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Alles klar an Deck

Terrassendecks und ihre Montage
Alles klar an Deck

Terrassenböden aus Holz sind beliebt. Oft geht es darum, welches Sichtmaterial dafür das richtige ist. Dabei sind sachgerechte Konstruktionen und Montagetechniken mindestens genauso entscheidend für die dauer- hafte Freude am Holzdeck unter freiem Himmel.

Autor: Christian Härtel
Für das „Wohnzimmer im Grünen“ trägt man heute gerne Holz auf. Ein lukrativer Markt für viele Beteiligte. „Einfach und schnell verwirklicht“, so das Versprechen vieler Lieferanten an die Endkunden, aber auch an den Fachmann. Macht der Tischler oder Schreiner ein Deck aus Holz, ist der Preisdruck auch deshalb hoch. Eine sachgerechte Konstruktion und saubere Ausführung ist jedoch nicht schnell zu machen und auch nicht einfach. Davon wissen die Sachverständigen ein Lied zu singen. Schadensfälle wegen ungenügender Konstruktion sind häufiger, als man denkt.

In Österreich und der Schweiz haben die Verbände Leitfaden herausgegeben, die den Stand der Technik definieren. Diese Literatur hilft dem Schreiner nicht nur bei der Planung, sondern auch dabei, seinen kalkulierten Preis vor Kunden zu argumentieren.
Gut gemeint ist nicht gut gemacht
Er hatte es gut gemeint. Auf die Lattung der Unterkonstruktion aus Weichholz für ein Terrassendeck legte der Kollege eine Gummibahn, um die Konstruktionshölzer vor Feuchtigkeit zu schützen. Darauf kam dann das Holzdeck des neuen Terrassenbelages.
„Genau das Gegenteil war das Ergebnis. Zwischen Folie und Lattung der Unterkonstruktion konnte sich Feuchtigkeit beständig halten und nach zwei Jahren kamen die Fruchtkörper der Pilze zum Vorschein“, berichtet Bernhard Lysser, Oberexperte aus der Schweiz, von einem Schadensfall. Und: „Die meisten Fehler werden bei der Montage gemacht. Ungenügende Auflagedistanzen, vollflächige Auflage zwischen Dielen und Konstruktionshölzern, die Fugenbreite zu eng, nur eine Schraube je Kreuzungspunkt bei breiten Dielen und Hartholz mit durchlaufenden Nuten für die Befestigungsklammern“, zählt Lysser auf.
Es kommt drauf an, was drunter ist
Holz und Wasser haben keine einfache Beziehung. Deshalb ist die Kenntnis über das bauphysikalische Einmaleins wichtig. Denn wer der Vorstellung vom „Parkett für draußen“ nachgibt, handelt sich ganz bestimmt Fehler ein. Zumal sich viele Akteure auf dem Betätigungsfeld Holzterrassen tummeln. Etwa Gartenbauer und Landschaftsgärtner, die mit konstruktiven Fragen schnell einmal überfordert sein können, aber zum Zuge kommen, wenn es neben dem Holzdeck, auch um eine Unterkonstruktion mit Erdarbeiten geht.
Holz muss vor dauernder Durchfeuchtung geschützt werden. Luft muss zirkulieren können. Das gilt für den Abstand vom Boden, wie die Befestigungspunkte, sowie die Fugenausbildung zwischen den Dielen.
Der Aufbau von Holzterrassen kann grundsätzlich auf jedem festen, tragfähigen Untergrund erfolgen. Bei glatten, wenig oder kaum wasserdurchlässigen Flächen wie Beton, Asphalt oder Fliesen ist ein Gefälle von mindesten 2 % nötig, damit das Wasser abfließen kann. Auf dem Markt sind eine Reihe von Distanzfüßen für natürliche Untergründe. Bilden diese die festen Auflager, ist das Kies- oder Schotterbett geeignet, um den Bewuchs in Grenzen zu halten. Besser ist der zusätzliche Einsatz eines Vlieses unter dem Steinbett, damit Pflanzen nicht in die Holzkonstruktion wachsen können. Direkter Kontakt des Holzes mit dem Boden wie etwa die Verwendung von Holzrosten auf Kies- oder Schotter ist unbedingt zu vermeiden. Es gilt: Je höher die Konstruktion, desto besser, weil die Luft besser zirkulieren kann.
