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… denn Möbel müssen vom Schreiner sein!

Modellprojekt: Kundenorientierung in der beruflichen Bildung für das Handwerk
… denn Möbel müssen vom Schreiner sein!

Im Rahmen des Modellversuches „Kundenorientierung in der beruflichen Bildung für das Handwerk“ wurde an der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule in Homberg/Efze (Hessen) ein fächerübergreifendes Projekt durchgeführt. Geplant war die exemplarische Erarbeitung eines marktorientierten Kleinmöbelkonzeptes. Die Aktivitäten der Schülergruppe mit eigenen Ideen und Beiträgen gingen weit über den geplanten Rahmen hinaus. Das Lehrerteam war sich einig: Das Unterrichtsziel wurde übertroffen.

Die Motivation der Schüler bezeichnete Fachlehrer Ludwig Prinz und seine Kollegen als beispielhaft, zielstrebig und erfolgsorientiert. Schon nach den ersten Unterrichtsstunden entwickelten sie ein eigenes Projektthema „ökonomische, praktische, alternative Kleinserie“, kurz: „ÖPAK, denn Möbel müssen vom Schreiner sein!“

Serienmöbel im Schreinerhandwerk
Die großen Möbelhäuser bieten Plattenbaumöbel an, die sich auffälliger Akzeptanz erfreuen. Diese Möbel könnten auch von handwerklichen Schreinerbetrieben angeboten werden, die allerdings bisher vorwiegend im Kundenauftrag arbeiten; Serienmöbel für potentielle Kunden werden nicht hergestellt. Da es im Geschäftsjahr auch „auftragsflaue“ Zeiten gibt, fehlt es möglicherweise im Schreinerhandwerk an Marketingkonzepten für handwerksspezifische Produkte und Produktideen.
Fächerübergreifender Unterricht
Das Projektthema war auf die neuen Lernfelder der bundeseinheitlichen Rahmenpläne der Tischler-Fachstufe 1 zugeschnitten. Im besonderen sollten die Inhalte der Lernfelder „Möbelbau“, „Einbau und Montagetechniken“ mit einem ganzheitlichen Praxisbezug erarbeitet werden. In den Fächern Politik, Wirtschaftskunde und Deutsch lernten die Schüler die Stufen der Geschäftsabwicklung im Handwerk kennen und entwickelten Marketingmaßnahmen (Produktmarketing), z. B. Werbeslogans und Konzepte für Werbefilme. Auch die erforderlichen Berechnungen und zeichnerischen Planungen wurden fächerübergreifend durchgeführt.
Produktidee und Marketingkonzept
Die Schüler sollten einen qualitativ und gestalterisch hochwertigen Rollcontainer in Plattenbauweise entwerfen und herstellen (Außenmaße 500 x 500 x 800 mm). Außerdem sollte er kleinserientauglich sein, weitestgehend aus vorgefertigten Elementen bestehen, zerlegbar und in einer möglichst kleinen Verpackungseinheit konzipiert werden. Die Verpackung zur Lagerung bzw. Anlieferung gehörte mit zur Produktplanung. Der kundenfreundliche Aspekt dieses Produktes soll u. a. durch eine zeichnerische, leicht verständliche Montageanleitung (,Follow me’) erreicht werden.
Die Schüler waren u. a. aufgefordert, sich mit einer Arbeits-Ablaufplanung auseinanderzusetzen. Zudem waren sie mit vorgefertigten Systemen und „Systemmaßen“ konfrontiert und mußten lernen, mit Beschlagkatalogen zu arbeiten.
Lernkonzept
Als grobes Planungs- und Prozeßschema für das „auftragsbezogene Lernen“ bot sich die Orientierung an die Lernkonzepte der vollständigen Handlung an (Lit.: Domann, Hahne in ‚Projektarbeiten und Holzübungsstücke‘, Beuth Verlag). Diese gliedert sich in die Phasen: 1. Informieren, 2. Planen, 3. Entscheiden, 4. Ausführen, 5. Kontrollieren und 6. Bewerten.
Informieren
Zur Information gehörte als erstes eine klare Analyse des Auftrages. Was will der Kunde? Welche Vorgaben sind einzuhalten? Welche Spielräume habe ich? Welche Vorschläge werden von mir erwartet? Welche Fristen sind zu beachten?
In Gruppenarbeit erstellten die Schüler Freihand-Entwürfe. Um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, sind schon im Stadium der Vorentwürfe alle Vorschläge vorgestellt und ihre Entwicklungsmöglichkeiten und kreativen Formen beurteilt und ausgewählt worden. Hier waren neben der Fähigkeit, seine Entwurfsabsichten darzulegen und auf Fragen zu antworten auch Kooperations- und Teamfähigkeit gefragt. An der gemeinsamen Lösung sollte in Kleingruppen mit 3 – 4 Schülern weitergearbeitet werden.
Um die Kundenvorstellungen genauer zu definieren, auch wenn das Projekt simulativen Charakter hatte, entwickelten die Schüler in einer metaplanähnlichen Moderation einen Anforderungskatalog bezüglich Herstellung, Gestaltungskriterien und Aspekte der Kundenorientierung.
