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„Ich würde es wieder machen“

Ein deutscher Schreinermeister in China
„Ich würde es wieder machen“

Philipp Karmann arbeitete acht Monate für ein deutsches Unternehmen in Peking. Planung, Überwachung der Fertigung und die Kundenbetreuung lagen in seinen Händen. „Eine interessante Zeit“, sagt der 27-Jährige heute. „Auch um zu erkennen, wo die Schwierigkeiten bei der Produktion im fernen Osten liegen.“ Und doch ist sein Resümee: „Ich würde es wieder machen.“

Die sinkenden Möbelpreise waren für Philipp Karmann schon während seiner Zeit an der Meisterschule in München ein Thema. Sollte man nicht besser Möbel in Polen, Tschechien, Slowakei oder Ungarn anfertigen lassen? Auf einer Klassenfahrt nach Budapest jedoch besuchten die Meisterschüler mehrere Firmen und sprachen mit den Inhabern. Das Resultat: Zwar sind die Herstellungskosten dort wesentlich geringer als in Deutschland. Doch müssen die Frachtkosten und der finanzielle Aufwand für die Überwachung der Produktion im Ausland berücksichtigt werden. Einen größeren Gewinn könne man nur mit Serienmöbeln erzielen.

Also China? Philipp Karmann begann ein „Paket für China zu schnüren“. Um seine Englischkenntnisse zu verbessern, besuchte er eine Sprachschule in London. Über Recherche im Internet fand er die Ausschreibung einer deutschen Firma, die einen Produktionsleiter in Peking suchte. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland hatte dort eine Niederlassung.
Er bewarb sich und unternahm parallel eine dreiwöchige Rundreise durch China, um Land und Leute kennen zu lernen. Die Reise führte ihn über die Wirtschaftsmetropole Shanghai nach Suzhou und Xian und endete in der Hauptstadt Peking.
Alles ging ganz schnell
Nach der Rückkehr wurde er zu einem Vorstellungsgespräch geladen und bekam das Angebot, als Produktions- und Projektleiter für das Unternehmen tätig zu werden. Begeistert sagte er zu. Und schon einen Monat später war er mittendrin in einer anderen Welt.
In der Pekinger Niederlassung wurden neben den Messeständen auch individuelle, hochwertige Möbel für die wohlhabende Oberschicht gefertigt. Karmann war zusammen mit einer Innenarchitektin für einen Großkunden aus der Automobilbranche zuständig.
Sein Aufgabenbereich umfasste die Überwachung von Planung und Produktion bis hin zum Einbau und der Betreuung des Kunden. Auch für die Schulung und Einarbeitung der Mitarbeiter war er zuständig. Verständigungsprobleme gab es kaum, da die Aufträge vor dem Produktionsbeginn mit einem Dolmetscher übersetzt wurden. So konnten Unklarheiten im Vorfeld ausgeräumt werden.
Probleme mit Werkstoffen
Mehr Probleme bereiteten die Werkstoffe und Beschläge: In chinesischen Produktionen werden meist nur 0,1 mm dünne Furniere verwendet, die sehr schwer zu verarbeiten sind. Meistens zeichneten sich der Untergrund und der Leim ab. Noch schwieriger war es, gute Schrauben auf dem chinesischen Markt zu bekommen. Auch die Plattenmaße sind mit 2440 x 1220 mm kleiner dimensioniert als in Europa, was die Planung und Fertigung erschwert. Auch die Beschichtung der chinesischen Plattenwerkstoffe erwies sich oftmals als nicht fest genug verpresst. Das Overlay löste sich dadurch unter Umständen von der Platte ab. Eine Folge dieser Materialmängel ist, dass manche Firmen die Materialien extra aus Europa importieren, um sie dann in China verarbeiten zu können. Philipp Karmann lernte auch andere Probleme ausländischer Firmen in China kennen: „Viele der chinesischen Mitarbeiter bleiben nur für kurze Zeit im Unternehmen, was die Firmen wirtschaftlich schwächt. Dies hängt meiner Meinung nach zum großen Teil mit der mangelnden Identifikation mit der eigenen Firma zusammen.“ Die Frage „Ist es für eine deutsche Firma rentabel in China zu produzieren?“ sei nicht so einfach zu beantworten, meint er: „Es ist ein Rechenexempel mit einem hohen Wagniszuschlag. Zwar bieten die geringen Löhne gerade für personalintensive Güter einen bedeutenden Vorteil für ausländische Konzerne, doch müssen auch der größere Ausschuss, die Frachtkosten und die langen Transportzeiten kalkuliert werden.“
China hautnah
Acht Monate lebte und arbeitete Philipp Karmann in China und lernte in dieser Zeit auch Land und Leute kennen. Zusammen mit seiner Freundin, die während dessen ein Praktikum an der deutschen Botschaftsschule absolvierte, fuhr er auf einem Klapprad durch Peking. Das Verkehrsaufkommen war so groß, dass man mit dem Fahrrad sein Ziel wesentlich schneller erreichen konnte. Allerdings war auch die Staubbelastung hoch, so dass die Sonne nicht mehr zu sehen war. Die Lebensumstände der meisten Chinesen, seien nicht gerade rosig, stellte Karmann fest: „Viele Chinesen haben kaum Besitz und strahlen trotzdem eine wahnsinnige Lebensfreude aus. Sie streben nur nach mehr Wohlstand, um ihre Grundversorgung zu sichern.“ Nach diesen Erfahrungen schätze er die einfachen Dinge seines Lebens wesentlich mehr.
Philipp Karmann erlebte auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen in Peking als sehr ausgeprägt. Der Aktionsradius, in dem sich die Deutschen in China bewegen, ist sehr überschaubar. „Und doch ergeben sich jeden Tag Möglichkeiten, interessante Menschen kennen zu lernen.“
Aus persönlichen Gründen kehrte Philipp Karmann zurück nach Europa. Heute arbeitet er im technischen Projektmanagement für ein Unternehmen im schweizerischen Basel, das im internationalen Ladenbau tätig ist.
Eine sehr gute Erfahrung
Aus seiner Sicht war die Arbeitszeit in China eine sehr gute Erfahrung, von der er wohl noch länger zehren wird. Auch möchte er nicht ausschließen, noch einmal nach China zurückzukehren. Karmann ist offen für neue Ideen und an Austausch interessiert: „Wer Lust hat, für eine bestimmte Zeit nach China zu gehen, kann sich gerne bei mir melden. Ich habe immer ein offenes Ohr und stehe für weitere Kontakte zur Verfügung.“ ■
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