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Altendorf-Technik schützt Modellbauer, Shaper Origin macht sie flexibel

Altendorf-Technik schützt Modellbauer, Shaper Origin macht sie flexibel
Im Miniatur Wunderland erschaffen Tischler Welten

Die größte Modelleisenbahn der Welt wächst in Hamburgs Speicherstadt stetig weiter und begeistert Jahr für Jahr ein Millionenpublikum. Die Modellbauer unter den mehr als 400 Mitarbeitern des Wunderlands nutzen Altendorfs Hand-Guard-System.

Christian Richard Gülde

Was wäre die Welt ohne Schreiner und Tischler? Im Hamburger Miniatur Wunderland, kurz Miwula genannt, ist die Frage leicht zu beantworten: Kein Berg, kein See und nicht einmal der Himmel wären zu sehen.

Der Tischler und das Modell

Sich die Welt zu bauen, wie sie einem gefällt, und mit einem Augenzwinkern die Unzulänglichkeiten der realen Vorlage auszubessern, ist ein Traum, den die Modellbauer im UNESCO-Welterbe Speicherstadt leben. Es gibt unter ihnen gestandene Handwerker ebenso wie passionierte Autodidakten, sie alle eint die Begeisterung für kleinste Details und größtmögliches Entertainment. Für BM schauen wir einen Tag lang Christian Schuh (41) über die Schulter, der als einer der erfahrensten der aktuell acht gelernten Tischler im Miwula die Späne fliegen lässt.

Gebaut wird im späteren Ausstellungsraum

Das Späne-fliegen-lassen ist im Miwula allerdings so eine Sache, das Reinigungsteam braucht gut zwei Monate, um einmal alle Miniaturländer vom Staub zu befreien und fängt dann wieder von vorne an. Dass neue Welten direkt an dem Ort entstehen, wo sie nach Fertigstellung dem Publikum zugänglich sind, macht die Sache nicht einfacher. Eine richtige Tischlerwerkstatt gibt es in den weit verzweigten Gebäuden des Miwula in der Speicherstadt nicht, lediglich einen kleinen Raum, in dem das Highlight des Maschinenparks, eine Formatkreissäge von Altendorf aus der Hand Guard Edition, gerade so Platz findet.

Mehr Sicherheit für rund 30 Modellbauer

„Wenn es um die Landschaften geht, haben wir eine Fertigungstiefe von nahezu 100 %“, erklärt Christian. „Dabei gilt: Wir bauen so hohl wie möglich.“ Die Grundstruktur der Landschaften wird mit 2,50 m langen Multiplexplatten errichtet, zugesägt werden sie auf der Altendorf. Da mit dieser nicht nur die acht Tischler des Miwula arbeiten, sondern – nach einer entsprechenden Einweisung – auch rund 20 weitere Modellbauer, stand das Thema Sicherheit bei der Auswahl der neuen Formatkreissäge ganz oben auf der Anforderungsliste. „Wir haben deshalb auf das neue Hand-Guard-System von Altendorf gesetzt, das mit zwei Kameras eine Gefahrensituation frühzeitig erkennt und vor dem Handkontakt im Bruchteil einer Sekunde das Sägeblatt absenkt und zum Stoppen bringt“, sagt Christian und fügt hinzu: „Das schützt nicht nur die mit Formatkreissägen weniger erfahrenen Kollegen, sondern auch uns Profis, weil mit der Routine leider manchmal auch etwas Nachlässigkeit in Sachen Sicherheit einhergeht.“

Das GS-zertifizierte Hand-Guard-System, das – vergleichbar mit einem Kollisionswarnsystem bei Autos – einen definierten potenziellen Gefahrenbereich von 1558 x 1262 mm überwacht, erfasst mit künstlicher Intelligenz laufend die Hände des Anwenders und berechnet sogar deren künftige Position voraus. Denn Unfälle entstehen oft durch Abrutsch- oder Reflexbewegungen mit Geschwindigkeiten von bis zu 2 m/s. Den Modellbauern des Miwula kommt es zudem zugute, dass Hand Guard als weltweit erstes optisches Sicherheitssystem für Formatkreissägen mit allen Materialien und auch mit geeigneten Handschuhen funktioniert und nach dem Auslösen der Schutzfunktion sofort wieder einsatzbereit ist.

