchenmalermeisterin“, erzählt die Abteilungs- und Projektleiterin. Da es aber nicht jeden Tag eine Kirche zu bemalen gebe, kümmere sie sich mit Leidenschaft um die Farbgebung restaurierter Fenster und Türen. „Das Aufgabengebiet eines Kirchenmalers beschäftigt sich mit allen historischen Mal- und Imitationstechniken des historischen Malerhandwerks und nicht nur mit Kirchen, wie die Berufsbezeichnung vermuten lässt“, sagt die 43-Jährige.
Seit 2016 mit Produkten von Remmers
Für die Oberflächenbehandlung werden heute meist wasserbasierende Lacke von Remmers verwendet. Die ersten Erfahrungen mit den Produkten aus dem niedersächsischen Löningen hat Kramp & Kramp im Jahr 2016 gesammelt, als das Unternehmen am Wiederaufbau der sogenannten „Neuen Frankfurter Altstadt“ – dem Dom-Römer-Areal – maßgeblich beteiligt war.
„Wir haben dort sehr gute Erfahrungen mit den Produkten von Remmers gemacht. Inzwischen benutzen wir bei wasserbasierenden Anstrichen standardmäßig Induline GW-360 als Grundierung und den Compact Lack PU als Deckanstrich – es sei denn, der Kunde wünscht ausdrücklich etwas anderes“, sagt die Kirchenmalermeisterin. Schröder schätzt an den Produkten besonders, dass sie sehr gut zu verarbeiten sind. „Wir arbeiten eigentlich immer mit dem Pinsel, weil der Auftrag mit der Lackierpistole historisch nicht korrekt wäre“, berichtet sie. Auch außerhalb des Holzbereiches arbeitet das Unternehmen mit Remmers-Produkten, beispielsweise mit den Steinersatz- und Steinergänzungsmörteln. (ra/Quelle: Remmers)
Kramp & Kramp GmbH + Co. KG
32657 Lemgo-Lieme
Remmers GmbH
49624 Löningen
Foto: Kramp & Kramp
Patentierte Lösung
Kramp entwickelt Energiespar-Vorsatzscheiben
Einfach verglaste Fenster stehen im Widerspruch zu modernen energetischen Anforderungen. Deswegen hat Guido Kramp Energiespar-Vorsatzscheiben entwickelt, die sich unaufdringlich in den Bestand einfügen. „Wir können damit einen Ug-Wert von 1,7 W/(m2K) realisieren“, sagt er. Zum Vergleich: Historische Einfachscheiben erreichen für gewöhnlich einen Wert von 5,8 W/(m2K). Dass die Scheiben für jeden Fensterflügel individuell gemessen und angefertigt werden, versteht sich von selbst. Unter der Vorsatzscheibe wird eine umlaufende Profildichtung aufgebracht. Am Hauptfenster fräsen die Restauratoren im Blendrahmen umlaufend eine Nut und ziehen eine Silikondichtung ein. So bleibt die Zugluft draußen. Für die Reinigung lassen sich die Scheiben mittels Vorreiber öffnen. Damit es in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit nicht zur übermäßigen Kondensatbildung im unteren Scheibenzwischenraum kommt, finden sich im unteren Flügelrahmen je zwei 6 mm große Druckausgleichslöcher.
Positiver Nebeneffekt: Mit der energetischen Sanierung verbessert sich automatisch auch die Schalldämmung.