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Typisch?

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Typisch?

Warum entscheidet sich ein Jugendlicher für eine Schreinerausbildung? Wir wollten von Azubis wissen, wie ihnen der berufliche Alltag gefällt und ob sie sich das so vorgestellt haben, was sie nicht mögen und worauf sie gerne verzichten würden und – last but not least – wohin der berufliche Weg einmal führen soll: „Was ist Dein größter beruflicher Traum?“ Natürlich hätten wir Ihnen gerne den typischen Azubi vorgestellt. Jetzt dürfen Sie selbst entscheiden!

Martin Döring: Ich wusste mit sieben Jahren schon, dass ich Schreiner werde. Damals habe ich einen Tisch gebaut, mir den Tisch angeschaut und zu mir gesagt: „Das muss besser werden.“ An dem Beruf des Schreiners gefällt mir, dass ich eigene Ideen umsetzen und eigene Stücke bauen kann. Ich habe vorher schon in einer Schreinerei gejobbt, von daher wusste ich, was auf mich zukommt. Ich habe es mir noch härter vorgestellt, Stress habe ich im Geschäft nicht. Wir sind über 20 Leute und machen Messebau. Zum Beispiel haben wir für den Genfer Autosalon Messestände für Porsche, BMW und Audi gebaut. Stolz bin ich darauf, was ich in den eineinhalb Jahren schon alles gelernt habe. Wenn ich zurück denke, was ich am ersten Tag konnte und was ich jetzt kann: Das hat sich ganz schön entwickelt. Das Beste in meiner Lehre ist eindeutig das Arbeiten an der CNC-Maschine. Das macht mir Spaß. Programmieren kann ich noch nicht. Aber ich kann sie bedienen und ich weiß auch, wie ich sie wieder zum Laufen bekomme, wenn sie mal spinnt. Allerdings habe ich die Maschine auch schon mal für zwei, drei Stunden lahm gelegt. Manche Dinge habe ich noch nicht gemacht. Zum Beispiel habe ich im Bereich Oberfläche noch keine Erfahrung, weil wir eine Lackiererei haben. So ist das einfach, wenn ein Betrieb stärker spezialisiert ist. Aber das will und das werde ich noch nachholen. Am wenigsten mag ich das Fegen und die Container zu leeren. Das könnten die Gesellen eigentlich auch machen. Na ja, ich werde ja nicht dazu gezwungen, es gehört einfach dazu. Mein Chef ist zufrieden mit mir. Ich bekomme kleinere Aufträge und erledige die auch zügig und gewissenhaft. In Mathe allerdings, meint er, könnte ich besser sein. Mathe macht mir Spaß, obwohl ich nicht gut bin. Komisch eigentlich. Sport fehlt mir. Religion müsste nicht sein, obwohl die Ethik-Themen schon ganz interessant waren. Ausbildungsanfänger sollten wissen, dass in der Ausbildung einiges auf sie zukommt. „Du musst von Anfang an am Ball bleiben“, würde ich sagen. Jetzt höre ich mich wie ein Lehrer an, nicht wahr? Aber es ist wirklich so. Den größten Respekt habe ich – mal abgesehen von den Maschinen – vor den Leuten, die es in diesem Job zu etwas gebracht haben: Meister oder Innenarchitekten. Ich will nach der Lehre auch Innenarchitektur studieren. Vielleicht noch davor den Meister machen. Organisieren und Planen macht mir Spaß. Ich stelle jeden zweiten Monat mein Zimmer um … jeder fängt mal klein an.

Claudia Wenisch: Schon von klein auf war es mein Lebensziel, meine Möbel selber bauen zu können. Meine Mutter hat mir jedoch damals, als ich noch nicht volljährig war, verboten, eine Ausbildung zur Schreinerin zu machen. Sie hat den Vertrag einfach nicht unterschrieben. Na ja, mein Opa hatte einen Fensterbaubetrieb und meine Mutter meinte, die Arbeit sei zu hart für mich. Ich habe dann Industriemechanikerin gelernt und die Ausbildung auch abgeschlossen. Aber damit ich später nicht verpassten Chancen nachweinen muss – nach dem Motto „Ach hättest Du doch bloß …“, habe ich mich entschieden, in einer zweiten Ausbildung meinen Traumberuf zu lernen. Mein erster Ausbildungsbetrieb war allerdings ein Reinfall. Der Ausbilder konnte zwar mit Lernschwachen umgehen, aber wenn jemand gut in der Schule war, hatte er damit Schwierigkeiten. Und mit Frauen konnte er schon gar nicht umgehen. In meinem neuen Betrieb dagegen fühle ich mich zu Hause. Wir sind drei ganz unterschiedliche Azubis im Betrieb: Der eine sagt immer „ja, aber“, weil er später sowieso etwas anderes machen will. Der andere sagt immer „ja, schon“, weil er sowieso nichts versteht. Meistens heißt es: „Gib’s der Claudia, dann weißt du, das es richtig gemacht wird. Die fragt nicht dreimal nach.