Besser tüfteln mit den richtigen Tools

Genauso überzeugt wie von der fingerrettenden Technik der Altendorf ist Christian vom praktischen Nutzen der handgeführten CNC-Fräse Origin von Shaper, die im Miwula eine kleine stationäre CNC von Wissner ergänzt. „Da wir keine große CNC haben, ist die Origin einfach megacool, wenn es beispielsweise darum geht, großflächig Gleisbetten in die Multiplexplatten einzufräsen“, sagt Christian. „Dank des Shapertapes mit den Dominosteinen als Markierung weiß die Fräse immer, was ansteht, sodass Arbeitsunterbrechungen auch kein Problem sind. Wir planen hauptsächlich mit dem 3D-Modellierer von Rhino, aber oft tüfteln wir auch spontan neue Lösungen aus, die sich direkt an der Origin umsetzen lassen, sodass alles wieder passt. Ein großer Vorteil ist dabei natürlich auch die große Mobilität der Maschine, dank der wir nahezu überall auf den Anlagen arbeiten können.“ Besonders angetan ist Christian von Shapers Zeichen-Toolkit Trace, weil es sehr gut zu den kreativen, oft spielerischen Prozessen im Modellbau passt. Christian betont zwar, dass die Modellbauer ungern den Begriff „spielen“ verwenden, er aber eben doch hin und wieder gut zu ihrer Arbeit passe. So hätten sie jüngst beim Mittagessen zusammengesessen und dabei die Idee entwickelt, in der aktuell zu bauenden Atacama-Wüste eine abenteuerliche Hängebrücke zu integrieren, über die ein Modellauto rollt. „Und dann fangen wir tatsächlich an rumzuspielen, bis so etwas – hoffentlich – funktioniert“, stellt Christian schmunzelnd fest. „Und das Zeichen-Toolkit Trace, mit dem jede schnelle handgefertigte Planungsskizze in eine Vektorgrafik verwandelt wird, die sich mit digitalen Fertigungswerkzeugen wie der Origin verwenden lässt, ist bei solchen Tüfteleien oft eine große Hilfe.“

Jenseits aller Moden und Trends

Modelleisenbahnen begeistern seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten die Menschen. Richtig aus der Mode gekommen sind sie nie. Mit der Anlage von Napoléon Eugène Louis Bonaparte begann alles, es folgten Männer wie Winston Churchill, Horst Seehofer, Tim Berners-Lee, Warren Buffett und Tom Hanks, die alle Zug um Zug vom Modelleisenbahnvirus infiziert worden sind. Angesichts dieser Aufzählung, die sich noch um viele weitere prominente Männer erweitern ließe, könnte man meinen, dass Frauen immun sind. Aber das sind sie nicht. Im Miwula verteilt sich die Begeisterung der Besucher auf alle Geschlechter und auch das Modellbauteam profitiert von der femininen Sicht auf die Welt – was sich vielleicht auch dadurch zeigt, dass es rund um Knuffingen, der Hauptstadt des Miwulas, friedlich zugeht. Es ist zwar keine vollkommen heile Welt, die von fast 300 000 Figuren im H0-Maßstab 1:87 bevölkert und an einem durchschnittlichen Besuchstag von rund 4000 Menschen aus allen Erdteilen bewundert wird, aber es ist eine Welt, die buchstäblich überschaubar ist.

