Neuburg an der Donau: Zwischen den großen Schaufenstern geht es über zwei Stufen mitten hinein in ein stimulierendes Raumgefühl. In der wohnlichen Atmosphäre des Ausstellungs- und Besprechungsraums, an den sich ganz transparent Büroarbeitsplätze anschließen, wird schnell klar: Hier geht es um individuellen und hochwertigen Möbel- und Innenausbau in modernem Design. Schreinermeister Bernhard Fortner hat sichtlich Freude an kreativer Raumgestaltung und zeigt sich kommunikativ: „Hier beraten und inspirieren wir unsere Kunden, auch mal ganz neue Wege zu gehen.“
Nach der Meisterausbildung in Garmisch und während eines anschließenden Architektur-Praktikums kam Fortner eher zufällig zu einem ersten Auftrag für eine Villa in Starnberg. Dafür hat er sich zunächst bei einem Kollegen eingepachtet.
Mit lediglich 2000 DM …
„2001 habe ich mir dann mit der eigenen Werkstatt einen Kindheitstraum erfüllt und bin mit 2000 DM in die Selbstständigkeit gestartet“, verrät er mit einem Augenzwinkern. Schritt für Schritt ging’s nach vorn und 2005 schließlich in das Firmengebäude am jetzigen Standort. Heute gestaltet und schreinert ein bestens qualifiziertes Team mit zwölf Beschäftigten in familiärer Atmosphäre das komplette Spektrum des Möbel- und Innenausbaus für den privaten und gewerblichen Bereich. Apropos Familie: Bernhard Fortners Ehefrau Sabine ist nicht nur wertvolle Allrounderin im Büro, sondern als gelernte Mediengestalterin u. a. für den sehr gelungenen Internetauftritt und das Marketing verantwortlich. Dafür wird immer mehr Zeit investiert: „Social Media wird immer wichtiger und das muss natürlich auch gepflegt werden“, kommentiert sie den permanenten Wandel mit immer neuen Herausforderungen. Eine besondere Stärke der Schreinerei ist das umfassende Leistungsspektrum von der ambitionierten Gestaltung bis zur kompletten Einrichtungslösung in bester Qualität. Dafür pflegt Fortner ein kollegiales Netzwerk mit anderen Gewerken.
In leistungsfähige Technologie investiert
Über den sorgfältigen Umgang mit Ressourcen wie Zeit, Maschinen und Personal macht sich Bernhard Fortner stets viele Gedanken: „Die Voraussetzung für präzises und effizientes Arbeiten ist der Einsatz zeitgemäßer Technologien“, betont der Schreinermeister mit dem Hinweis auf regelmäßige Updates der Technik und der Organisation. Unter diesem Aspekt hat er in den letzten Jahren noch kräftig in Digitalisierung und Automatisierung investiert. Seine Überlegung: „Für die Komplettbearbeitung an möglichst wenigen Fertigungsstationen kann ich auch mal in die Vollen gehen“.
Durchgängiges CAD/CAM
Zuallererst die Software: Mit der AutoCAD-basierten Planungs- und Fertigungssoftware von CAD+T wurde die Voraussetzung für durchgängiges Datenmanagement geschaffen. Zwei Module aus dem Software-Portfolio des erfahrenen Software-Anbieters ragen bei Fortner besonders heraus: Das Konstruktionsmodul „Engineer Classic“ überzeugt durch die intuitive Benutzeroberfläche. Die integrierte Erzeugung von Schnitten und Ansichten ermöglicht zeitsparendes Konstruieren in 2D mit automatisierter Erzeugung von 3D-Daten samt entsprechender Darstellung. Die automatische Beschlagsetzung aus einer großen Beschlagsdatenbank führender Hersteller unterstützt den Anwender bei individuellen Konstruktionen. Zum Ergebnis gehören u. a. Stücklisten und die komplette Datenbasis für die Anbindung an alle Maschinen.
Für die nahtlose Datenübergabe an 3- bis 5-Achs-CNC-Maschinen sorgt als intelligente Schnittstelle das Modul „CAM Interface“ von CAD+T. Dieses CAM-System verfügt über eine intelligente Bearbeitungslogik hinsichtlich Materialien, Werkzeugwahl und der Festlegung von Fertigungsschritten. Die bereitgestellten CNC-Programme für mehrere Maschinen gleichzeitig berücksichtigen damit nicht nur die Geometrie, sondern auch Materialeigenschaften der Bauteile.
Bernhard Fortner: „Die Entscheidung für die Software von CAD+T und die damit erzielte, nahtlose Daten-Durchgängigkeit bis zur Maschine war für uns ein echter Quantensprung.“ Und er fügt hinzu: „Der modulare Aufbau der Softwarelösungen von CAD+T ermöglicht zudem eine schrittweise Erweiterung ohne größeren Aufwand.“
Viel Leistung auf kompaktem Raum
Auf kompakten 600 m2 Fertigungsfläche tragen nur wenige automatisierte Maschinen die rationelle Fertigung. Die Reduktion auf das Wesentliche ist Teil des Fortner-Konzepts. Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist der Verzicht auf eine Plattensäge. Dafür hat sich Fortner den sogenannten Schreinertraum aus dem Hause Grupp Maschinen in Nattheim zugelegt.