“ Während der Ausbildung ist es wichtig, mit den Augen zu klauen und alles zu hinterfragen. Dann bleibt auch der Arbeitsalltag spannend. Um Informationen zu bekommen, kann ich zwar den Meister fragen, aber zuerst einmal schaue ich im Katalog oder in Fachbüchern nach. Manchmal frage ich auch meinen Opa … obwohl der immer alles besser weiß. Er weiß allerdings nur, was vor dreißig, vierzig Jahren angesagt war. Was heute Stand der Technik ist, weiß er nicht. Spanplatten mag ich überhaupt nicht. Aber ich lerne dabei natürlich auch eine ganze Menge. Für einen großen Einbauschrank wäre es außerdem Verschwendung, Vollholz zu nehmen. Wenn dafür Spanplatten genommen werden, bleibt schon mehr Holz für mich und meine Möbel. Das Beste an meiner Lehre ist, dass ich später alle meine Möbel selber bauen kann. Ich möchte Möbel bauen, die für immer halten. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich ein Möbelstück bis ins kleinste Detail durchdenken und planen kann. Sogar so weit, dass es industriell hergestellt werden könnte. Vielleicht bekomme ich mal im Designbereich eine Chance; vielleicht sagt einmaljemand: „wow“, das ist richtig gut, völlig durchdacht. Ich finde, die Ausbildung zum Schreiner sollte breiter gefächert werden. Es wäre auch schön, die alten Techniken lernen zu können. Vor den alten Meistern habe ich großen Respekt: Was die früher alles von Hand gesägt und gehobelt haben – und trotzdem waren die Schnitte winklig und alles hat gepasst. Mit den Maschinen heute ist doch vieles um so viel einfacher geworden. Bevor man eine Schreiner-Ausbildung beginnt, sollte man ein Praktikum absolvieren, um die Realität im Betrieb kennen zu lernen. Meister Eder gibt es leider nicht, obwohl ich diese Art zu arbeiten schön fände … Was Du in deinem Betrieb nicht lernen kannst, musst Du Dir später aneignen. Beispielsweise werde ich wohl nie lernen, Treppen zu bauen, wenn ich mir nicht später einen entsprechenden Betrieb suche. Man sagt, ein Schreiner hat erst ausgelernt, wenn er ein Jahr Geselle war. Mein größter Traum ist eine kleine Manufaktur, in der ich Einzelstücke, Designerstücke aus Vollholz fertigen kann … und wenn ich den Lotto-Jackpot gewinne, wird der Traum auch Wirklichkeit. Na, mal ehrlich: Vielleicht verdient mein Mann ja so viel, dass ich für mich eine kleine Werkstatt privat einrichten kann. Dann arbeite ich für meinen eigenen Bedarf oder für Bekannte, vielleicht mal eine kleine Ausstellung …
Hagen Benckendorff: Nach dem Abitur habe ich Biologie studiert. Dieses Studium hat mich aber weder vom kreativen noch vom ethisch-moralischen Standpunkt aus sonderlich überzeugt. Also zog ich die Reißleine. Architektur interessierte mich schon immer und Architektur war auch immer schon eine Alternative zum Biologiestudium. Mittlerweile sind zu dieser Alternative noch weitere hinzu gekommen, die aber alle einen für mich ganz wichtigen Aspekt beinhalten – kreative und künstle-rische Freiheit. Die Schreinerlehre ist für mich demnach nur der Auftakt. Noch weiß ich nicht, wohin die Reise geht. Nichtsdestotrotz bin ich mit ganzer Überzeugung dabei. Die Ausbildung bietet mir viele Entfaltungsmöglichkeiten. Besonders schön ist, dass auch das Zwischenmenschliche in „meiner“ Schreinerei nicht zu kurz kommt. Das Verhältnis zwischen mir und meinem Meister ist sehr freundschaftlich und in jeglicher Art und Weise bereichernd. Diese Lehre zu machen, war für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Der Berufsalltag im Betrieb hat mich positiv überrascht. Ich habe auch überhaupt keine Probleme damit, für eine Stunde oder länger Kanten zu verputzen. An der Berufsschule missfällt mir die mangelnde, wenn nicht sogar fehlende Auseinandersetzung mit der Kunst, der Gestaltung und der Formgebung. Außerdem fehlt mir ein Atelier. Eine Verlängerung der Lehrzeit, die jedoch mit einem größeren Fächerangebot einhergehen müsste, würde ich sehr befürworten. Ob die Ausbildung stärker spezialisiert werden sollte? Kurz und bündig: NEIN! Es liegt nicht im Interesse der Gesellschaft aus Rationalisierungsgründen und zur Steigerung der Effizienz „Fachidioten“ heranzubilden, die lediglich eine CNC-Maschine bedienen können. Eine Ausbildung sollte immer unter der Prämisse der Persönlichkeitsentwicklung betrachtet werden und die umfasst nun mal ein breites Spektrum. Wohin mich meine berufliche Reise einmal führen wird, weiß ich, wie gesagt, noch nicht. Tatsache ist jedoch, dass ich später einmal beruflich unabhängig sein möchte. Ich möchte mich selbst verwirklichen können (… diesen Traum lebe ich zum Teil bereits heute). Insofern sehe ich für mich in der profanen Erwerbsarbeit bzw. in einem andauernden Angestelltenverhältnis keinen Sinn.