Tischler am Zug

Die Idee, sie zu erschaffen, hatte im Sommer des Jahres 2000 Frederick Braun. Er teilte sie mit seinem Zwillingsbruder Gerrit und bereits am 15. November 2000 begannen die beiden mit 20 Mitarbeitern den Bau des ersten Abschnitts in der Speicherstadt. Seitdem ist viel passiert, das Miwula belegt inzwischen beiderseits des Fleets durch eine Brücke verbundene Gebäude und bei Tripadvisor den ersten Platz als beste Sehenswürdigkeit Deutschlands. Dieser Status ist der Verdienst des ganzen Miwula-Teams und zugleich eine Verpflichtung, ihn beizubehalten. Dafür wird unermüdlich getüftelt und gebaut und die Tischler des Miwula kommen bei jeder neuen Weichenstellung zum Zug, wenn in den kommenden beiden Jahren Monaco und die Provence, der Regenwald und die Karibik als neue Miniwelten fertiggestellt werden. Mit dem Mini-Monaco, das ja bereits in Originalgröße als Mini-Fürstentum gilt und eine der größten Bevölkerungsdichten der Welt hat, ziehen weitere rund 50 000 Figuren ins Miwula ein. Auch der legendäre Monaco-Grand-Prix wird in Hamburg zu sehen und ebenso spannend wie das Original sein, da dank modernster Technik jedes Rennen anders verläuft.

Künstler, die die Welt interpretieren

Mehr als eine Million Baustunden haben die Modellbauer in den vergangenen 23 Jahren bereits investiert und dabei über 16 km Gleise verlegt, auf denen weit über 1000 Züge fahren, von denen der längste fast 15 m erreicht. Als bisherige Baukosten werden 39 Millionen Euro genannt, die in bislang elf dem Publikum zugängliche Modellwelten geflossen sind. Es gibt die Idylle Mitteldeutschlands zu sehen, das knuffige Knuffingen, in dem es so heiß zugeht, dass die Minifeuerwehr im 15-Minuten-Takt einen Brand löschen muss, und das verschneite Nachbarland Österreich. Die Miniaturausgabe von Hamburg darf natürlich auch nicht fehlen, inklusive Mini-Elphi, deren Bau zwar weit weniger Euro kostete als das Original, aber vergleichbar die Nerven der Bauherren strapazierte. Fertiggestellt fasziniert sie im Wunderland jedoch ebenso wie das nur wenige Meter entfernt stehende Original. „Was kaum einem auffällt, ist, dass wir die Elphi wie einige andere große Dinge nicht im H0-Maßstab gebaut haben“, sagt Christian. „Die Herausforderung ist für uns, ein stimmiges Bild zu schaffen – und die Welt sieht einfach anders aus, wenn man sie von oben betrachtet.“ Die Elphi oder auch der Michel würden, so Christian, unnatürlich groß aussehen, wenn sie maßstabsgetreu gebaut wären. So sind die Modellbauer des Miwula immer auch ein wenig wie Künstler, die die Welt so interpretieren, dass wir sie verstehen.

Tor zur Welt

So wie das Miwula wächst, so wachsen auch die Ansprüche an die Werkstattkapazitäten. „Für einige neue Bauabschnitte Südamerikas arbeiten wir erstmals mit externen Modellbauern zusammen“, erklärt Christian. „Passenderweise mit Argentiniern, die unser Gründer Frederik in New York bei der Eröffnung einer großen Modellanlage kennenlernte und die uns nun ihre Arbeiten mit Überseecontainern schicken.“ Aber auch das Hamburger Team nimmt Auftragsproduktionen an, allerdings nur solche, die ihren Ehrgeiz wecken, für alles andere haben sie einfach nicht genug Zeit. Christian: „Wir vermitteln dann gerne Kollegen mit viel Know-how, die weiterhelfen.“

Miniatur Wunderland

20457 Hamburg

www.miniatur-wunderland.de

Technologiepartner

www.altendorfgroup.com

www.shapertools.com


 

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Der Autor

Christian R. Gülde ist Sprachwissenschaftler, arbeitete unter anderem beim NDR und bei Manufactum und leitet heute eine Kommunikationsagentur in Hannover.

www.wunderkind-communication.com

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