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Straffes Programm in nur 21 Monaten

Umschulung zum Tischler für Arbeitslose
Straffes Programm in nur 21 Monaten

Über 300 Angebote zur außerbetrieblichen Ausbildung zum Tischler in ganz Deutschland listet „kurs direkt“, die Weiterbildungsdatenbank des Instituts der Deutschen Wirtschaft auf; darunter neben solchen für benachteiligte Jugendliche auch zahlreiche Umschulungen zum Tischler für Arbeitslose. Eine davon fand im westfälischen Soest statt – finanziert vom Arbeitsamt und durchgeführt im Berufsbildungszentrum Hellweg der Kreishandwerkerschaft Soest-Lippstadt. Im Februar 1999 haben dort insgesamt neun Umschüler – vorher allesamt arbeitslos – den Gesellenbrief im Tischlerhandwerk erworben.

Heinrich Quiring ist 29 und hat beruflich schon einiges erlebt: angefangenes Lehrerstudium in Rußland, 1989 die Ausreise nach Deutschland, wo er unter anderem in verschiedenen Betrieben im Metallbereich tätig war. Doch die Erfahrungen, die der Rußlanddeutsche machte, waren nicht nur positiv. „Ohne berufliche Ausbildung“, stellte er fest, „ist man immer einer der ersten, denen gekündigt wird, wenn keine Aufträge da sind.“

Vom zuständigen Arbeitsamt in Soest erfuhr er von der Umschulungsmaßnahme zum Tischler im Berufsbildungszentrum Hellweg. „Für mich war das eine Möglichkeit“, sagt er, „meine persönlichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.“ Zumal ihm am Beruf des Tischlers speziell der kreative Aspekt reizte.
Quiring bewarb sich mit Erfolg und begann mit 15 anderen Arbeitslosen die Umschulung zum Tischler. Die Teilnehmer, im Alter von Mitte 20 bis Ende 40, hatten die unterschiedlichsten beruflichen Vorbildungen: Vom Kaufmann bis Ingenieur aus Rußland, dessen Studienabschluß in Deutschland nicht anerkannt wurde oder Arbeitslose ohne Berufsausbildung. Rund die Hälfte waren Rußlanddeutsche.
Begehrte Umschulungsplätze
Die Umschulung zum Tischler ist auch bei Arbeitslosen gefragt. „Wir hatten zwei Bewerber für einen Platz und teilweise Wartezeiten von eineinhalb Jahren“, erklärt Jochen Siering, zuständiger Berater im Arbeitsamt Soest. Zum zweiten Mal bot das Arbeitsamt Soest gemeinsam mit dem Berufsbildungszentrum Hellweg die Maßnahme an. Die Auswahl der Teilnehmer geschah durch eine Art Vorpraktikum, Zeitdauer einen Monat.
„Entscheidend war nicht nur die praktische Eignung für den Tischlerberuf“, sagt Werner Ferber, verantwortlicher Ausbilder für den Kurs im BBZ, „auch die gesundheitlichen Voraussetzungen und ausreichende Sprachkenntnissse waren zu berücksichtigen.
Denn das Programm, was auf die zukünftigen Tischlergesellen zukam, hatte es in sich. Allein schon aus zeitlichen Gründen: Die Umschulung im BBZ dauerte nur 21 Monate – im Gegensatz zu den 36 Monaten, die in der „normalen“ Berufsausbildung zum Tischler zur Verfügung stehen.
Davon finden nur 18 Monate in der Werkstatt in Soest statt; drei Monate absolvieren die Teilnehmer ein Praktikum in Tischlereien vor Ort.
„In dieser Zeit“, so Werner Ferber, „lernen sie alles, was sie später für den Tischlerberuf benötigen.“ Der Lehrplan entspricht der Ausbildungsordnung zum Tischler – nur mit entsprechend verkürzten Zeiten für die einzelnen Ausbildungsabschnitte.
Für die Ausbildung stehen in Soest drei Bank- und zwei Maschinenräume (ausgestattet mit allen gängigen Standardmaschinen) mit insgesamt 60 Arbeitsplätzen zur Verfügung, die gemeinsam mit der Überbetrieblichen Lehrlingsausbildung und den Fortbildungskursen für arbeitslose Tischlergesellen genutzt werden. Auch in den Bereichen CNC und CAD ist das BBZ entprechend ausgerüstet.
Und noch eine Besonderheit: Der Berufsschulunterricht findet nicht in der Berufsschule, sondern im BBZ statt. Aus einem einfachen Grund: „Der Lernerfolg ist hier höher“, weiß Günther Reichart, beim BBZ für die Koordination der Maßnahme zuständig. Denn in der Berufsschule beginnen die Teilnehmer im 2. Lehrjahr, kommen also in eine Klasse, deren Unterricht schon ein Jahr läuft und müssen den Stoff des ersten Ausbildungsjahres komplett nachholen. Was den meisten, so Reichart, schwer falle.
Hohe Anforderungen
Das dichtgedrängte Programm verlangte allerdings auch sonst einiges von den Teilnehmern. Nur 14 der anfänglich 16 Absolventen gingen in die Prüfung – 9 bestanden sie erfolgreich. Die überwiegende Mehrheit von ihnen arbeitet inzwischen als Geselle im Tischlerberuf.
Wie Heinrich Quiring: Er hat offensichtlich sein berufliches Glück gefunden. Nicht nur, daß er die Fortbildungsmaßnahme als Lehrgangsbester beendete; seit April ist er in einem Soester Innenausbaubetrieb mit acht Mitarbeitern beschäftigt. Zwar nicht im Bereich Möbelbau („Der hat mir während der Ausbildung besonders gut gefallen“), sondern vorwiegend im Trockenbau. Sein Fazit ist auch so entsprechend positiv. „Ich würde die Ausbildung noch einmal machen“, sagt er.
(Weitere Informationen: BBZ Hellweg, Vor dem Schültinger Tor 80, 59494 Soest)
Ulrich König
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