Bei meinem Werkstattbesuch in Ostbevern unterhalte ich mich mit Jochen Lux zunächst über den Werdegang der Tischlerei. Das tun wir im sogenannten „Ideen-Raum“ – in sehr angenehmer Atmosphäre und umgeben von erstklassigen Tischlerarbeiten, die allesamt über sehr pfiffige Details verfügen. Und die erahnen lassen, dass die Tischlerei alles bietet, aber keine Lösungen von der Stange. In diesem Ideen-Raum tauscht sich Jochen Lux üblicherweise mit Kunden aus, erarbeitet gemeinsam mit ihnen maßgeschneiderte Lösungen und präsentiert diese professionell und anschaulich in 3D auf einem großen Flatscreen.
Gerade mal 21 Jahre jung war Jochen Lux, als er 1981 seinen Meister und Gestalter gemacht hat. Der Tischlermeister brennt für seinen Beruf, das hört man aus jedem seiner Sätze heraus. Aus dieser Leidenschaft und Begeisterung für das Tischlerhandwerk heraus hat er 1987 sein Unternehmen „die ideen tischler®“ gegründet. Der Name spiegelt auch genau das wider, was Jochen Lux antreibt: Lösungen mit Aha-Effekt.
Team statt Hierarchie
Die zum Kauf stehende Tischlerei in Ostbevern hat er damals durch Zufall gefunden. Gestartet ist er mit einem Mitarbeiter, nach nur einem Jahr ist das Team bereits auf sechs Kollegen angewachsen. Seine Idee maximaler Kundenorientierung ging schon damals und geht auch heute noch bestens auf. Aktuell beschäftigt Jochen Lux zwei Meister, eine Gesellin, vier Gesellen sowie einen Auszubildenden.
Jochen Lux: „Unser Team ist wie eine Familie, und zwar ohne dass ich das zwangsverordne. Bei uns trägt jeder seine Verantwortung, die sonst übliche Hierarchie gibt es bei uns in der Tischlerei nicht.“ Das bedeutet beispielsweise in der Praxis: Wer einen Auftrag bekommt, macht daran dann alles – und zwar von der Planung über die Fertigung bis hin zur Montage beim Kunden.
Jochen Lux kümmert sich schwerpunktmäßig um die persönliche Kundenberatung. Darüber hinaus ist er ehrenamtlich als Weiterbilder und Prüfer der Tischler-Meisterschule an der Handwerkskammer Münster tätig. Ein ganz besonderes Steckenpferd des Tischlermeisters ist darüber hinaus die Oberfläche. Er ist ein echter Spezialist für unterschiedlichste Lackierungen und schwingt deshalb auch regelmäßig selber im super ausgestatteten Lackierraum der Tischlerei die Spritzpistole, um den Oberflächen von Möbeln und Innenausbauten das perfekte Finish zu verleihen.
Der Kunde ist König
Jochen Lux bringt seine Strategie so auf den Punkt: „Wir nehmen uns mit Leidenschaft genau der Dinge an, die unseren Kunden Probleme bereiten. Dabei wollen wir nie die Günstigsten sein, sondern zuallererst immer die optimale Lösung finden. Der Kunde ist König und soll am Ende einfach nur glücklich mit unserer Arbeit und unserem Service sein.“ Um das zu erreichen und das Wohlfühlerlebnis für den Kunden perfekt zum machen, stellt das Lux-Team durchaus auch mal für umfangreichere Montagen eine Außentreppe vor ein Wohnhaus, um den Zugang für das Tischlerteam samt Werkzeug und Materialien so zu gestalten, dass die Kunden für diesen Zeitraum nicht durch Schmutz noch Lärm gestört werden und ihre Privatsphäre unangetastet bleibt. Das kommt sehr gut an und macht in den meisten Fällen den Preis zur Nebensache.
3D-CAD für hohe Individualität
Im Bereich der Planung und Konstruktion setzt Jochen Lux seit fünf Jahren auf das 3D-CAD-Programm Vectorworks Interiorcad des Softwarehauses Extragroup GmbH samt Korpusgenerator. Neben der Konstruktion werden oft auch Renderings für die Präsentation erstellt, und zwar mit großem Erfolg: „Unsere Erfolgsquote bei Angeboten beträgt 97 Prozent“, freut er sich.
Konstruktionsseitig ist die Tischlerei also schon länger gut gerüstet für die zunehmende Formenvielfalt im Bereich des Möbel- und Innenausbaus. Was die Fertigung angeht, waren bis vor Kurzem noch Schablonen ohne Ende, Hand- und Tischfräse, Reihenlochbohrmaschine und ein erheblicher Mehraufwand erfoderlich. Wiederholgenauigkeit oder Komplettbearbeitung sehen anders aus.
CNC beflügelt Produktivität
Das hat sich im vergangenen Jahr mit der Investition in eine CNC-Maschine vom Typ Format-4 Creator 950 Advance geändert. Für Jochen Lux war es bei der Investitionsentscheidung sehr wichtig, viele Bearbeitungsoptionen auf sehr wenig Raum realisieren zu können. Das Konzept, bei dem das zu bearbeitende Teil horizontal und sicher geführt in die Maschine fährt, hat ihn auf Anhieb überzeugt. Zusammen mit den Spezialisten der Felder-Niederlassung in Greven hat er die für ihn optimale Maschinenkonfiguration gefunden. Die Creator kommt mit weniger als 5 m² Stellfläche aus, kann Teile von 6 bis 80 mm Dicke, bis 950 mm Breite und ca. 4000 mm Länge bearbeiten. Das macht sie auch für die Herstellung von Türen interessant. Rüstzeiten kennt die Maschine nicht. Zum Standard gehört das vierseitige Formatieren. Der Bohrkopf ist mit bis zu 25 Bohrspindeln bestückbar, hinzu kommen der 4-fach-Werkzeugwechsler sowie ein Pick-up-Platz. Mit 12 kW hat die Hauptspindel Leistung satt. Der DH17-Bohrkopf sorgt für eine flächendeckende Abarbeitung. Zur Komplettbearbeitung gehört auch, dass in Flächen wie Kanten die Fräsungen für den Lamello-Verbinder Clamex eingebracht werden. Jochen Lux ist mit der Creator sehr zufrieden – ebenso wie mit den zwei Format-4-Formatkreissägen, die seit mehr als zehn Jahren bei ihm im Einsatz sind oder auch mit der voll gesteuerten Kantenanleimmaschine vom Typ 812 eMotion, die seit 2012 gute Dienste bei ihm tut. Jochen Lux stellt fest: „Die Arbeit verlagert sich zunehmend in Richtung AV. Dafür wird die Produkiton allerdings auch deutlich effizienter.“
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