Planen
Für das handlungsorientierte Lernen heißen die ersten Planungsschritte: Informationen zum Auftragsthema einholen; d. h. zum Beispiel: Was gibt es zu diesem Thema schon auf dem Markt? Gibt es Lösungen in der Geschichte? Was kann ich zu diesem Thema beitragen? Welche Planungshilfen (Fachbücher u. ä.) brauche ich für die Bearbeitung? Eigene Alternativen entwerfen, entwickeln, konstruieren, detaillieren, …
Entscheiden
Wenn konkrete Planungen auf dem Tisch liegen, müssen im Kundengespräch die Vor- und Nachteile der einzelnen Vorschläge dargelegt und erörtert werden. Obwohl man sich auf eine gemeinsame Entwurfslösung geeinigt hatte, wollte man doch ein für den individuellen Kundenwunsch möglichst vielseitig verwendbares und ein variables Möbel anbieten. So entstanden in einem Korpus verschiedene Nutzungs- und Gestaltungsvarianten.
Die Planungen wurden mit der Abgabe von Angebotsmappen abgeschlossen, in der alle Planungsunterlagen zusammengefaßt sind. Sie sind ein wichtiger Bestandteil eines „individuellen Angebotes“ und wurden von den Schülern mit eigenen Ideen und farbigen Materialien gestaltet, einige Schüler erstellten sie auch am Computer. In der Mappe sollten enthalten sein:
• mindestens zwei Vorentwürfe als Freihandzeichnungen
• Fertigungszeichnungen
• Anforderungsliste und Entwurfsbeschreibung mit Gedanken zum Marketing/der Verkäuflichkeit
• Anmerkungen zur Materialwahl, Umweltbelastung und Entsorgung
• Materialliste und Materialkostenzusammenstellung
• Arbeitsplan für die Herstellung nach Vordruck
• Zeichnerischer Montageplan (,Follow me’)
• Planung mit Aussagen und Skizzen zur Verpackung.
Ausführen
Die Herstellung des ÖPAKs in den Betrieben war von verschieden Schwierigkeiten begleitet. Das Schwierigste war die Materialbeschaffung, da die Schule keinen Etat für den Materialbedarf aus solchen Projektarbeiten hatte. Dieses Problem konnte gelöst werden: Die Firma Häfele erklärte sich bereit, die ausgewählten Beschlagteile zu spenden, die Ausbildungsbetriebe stellten die erforderlichen Holzwerkstoffe zur Verfügung. Die Stahlseile und Aufhängungen mußten von den Schülern privat finanziert werden.
Wer würde den ÖPAK wohl kaufen?
Als das etwas provokativ gestaltete Möbelstück fertiggestellt war und vor den Schülern stand, wollten sie wissen, wie dieses Möbelstück auf potentielle Kunden wirkt. Deshalb beschloß man, einen Fragebogen zu entwerfen und richtete einen kleinen „Möbelstand“ zur Kundenbefragung in den ortsansäßigen Banken ein. Die Auswertung dieser Aktion ergab beispielsweise, daß 85 % der Befragten den ÖPAK für 500,- DM gekauft hätten, immerhin 22 % der gehobenen Einkommensschicht wären bereit gewesen über 2500,- DM auszugeben.
Ludwig A. Prinz
Der Modellversuch Einen Modellversuch „Kundenorientierung in der beruflichen Bildung“ führt das Hessische Institut für Bildungsplanung und Schulentwicklung in Zusammenarbeit mit Berufsschulen und dem Handwerk seit 1.9.1996 bis 31.12.1999 unter Leitung von Heinz Beek (Postfach 3105, 65021 Wiesbaden) durch.
Bisher liegt der Schwerpunkt in der beruflichen Bildung auf der Vermittlung der fachlichen Qualifikationen. Da aber Kundenorientierung auch im Handwerk immer wichtiger wird, sollen innerhalb des Modellversuches über entsprechende didaktische Ansätze und Aufgabenstellungen kundenorientierte berufliche Befähigungen entwickelt werden.
Die Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule hat in diesem Zusammenhang mit mehreren interessierten Tischlereibetrieben im Schwalm-Eder-Kreis die Arbeitsgemeinschaft Berufsschule und Ausbildungsbetriebe (AGemBA) gegründet. Die AGemBA hat Strukturkonzepte für alle drei Ausbildungsjahre vorgelegt. Dabei entwerfen und bauen die Schülerinnen und Schüler im fächerübergreifenden Unterricht verschiedene auftragsorientierte Projekte, u. a. den vorgestellten Rollcontainer. Die Berufsschule leistet die theoretischen und planerischen Vorleistungen, die praktische Umsetzung erfolgt in den Ausbildungsbetrieben. Eine gemeinsame Kontrolle, Auswertung und Präsentation wird von der Arbeitsgemeinschaft durchgeführt.
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