Erstmals hat der Fachverband des Tischlerhandwerks Nordrhein-Westfalen seine Mitgliedsbetriebe befragt. Schwerpunktmäßig ging es um die Arbeit des Landesverbandes und der einzelnen Innungen. Aber die Befragung gibt auch Hinweise auf die Betriebsstruktur oder Zukunftsthemen im Tischlerhandwerk.
Von Mai bis Juni diesen Jahres hat der Fachverband des Tischlerhandwerks Nordrhein-Westfalen eine Befragung seiner 4 200 Mitgliedsbetriebe gestartet. Über 1 000 Betriebe haben die Arbeit des Landesverbandes und der einzelnen Innungen bewertet. Das entspricht einer hohen Rücklaufquote von 25,9 Prozent.
Die Mehrheit der Personen, die an der Umfrage teilgenommen haben, ist zwischen 35 und 45 Jahre alt (44 Prozent). Hinzu kommen 10 Prozent, die jünger als 35 Jahre alt sind. „Wenn man auch nicht davon ausgehen kann, dass es sich bei den antwortenden Personen immer um die Betriebsinhaber handelt, kann man dennoch sagen, dass das Tischlerhandwerk eine Zukunft hat“, so der Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Dieter Roxlau.
Weniger als fünf Mitarbeiter
Bei der Betriebsgröße lässt die Mitgliederbefragung eine deutliche Tendenz erkennen. 12 Prozent der Betriebe werden als Ein-Mann-Betrieb geführt, 47 Prozent haben weniger als fünf Mitarbeiter. Der Trend zum Kleinstbetrieb im Handwerk ist bekannt, die Dimensionen, welche die Umfrage offenbart, sind dennoch überraschend. Die Arbeitsweise der Betriebe verändert sich mit abnehmender Größe, und dadurch auch die Zusammenarbeit mit den Organisationen wie Innung oder Landesverband. Die Organisationen müssten deshalb ihre Aufgaben und ihr Leistungsspektrum anpassen, erläuterte Alfred Jacobi, Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes NRW.
Ehrenamtliches Engagement
Erfreulich ist das große ehrenamtliche Engagement im Tischlerhandwerk. 27 Prozent der Befragten arbeiten ehrenamtlich in Innung oder Fachverband. „Im Handwerk gibt es also nicht die weitverbreitete Müdigkeit, Ehrenämter zu übernehmen“, erklärte Dieter Roxlau. Dies lasse sich auch durch andere Zahlen bestätigen. Allein im Landesverband gibt es rund 80 Ehrenamtspositionen.
Themen der Zukunft
Die Mitgliedsbetriebe wurden auch nach Themen gefragt, die für ihre betriebliche Zukunft wichtig sind. Auf dem ersten Platz landet mit einem Durchschnittswert von 1,69 dabei das Thema Energieeinsparung vor der Bildung von Netzwerken und Kooperationen mit einem Durchschnittswert von 1,93 und dem Thema Gütezeichen mit einem Durchschnittswert von 2,07. Als weniger wichtig gelten die Sortimentserweiterung (2,16) und Aktionen und Events (2,19).
Die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen in Häusern und Wohnungen als wachsendes Marktsegment wird von den Tischlerbetrieben als das Thema der Zukunft angesehen. Dem trägt der Fachverband mit vielen Schulungen – beispielsweise zum Gebäudeenergieberater – Rechnung. Genauso hilft der Fachverband seinen Mitgliedsbetrieben beim Aufbau oder der Umsetzung von Netzwerken und Kooperationen. Dabei kann es sich um die Zusammenarbeit mehrerer Tischlerbetriebe handeln, aber auch um die Kooperation verschiedener Gewerke.
Um Kleinbetriebe bemühen
Ein Schwerpunkt der Befragung war die Beurteilung der Innungen und des Fachverbandes. 35 Prozent der Betriebe haben gelegentlich, und 30 Prozent häufig Kontakt zu ihrer Innung. Dabei nimmt die Kontakthäufigkeit mit der Größe des Betriebes zu. Während bei Ein-Mann-Betrieben nur 19,4 Prozent regelmäßig Kontakt zu ihrer Innung haben, sind es bei Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitern 36,8 Prozent. Die Zahlen für den Landesfachverband sind etwas schwächer. Deshalb müssten sowohl Innungen als auch Fachverband ihr Bemühen um die Kleinstbetriebe verstärken, betonte Geschäftsführer Dieter Roxlau.
Empfehlenswert
Insgesamt würde die Mehrheit der befragten Betriebe Nichtmitgliedern und Neugründern die Organisationen empfehlen. Ihrer Innung würden 47 Prozent auf jeden Fall und 43 Prozent bedingt ein Empfehlungsschreiben ausstellen. Für den Fachverband würden dies 46 Prozent auf jeden Fall und 44 Prozent bedingt tun. Die Zahl der Betriebe, die den Verband uneingeschränkt empfehlen würden, steigt mit der Kontakthäufigkeit. Von den Betrieben, die häufig mit dem Fachverband zu tun haben, würde jeder den Verband empfehlen. Trotzdem will der Fachverband auch weiterhin persönlich auf seine Mitglieder zugehen und aktiv Neumitglieder werben.
Gut beraten
Generell wurden die Betätigungsfelder des Verbandes gut beurteilt. Hier konnten die Befragten mit den Noten 1 = sehr gut bis 5 = mangelhaft bewerten. Vor allem die Weiterbildung mit einem Durchschnittswert von 2,46, die Information und Kommunikation (Durchschnittswert 2,49) und die Beratung in technischen und rechtlichen Fragen (2,58) schnitten gut ab. Als weniger gut wurden das Branchenmarketing (2,64), die Interessensvertretung (2,76) und andere Serviceleistungen wie Vergünstigungen bei Versicherungen (2,89) bewertet. Generell kann sich der Fachverband des Tischlerhandwerks eine gute Note ins Zeugnis eintragen lassen. ■
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