Die Güte des Holzes für die Unterkonstruktion sollte dabei mindestens der Güte der verwendeten Decklage entsprechen. Außen hui und darunter schnell pfui gilt auch, wenn die konstruktiven Details zwischen den Hölzern nicht beachtet werden. Die Deckdielen flächig auf die Konstruktionshölzer zu schrauben sorgt für schlecht trocknende Feuchtenester. Richtig ist, ein Distanzstück aus Kunststoff mit Kammerprofil oder eine Gummischnur zwischen den beiden Hölzer anzubringen. So wird die Decklage vom Auflager um mindestens 5 mm abgehoben, wodurch das Material im Bereich der Auflagepunkte leichter abtrocknen kann.
Bei den Abständen der Auflageträger orientieren sich viele an den Achsmaßen anderer Tragwerke. Diese sind aber zu groß. Die Experten empfehlen ein Achsmaß von höchstens 500 mm, je nach verwendetem Deckmaterial, dessen Dicke in den meisten Fällen zwischen 21 und 27 mm liegt. Bei Verwendung von modifizierten Hölzern werden geringere Abstände zwischen 300 bis 400 mm empfohlen. Thermohölzer sind oft nur 21 mm stark, „weil die Hersteller bei diesen Stärken noch leichter rissfreie Ware produzieren können“, weiß Andreas Rapp, Professor an der Universität Hannover. Da sich aber die Biegefestigkeiten durch die thermische Behandlung deutlich verringern, sollte man deshalb die Achsabstände zwischen den Auflagern möglichst eng wählen.
Verbindungen mit Luft
Die Kunststoff-Distanzhalter zwischen Auflager und Deckdiele erübrigen sich bei Beschlägen für die unsichtbare Befestigung der Planken, da der Belüftungseffekt durch die Beschläge erreicht wird. Das gilt aber nicht für alle, der vielen am Markt befindlichen Produkte. Vor allem weisen nicht wenige davon zu geringe Fugenbreiten auf. Eine 5-mm-Fuge mag zunächst schick sein und den Hausbesitzer erfreuen, nach wenigen Jahren sieht das anders aus. 7 bis 8 mm ist die Mindestbreite für Fugen zwischen zwei Dielen. Besser sind breitere Fugen in Richtung 10 mm, die auch dann noch gut abtrocknen, wenn sich einzelne Bretter etwas verziehen sollten. Das gilt auch für die Stöße in Längsrichtung. Bei Brettern mit mehr als 120 mm Breite, werden als Fugenbreite 6 % der Brettbreite empfohlen. Man darf nicht vergessen, dass die Gleichgewichtsfeuchte des Holzes über den Jahresverlauf gesehen enorm schwanken kann.
Wird eine unsichtbare Befestigung vorgezogen, sollte man sich die Verbinder genau ansehen, ob diese den Anforderungen an den konstruktiven Holzschutz genügen. Auch Systeme, die eine durchgehende Nut des Holzes für eine Klemmbefestigung aufweisen, sehen viele Fachleute kritisch. „Bei Hartholz wölben sich durchlaufende Nuten auf. Das Brett schüsselt und das Wasser kann nicht ablaufen“, so Lysser. Schwindet das Holz im Sommer, können sich Klemmbefestigungen auch lockern. Sachverständige berichten von Brettern, die sich dann einfach herausziehen ließen. Besser ist es dann, nur lokal mit der Schlitzfräse die erforderliche Nut zur Aufnahme der Klemmbeschläge anzubringen.
Die sichtbare Verschraubung ist nicht immer gewünscht, aber durchaus von berufener Seite empfohlen. Dringend erforderlich sind dabei zwei Schrauben je Kreuzungspunkt mit dem Auflager. Die Mindesteinschraubtiefe im Auflagerholz sollte dem siebenfachen des Schraubendurchmessers entsprechen. Bei einer geeigneten 5-mm-Schraube also 35 mm. Schrauben unter 4,5 mm Durchmesser sind für Terrassendecks nicht geeignet. Spezielle Terrassenschrauben sind hier eine gute Wahl, weil auch der Kopfdurchmesser kleiner und damit nicht so auffällig ist.