Reinhard Bayer: Dass ich Schreiner werde, war eigentlich ein spontaner Einfall. Ich hatte ein Praktikum als Schlosser gemacht, aber der Werkstoff Metall hat mir nicht gefallen. Der ist so kalt. Holz ist ein schönerer Werkstoff. Na ja, vielleicht war es doch kein Zufall, dass ich jetzt Schreiner werde: Ich habe schon früher viel mit Holz gebastelt, mein Bastelkeller sah dann immer aus „wie Sau“. Der Berufsalltag ist ganz schön stressig. Das merke auch ich als Azubi schon. Immer muss es schnell gehen. In der einen Woche wird der Schrank gebaut und in der nächsten muss er schon eingebaut sein. Da ist viel Druck dahinter. Und da wir eine kleine Truppe sind, muss jeder Überstunden machen. Aber überrascht hat mich das nicht. Mein Vater ist Besitzer eines Baugeschäftes, daher weiß ich, dass man in einem Betrieb zupacken muss. Auf den Bau wollte ich nicht; da ist man so vom Wetter abhängig. In der Werkstatt ist es wenigstens warm. Wer eine Ausbildung zum Schreiner macht, muss sehr genau arbeiten können. Ist ja auch logisch: Wenn der Einbauschrank zu groß ist, ist es einfach schlecht. Ich arbeite sehr genau und sorgfältig. Pannen gibt es natürlich trotzdem: Neulich habe ich Palisanderseiten zu kurz abgesägt – so ein teures Furnier. Den größten Respekt habe ich vor den Maschinen – zumBeispiel vor der Tischfräse. Da entstehen gigantische Kräfte: Was da alles passieren könnte, ich will gar nicht daran denken. Berufsschule ist o.k., die Lehrer sind in Ordnung und man kriegt eine ganze Menge mit, was man im Betrieb nicht lernen würde. Nur manchmal sind die Themen so langweilig und so komplex … zum Beispiel Beschläge. Klar sind das alles Dinge, die man wissen muss und ich bemühe mich ja auch zuzuhören. Aber es ist wie im Zoo: Das ist so viel, dass man es irgendwann doch nicht mehr aufnimmt. Ob die Ausbildung stärker spezialisiert werden sollte? Nein, denn wenn man in einer kleinen Schreinerei arbeitet, muss man alles können – vom Fensterbau bis zur Restauration. Mein größter beruflicher Traum ist der Meisterbrief. Dann würde ich mich selbstständig machen. Aber wenn ich die momentane wirtschaftliche Situation sehe, bekomme ich schon Bedenken.
Alexander Berner: Eigentlich wollte ich Landmaschinenmechaniker werden, aber in meiner Umgebung war kein geeigneter Betrieb. Schreinereien dagegen gab es einige. Also bin ich Schreiner geworden. Einfach so. Eher ein Zufall. Jetzt könnte man meinen, es mache mir keinen Spaß. Das stimmt aber nicht. Sobald ein bisschen Abwechslung dabei ist, macht mir die Arbeit Spaß. Vor kurzem habe ich im Betrieb meinen ersten Schrank bauen dürfen. Der war schon recht ordentlich, ich war zufrieden mit mir. Der Betrieb, in dem ich meine Ausbildung mache, ist auf Gaststätten-Einrichtungen spezialisiert, Stühle und Eckbänke. Manchmal ist das etwas einfältig. Einmal habe ich Tischgestelle mit Tischplatten verschraubt. Wir haben die Tischplatten immer verdreht aufeinander gelegt und da habe ich dann von oben mit einer zu langen Schraube durchgeschraubt, so dass die beiden Tischplatten aneinander hingen. Mein Kollege, wollte den Tisch oben anheben und … tja, da war das Furnier im Eimer. Aber das ist der einzige Fehler, der mir bisher passiert ist. In der Hauptschule habe ich schon viel mit Holz gewerkelt, das ist jedoch nicht zu vergleichen mit dem, was in der Schreinerlehre verlangt wird. Die Berufschule habe ich mir einfacher vorgestellt. Der Werkstatt-Unterricht macht Spaß. Aber auf manche Fächer würde ich gerne verzichten, nur: Es muss sein, das sehe ich ein. Mathe und Zeichnen zum Beispiel: Ich bin ein schlechter Zeichner, ich würde gern besser sein, aber ich bin einfach nicht wirklich gut. Manchmal glaube ich, einen Realschulabschluss zu haben, wäre kein Fehler. Praktikum finde ich nicht so wichtig. Ich habe keins gemacht und ich glaube nicht, dass ich etwas verpasst habe. Der Einblick, den man beim Praktikum bekommt, muss nicht unbedingt richtig sein. Wenn ich schlechte Erfahrungen gemacht hätte, wäre ich vielleicht kein Schreiner geworden. Und das wäre schade, denn auch wenn Landmaschinenmechaniker mein Traumberuf ist, gefällt mir doch der Beruf des Schreiners auch sehr gut und ich werde auch Schreinergeselle bleiben. „Meister“ will ich keinen machen.
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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