Herausragendes Merkmal dieses CNC-Bearbeitungszentrums von SCM ist das Nesting inklusive Horizontalbearbeitung an den Werkstückkanten und damit die Komplettbearbeitung (bis auf das Bekannten) von
z. B. Korpusteilen mit allen Bohrungen und Ausfräsungen. Darüber hinaus wird bei Fortner auf der Nesting-CNC auch der Plattenzuschnitt für alle anderen Bauteile durchgeführt.
Bearbeitungsvielfalt mit fünf Achsen
Eine der jüngsten Investitionen ist das 5-Achs- CNC-Bearbeitungszentrum Profit H 350 von Format 4. Die flexible Allroundmaschine steht für Bearbeitungsvielfalt und übernimmt die unterschiedlichsten Fertigungsaufgaben mit kurzen Bearbeitungszeiten. Das war Fortner wichtig: „Mit der Fünf-Achs-Spindel können wir auch Oberflächen strukturieren und Mineralwerkstoffe dreidimensional bearbeiten. Außerdem sparen wir uns teure Spezialaggregate.“
Auch an dieser CNC zeigen sich die Vorteile der realisierten Datendurchgängigkeit. Die Maschine versteht sich bestens mit der CAD+T-Software. Die im CAM Interface erzeugten CNC-Programme werden online an die Maschine übertragen und per Touch oder über den QR-Code-Scan des Werkstücketiketts abgerufen. Für die Werkstattprogrammierung stehen in der Steuerung zudem eine ganze Reihe praktischer Software-Tools zur Verfügung.
Kantenbearbeitung voll gesteuert
Bernhard Fortner nennt die Kantenbearbeitung als eine der sensibelsten Disziplinen, wenn es um hohe Bearbeitungsqualität geht. Mit der Investition in die Tempora 800 von Format4, der Premiummarke aus der Felder Group, ist er diesbezüglich bestens aufgestellt. Mit dem E-Motion-Paket und motorisch gesteuerten Aggregaten leistet diese Maschine die automatisierte Kantenkomplettbearbeitung.
Die Bedienung am großen Touchscreen mit grafischer Unterstützung ist sehr einfach: Die Einstellung der Maschine erfolgt ganz fix durch Auswahl über einmal angelegte Programme per Touch oder mit Eingabe der gewünschten Parameter. Auch hier achtet Fortner auf vereinfachte und zeitsparende Abläufe: „Wir verarbeiten ausschließlich PUR-Klebstoff. Das sichert hohe Kantenqualität und vereinfacht die Abläufe. Wir reinigen nur einmal pro Woche.“ Mit hochwertigem Maschinenbau und dem advantEdge Nullfugen-Aggregat erzielt Fortner beste Ergebnisse in hoher Wiederholgenauigkeit.
Fortner schätzt die persönliche Rundumbetreuung durch die Experten der Felder Group. Nicht nur in Sachen qualifizierter Beratung und gutem Service, sondern auch in puncto Inzahlungnahme gebrauchter Maschinen und individueller Finanzierungsmodelle: „Felder hat uns auch bei der Beantragung von Fördermitteln tatkräftig unterstützt“, wird dazu kommentiert.
„Mehr brauchen wir nicht“
Mit durchgehendem Daten-Management und automatisierter Maschinentechnik an den Schlüsselpositionen hat die Schreinerei Fortner zweifellos einen sehr effizienten Standard erreicht. Bernhard Fortner will weiter am Ball bleiben: „Künftig geht es darum, dieses Level weiter zu verfeinern und zu halten.“ Aber klar doch: Eine Formatkreissäge, ein hochwertiger Breitband-Schleifautomat von Weber, eine Vakuum-Presse und ein gut ausgestatteter Lackierraum gehören auch in der Neuburger Schreinerei zur Ausstattung. Fortner: „Viel mehr brauchen wir eigentlich nicht.“
Bei aller Digitalisierung und moderner Technik: Bernhard Fortner weist immer wieder auf die Top-Leistungen seiner Mitarbeiter hin, die er auch bei Investitions-Entscheidungen immer ins Boot nimmt. Darüber hinaus: Die Nachwuchsförderung mit stetig drei Auszubildenden ist den Fortners besonders wichtig und mit diesem Thema endet meine Vor-Ort-Recherche, denn der Chef hat noch einen wichtigen Termin: Gleich ist er auf dem Weg zum „Azubi-Screening“ in der Neuburger Paul-Winter-Realschule. Auch das nennt man wohl Zukunftssicherung!
Holz Struktur Fortner GmbH & Co. KG
86633 Neuburg
Technologiepartner:
Der Autor
Dipl.-Ing. (FH) Manfred Maier war viele Jahre BM-Chefredakteur und arbeitet heute als freier Fachjournalist.
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