1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Viel Treppe auf wenig Grundriss

Treppenplanung
Viel Treppe auf wenig Grundriss

Zweimal dasselbe Thema und doch grundverschiedene Lösungen: Im ersten Fall wurde ein ehemaliges Luxushotel der „Belle Epoque“ in Baden-Baden zu Appartements umgenutzt. Im zweiten Fall wurde die Empore im Wintergarten eines Wohnhauses mit einer Spindeltreppe auf engstem Raum erschlossen. Johannes Wunsch entwarf und baute zwei außergwöhnliche und individuelle Unikate.

Die Treppenanlage im ehemaligen Hotel Süss in Baden-Baden, zu sehen unten auf dieser Seite, musste einer ganzen Reihe von äußeren Forderungen gerecht werden. Zwei übereinanderliegende Geschosse des ehemaligen Hotels wurden zu einer Wohneinheit zusammengefasst. Der Grundriss durfte am Antritt der herrschaftlichen zweiflügeligen Tür nicht „zu nahe treten“.

Obwohl die Gesamthöhe der Treppe erstaunliche 4,20 m beträgt, musste sie bis zur Stufe 8 so angelegt werden, dass durch den niedrigen Deckenvorsprung eine Kopffreiheit von 210 cm eingehalten wird. Die Ausdehnung bis zum Wendepunkt der S-förmigen Treppe wurde durch einen statisch unverzichtbaren Stahlträger vorgegeben. Der Austritt widerum musste sich schlüssig zu einer Türöffnung anordnen. Eine optische Weitung der Treppenöffnung wurde dadurch erzielt, dass sie zur Deckenebene hin noch einmal durch eine Abstufung vergrößert wurde.
Um der Treppe dennoch eine herrschaftliche Großzügigkeit zu geben, wurde der Antritt auf der geometrischen Grundlage von Kreissekanten bis zur Stufe 4 trompetenförmig geöffnet.
Bis zum ersten Wendepunkt des Innenkrümmlings wurde die gesamte Lichtwange als geschlossener Körper gebaut, um die solide Basis der Treppe zu betonen. Deshalb wurden auch bis dorthin geschlossene Setzstufen vorgesehen. Im oberen Bereich wurde auf die Setzstufen verzichtet, um möglichst viel Licht in die ohnehin minimale Öffnung zu bekommen. Die Innenöffnung der liegenden Krümmlinge musste aus Platzgründen auf einen Durchmesser von nur 12 cm reduziert werden, was unweigerlich große Verzerrungen von der inneren zur äußeren Abwicklung mit sich bringt. Trotz der großen Steilheit wurden die Stakteten stehend eingebohrt, was bei einem Zapfendurchmesser von 30 mm sehr schwierig war, da die innere Schneide des Werkzeuges schon schneidet, während die äußere noch 7 cm vom Werkstück entfernt ist. Eine symmetrische Verteilung der Schnittkräfte konnte nur durch aufwendiges Aufspannen von Holzklötzen erreicht werden.
Bei der Gestaltung wurden die Stilmittel der Gründerzeit aufgegriffen. Ein einfaches Ziermotiv findet sich sowohl bei den Staketen als auch beim Antrittspfosten. Die gedrechselten Staketen werden von feinen Kannelierfräsungen geprägt und sind, wie auch die Wangen, weiß lackiert. Stufen, Handläufe und Antrittspfosten wurden in Eiche natur geölt ausgeführt.
Am Wendepunkt der Treppe war aus statischen Gründen eine Abhängung notwendig. Diese wurde in einer Stakete versteckt. Die zarte Stakete ist an diesem Punkt innen durchgebohrt und birgt eine Gewindestange M 10 in sich, die mit einer Anschlussfahne am mit Gipskartonplatten verkleideten Stahlträger angeschlossen ist.
Obwohl aus vielen Nöten eine Tugend gemacht werden musste, wirkt die Treppenanlage in sich sehr stimmig und schlüssig. Es entsteht der Eindruck, als sei sie bereits vor über hundert Jahren in der „Belle Epoque“ gebaut worden.
Harmonisch eingefügt: Spindeltreppe ohne Spindel
Die Gestaltung der auf dieser Seite gezeigten Treppe ist ebenfalls das Resultat von Vorgaben, die das geringe Platzangebot mit sich brachte. Die Anlage musste sich sparsam und unaufdringlich in den räumlichen Kontext einfügen. Der Außendurchmesser konnte durch die baulichen Gegebenheiten maximal 1,50 m betragen.
Aus diesem Grund wurde die Spindel einfach weggelassen. Ohne die Beengung der Spindel wird die Treppe sowohl hinsichtlich der Nutzung, als auch hinsichtlich der optischen Transparenz spürbar großzügiger.
Auf der Innenseite wird keine Begrenzung durch die starre Säule geschaffen, sondern erst durch die gegenüberliegenden Stufen selbst. Diese sind aber durch die Höhenstaffelung immer so weit entfernt, dass der Betrachter und Benutzer den so entstandenen Freiraum dominierend wahrnimmt. Da die Spindel als statisch tragendes Element weggelassen wurde, ist die Treppe als Mittelholmtreppe in Stahlbauweise konstruiert. Die Abwicklungen wurden mittels CAD gezeichnet und brenngeschnitten. Besonders interessant ist dabei die Ermittlung der Form für die Stahlteile für die Unterkante der Schweißkonstruktion.
Um der Treppe eine zusätzliche Dynamik zu verleihen, wurden die Stufen und Stahlplatten für die Auflager nicht als einfache Kreissegmente, sondern mit harmonisch geschwungener Vorder- und Hinterkante ausgeführt.
Für die Stufen und den Handlauf wurde amerikanisch Nussbaum verwendet, die tragenden Stahlteile sind anthrazit lackiert und die Füllstäbe aus geschliffenem Edelstahl. ■
Entwurf und Ausführung:
Johannes Wunsch
76596 Forbach
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de