Ehrlich währt am längsten
Der Kunde wählt sein Terrassendeck natürlich zunächst danach aus, was er am Ende sieht, weshalb die Frage nach dem Material der Decklagen meist im Mittelpunkt der Betrachtung steht. Dabei sollten die Beanspruchung des Werkstoffes durch die Situation vor Ort und die Ansprüche des Kunden zusammengebracht werden. Wer ein Deck haben möchte, das der Bewitterung ausgesetzt ist, aber barfuß begehbar sein soll, der muss entweder sehr viel Pflege betreiben, oder sich auf einige wenige Materialien beschränken.
Fällt die Wahl auf Holz, kommt etwas ins Spiel, was für einen Schreiner eigentlich alltäglich ist und doch gerade bei den Terrassendecks oft wenig beachtet wird: die Holzqualität. Rift- und Halbriftbretter sind formstabiler als solche mit liegenden Jahren, die zudem über die Zeit abschiefern, was das Barfußgehen dann zur Tortur werden lässt. Auch Dickenverleimungen wurden schon in der Praxis gesichtet und mussten, trotz Einsatz von edlem und gut geeignetem Kastanienholz, schon nach zwei Jahren ersetzt werden. Leimfugen haben im bewitterten Bereich überhaupt nichts verloren. Von den heimischen Hölzern liegt nur die Robinie in der Klasse 1 bis 2 nach der EN 350-2 und gilt damit als sehr dauerhaft. Hier ist es allerdings schwierig, gute Holzqualitäten zu bekommen, vor allem bei größeren Längen. Eiche und Kastanie sind in Klasse 2 eingegliedert, gut haltbar und damit auch gut für Terrassendecks geeignet. Lärche, Kiefer und Douglasie schneiden schon deutlich schlechter ab, auch wenn man gerade bei der Lärche auf vielfältig bewährte Praxisanwendungen im Außenbereich verweisen kann.
Je nach Splintholzanteil, Holzqualität, Korrektheit der Konstruktion und der individuellen Situation vor Ort kann die Bandbreite der Haltbarkeit im konkreten Fall groß sein. Splintholz wird generell in die Klasse 5 eingruppiert, also nicht dauerhaft.
Die einschlägigen tropischen Hölzer wie Massaranduba, Ipe, Bilinga, Cumaru oder Iroko sind über jeden Zweifel ihrer Eignung erhaben. Das gilt auch für Thermo-Esche, Wood-Polymer-Composites (WPC), Bambus-Polymer-Composites (BPC), Reis-Polymer-Composites (RPC) und chemisch modifiziertes Holz wie etwa acetyliertes Holz.
WPC und andere Composit-Materialien haben vorteilhafte Eigenschaften. Aber auch an ihnen nagt der Zahn der Zeit und die konstruktiven Schutzmaßnahmen gelten auch für diese Produkte.
Der Holzanteil bei den WPC ist längst nicht gleich. „Gute Produkte bestehen mindestens zur Hälfte aus Holz“, sagt Lysser, bei manchen Herstellern auch bis zu 70 %. Der Holzanteil ist entscheidend für die thermische Ausdehnung vor allem in Längsrichtung und für die statische Aufladung. Ist wenig Holz im Material enthalten, steigen diese Werte an. „Im Sommer laden sich solche Dielen statisch auf, was zu Stromschlägen beim Berühren von geerdeten und leitfähigen Bauteilen führt“, erklärt Lysser. Gerade bei den noch relativ jungen Produkten sollte man die Qualität der Produkte im Auge haben. Langzeiterfahrungen von bewährten Produkten sind wichtig, denn sonst kann die Freude beim Barfußgehen auch bei Composit-Materialien ins Gegenteil umschlagen.
Viele denken, dass geriffelte Dielen generell weniger Rutschgefahr bergen. Das gilt in Querrichtung, wenn das Deck regelmäßig gereinigt wird. In den Vertiefungen sammelt sich aber leicht Blütenstaub und Schmutz. Laut Lysser erhöhe sich die Rutschgefahr in Längsrichtung dann gegenüber glatten Oberflächen sogar noch. I
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