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Konstruierter Gegensatz:Meisterbrief und ISO 9000

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Konstruierter Gegensatz:Meisterbrief und ISO 9000

„Das Schlechtere ist der Feind des Guten“, resümiert Guido Ossenkopp in BM 8/98 zum Vorschlag der Monopolkommission, den Meisterbrief abzuschaffen und statt dessen auf ein Managementsystem nach DIN EN ISO 9000 zu setzen. „Handelt es sich jedoch hierbei nicht um einen konstruierten Gegensatz?“, fragt sich Diplom Holzwirt Jochen Möller vom TZH Lemgo und nimmt dies zum Anlaß, einmal das Zusammenspiel Managementsystems – Qualifizierung „Tischlermeister“ aufzuzeigen.

Jeder, der ein Unternehmen gründet oder übernimmt, gibt dem Unternehmen seine Organisationsstruktur. Dieses geschieht in einem zum Teil unbewußten Übernehmen von Strukturen oder dem bewußten Überlegen und Abwägen, in welcher Weise eine Regelung getroffen werden soll. In Teilbereichen wird auch ausprobiert werden, wie eine Regelung optimal gestaltet werden kann.

Innerhalb der ISO 9000 wird nun in den 20 Normelementen eine Grundstruktur vorgegeben, die vom einzelnen Betrieb nach seinen Anforderungen auszuformulieren ist. Das Ziel ist es, eine Struktur zu erreichen, die auf das formulierte Geschäftsziel hin ausgerichtet ist, das Erreichen dieser Ziele nachvollziehbar macht und einen Wandel in den Marktanforderungen frühzeitig erfaßt und in die Weiterentwicklung der Geschäftsziele einfließen läßt. Eines dieser Instrumente ist die Kennzahlenbildung.
Für die Geschäftsabwicklung wichtige Normelemente sind die
• Vertragsprüfung, von dem Erstellen des Angebotes bis zur Rechnungslegung (NE 3)
• geordnete Produktentwicklung mit einem systematischen Erfassen und Ausschließen möglicher konstruktiver Fehler und Abweichungen von Kundenvorgaben, aber auch Einhalten der produktorientierten Normvorgaben oder gesetzlichen Regelungen (Designlenkung, NE 4)
• Beschaffung (NE 6)
• ein gesicherter und beherrschter Herstellprozeß (NE 9) sowie
• Lagerung, Verpackung und Versand (NE 15).
Neben diesen auf betriebliche Funktionen ausgerichteten Normelementen ist das „Interne Audit“ und „Externe Audit“ ein wichtiges Instrument. Audits dienen der Klärung, ob die getroffenen Regelungen (dargelegt in Handbuch, QMV, QMA, Formularen) zweckmäßig sind und zu aufgetretenen Störungen angemessene Handlungen im Sinne einer Verbesserung eingeleitet wurden. Zu diesen Verbesserungsmaßnahmen gehört im wesentlichen das Einbeziehen der Beteiligten, das Erarbeiten von Maßnahmen und die Schulung der am Prozeß Beteiligten.
In einem Teil der europäischen Länder gibt es derzeit keine Meisterausbildung, so daß durch ein „Hineinwachsen“ in die betriebswirtschaftlichen und betriebsorganisatorischen Tätigkeiten der praktisch orientierte Herstellprozeß ergänzt wird. Desgleichen ist bei den Betrieben der Anlage B der Handwerksordnung festzustellen. Auch hier handelt es sich um Gesellen, die mit Fertigprodukten handeln und Montageleistungen anbieten – und die Zahl der Betriebe wächst.
Im Sinne der ISO 9000 wird hier im Rahmen eines Audits sicher die Frage aufzuwerfen sein, in welcher Weise und wie nachvollziehbar die betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Abläufe dargelegt sind oder in welcher Weise eine Weiterbildung im Rahmen der Montagetechnik stattfindet, um sicherzustellen, daß die verankerten Produkte den Anforderungen standhalten.
Hier zeigt sich bereits im Ansatz, daß im Rahmen der ISO 9000 nur die Qualifikationen abgefragt werden, die für den Geschäftszweck benötigt werden.
Diese nachzuweisenden Fachqualifikationen führen im Hinblick auf die ISO 9000 zu einer Modularisierung. In diesen Modulen ist das über das Niveau der Gesellenausbildung hinausgehende Wissen zu vermitteln, das für eigenständige Entscheidungen und Angehen neuer Aufgabenstellungen unverzichtbar ist. Dieses führt zu einer Ausbildung nach Bedarf und Anwendungsfall. Für einen Betrieb, der ausschließlich auf die Montage von Fertigelementen ausgerichtet ist, sind andere Module erforderlich als für einen Betrieb, der die Fertigung von Fenstern, Türen oder Treppen ausführen will, oder für denjenigen, der im Innenausbaubereich zu einer eigenständigen Gestaltung und Stilsicherheit gelangen möchte. Im Hinblick auf die heutige Meisterausbildung, die breit und alle Tischlertätigkeiten umfassend angelegt ist, ergibt sich hier eine Einsparung von Ressourcen einerseits, eine Ausweitung der zu Qualifizierenden jedoch andererseits.
Als Marktzugangsvoraussetzung für die Gründung und das Betreiben eines Handwerksbetriebes würde damit der heutige Meisterbrief seine Bedeutung verlieren, da die Qualifikation über die ISO 9000 nachvollziehbar abgefragt wird und über Personalentwicklungspläne und Weiterbildungsmaßnahmen in Modulform auf die Unternehmensentwicklung abgestimmt wird.
Der Ausbildungsform und dem formalen Bildungsabschluß „Tischlermeister“ wird damit jedoch nicht die Bedeutung entzogen. Es stellt ein in sich geschlossenes Qualifizierungsprogramm dar, das die eigenständige Auseinandersetzung mit Themen der Produktkonstruktion und -gestaltung sowie der Betriebsführung zum Inhalt hat. Es wäre auch hier anzudenken, ob produkt- und damit verbunden maschinen- und fertigungsspezifische Module von Vorteil wären, oder in welcher Weise eine allgemeine Ausbildung aufrechterhalten wird, die dem Absolventen einen Zugang in die verschiedenen Betriebe ermöglicht, verbunden mit der späteren Vertiefung der Kenntnisse. Zusammenfassend ist festzustellen, daß die ISO 9000 eine an dem Unternehmensziel orientierte Qualifikation einfordert und über das Normelement 18 die Weiterbildung fördert. Zertifizierung ist kein reines Marketinginstrument und stellt keinen Ersatz für qualifizierte Mitarbeiter und damit qualifizierte Arbeit dar. Die Meisterprüfung als Marktzugangsvoraussetzung würde jedoch entfallen, nicht aber die Wichtigkeit der Ausbildung und Qualifikation an sich.
Eine Modularisierung der Meisterausbildung und Anpassung an betriebliche Spezialisierungen für die Produktion ist eine Ebene weiterer Überlegungen. Die andere Ebene ergibt sich durch Betriebe mit eher Dienstleistungscharakter oder Meisterschüler, die erst zu einem späteren Zeitpunkt eine Spezialisierung eingehen wollen. Dieses erfordert eine Auseinandersetzung mit den Inhalten und der Zweckorientiertheit der Ausbildung. Durch eine Modularisierung würde auch diesen eine qualifizierte Weiterbildung ermöglicht.
gez. Jochen Möller,Fachauditor (TAR), Technologie-Zentrum Holzwirtschaft, Lemgo
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