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„Geprüfte Qualifikation nicht aushöhlen“

ZDH bezieht Stellung
„Geprüfte Qualifikation nicht aushöhlen“

„Geprüfte Qualifikation nicht aushöhlen“
Dieter Philipp, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks: „Ein atmendes Handwerk schaffen“
BM Bisher war der Meisterbrief die Voraussetzung für das selbstständige Führen eines Handwerksbetriebes. Diese Regelung möchte die Bundesregierung insofern ändern, als der Meisterbrief nur noch für Handwerksbetriebe notwendig ist, bei deren Ausübung „Gefahr für die Gesundheit und das Leben anderer“ besteht. Welche Position bezieht dazu der Zentralverband des Deutschen Handwerks?

Philipp Berufliche Qualifikation ist ein zentraler Bestandteil der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung – und muss es bleiben! Dazu gehört im Handwerk ganz wesentlich der Meisterbrief als Voraussetzung für Selbstständigkeit. Er attestiert seinem Inhaber, einen Betrieb handwerkstechnisch und kaufmännisch führen und junge Menschen qualifiziert ausbilden zu können. Darauf sollten wir auf dem Weg in die moderne Wissens- und Dienst-leistungsgesellschaft nicht verzichten. Die Modernisierung der Handwerksordnung muss daher zum Ziel haben, Kriterien für die Aufnahme von Berufen in die Anlage A der Handwerksordnung zu entwickeln. Dazu gehören aus unserer Sicht neben dem Aspekt der Gefahrengeneigtheit und des Verbraucherschutzes auch die Ausbildungs- und Qualifikationsleistung der einzelnen Gewerke und nicht zuletzt die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Ferner wollen wir den Qualifizierungsgedanken bei solchen Berufen stärken, die keine Vollhandwerke sind, aber über erhebliche Ausbildungspotenziale verfügen.
Die Handwerksorganisation arbeitet derzeit mit Hochdruck an einem umfassenden Konzept zur Modernisierung der Handwerksordnung. Sie möchte ein „atmendes Handwerk“ schaffen. Damit sollen – überprüfbar in regel-mäßigen Abständen – unterschiedlichen Entwicklungen Rechnung getragen werden und Höher- und Abstufungen mög-lich sein.
BM Nach zehn Jahren Berufs-tätigkeit sollen Handwerksgesellen zukünftig einen Rechtsanspruch auf Selbstständigkeit erhalten. Ist das der Anfang vom Ende des Meisterbriefes?
Philipp Eine automatische Zulassung zur handwerklichen Selbstständigkeit nach 10-jähriger Berufstätigkeit würde letzten Endes den Meisterbrief und damit das Prinzip der geprüften Qualifikation weitgehend aushöhlen. Das kann nicht das Ziel des Handwerks sein. Eine Absenkung der Qualifikation von Unternehmern und Beschäftigten und somit der Qualität von Produkten und Leis-tungen widerspricht im Übrigen auch der richtigen Zielsetzung des Bundeskanzlers, Innovationen durch mehr Bildung zu fördern und so Deutschland und Europa zur wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Region der Welt zu machen.
BM Was spricht gegen eine Zuerkennung der Ausbildereignung nach fünf Jahren handwerklicher Selbstständigkeit?
Philipp Dies würde zu einer sukzessiven Absenkung des Ausbildungsniveaus in Deutschland führen. Wir sollten uns nicht der Existenzgrundlagen berauben, auf denen ein Großteil der deutschen Volkswirtschaft seit Jahrzehnten erfolgreich steht. Das Handwerk möchte mehr Ausbildungsplätze über die Erschließung neuer Ausbildungspotenziale schaffen. So sieht unser Konzept vor, auch die in der Anlage B zur Handwerksordnung stehenden Gewerke stärker als bisher für die Ausbildung zu öffnen. Damit erreichen wir auch den Kreis der mehr manuell begabten Jugendlichen und der sozial Benachteiligten, die angesichts kontinuierlich steigender Anforderungen immer weniger Chancen auf Ausbildung haben und für die das Handwerk oft die einzige Chance zur beruflichen Entwicklung ist.
Das Handwerk ist Garant für Qualifizierung – und bildet weit über den eigenen Bedarf hinaus aus zum Nutzen für die gesamte Volkswirtschaft und im Interesse des Gemeinwohls. Seit der Wiedervereinigung hat das Handwerk der Wirtschaft 1,8 Millionen qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung gestellt. Dazu kommen fast 470 000 bestandene Meister-prüfungen sowie eine Reserve von rund 130 000 potenziellen Unternehmern.
BM Werden Handwerk und Politik bei der Modernisierung der Handwerksordnung gemeinsam vorgehen?
Philipp Wir gehen davon aus, dass Handwerk und Politik ein gemeinsames Interesse daran haben, den rechtlichen Rahmen des Handwerks fortzuentwickeln im Sinne von mehr Dynamik und Flexibilität. Daher führen beide Seiten – Handwerk wie Politik – weiter intensive Gespräche. Diese konzentrieren sich allerdings nicht allein auf Vertreter der Regierungskoalition. Auch die Opposition und die Landesregierungen werden von den Handwerksorganisationen eng eingebunden. Wir wollen einen möglichst breiten gesellschaftlichen Konsens erzielen und setzen auf die Vernunft und Weitsicht aller beteiligten Kräfte. Es muss gelingen, gemeinsam zu einer Lösung zu kommen, die den berechtigten Erwartungen an ein Handwerk mit Zukunft entspricht.
BM Bleibt zu wünschen, dass die Verhandlungen baldmöglichst zu einem erfolgreichen Abschluss führen. Herr Philipp, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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