Neuanfang mit moderner Technik

Absauganlagen sind in den Augen vieler Anwender zuerst einmal Investitionen, die nichts mit der Produktivität des Unternehmens zu tun haben. Sie sind zwar unbedingt erforderlich, um Menschen vor gesundheitsschädigenden Spänen und Stäuben zu schützen, aber auch, um die Arbeitsplätze und Maschinen in den Werkshallen sauber zu halten. Denn nur dort, wo ‚Ordnung’ herrscht, sind die Voraussetzungen für gute Arbeitsergebnisse gegeben.

Vorteile bieten moderne Absauganlagen in der Energieeffizienz eines Unternehmens durch bedarfsgerechte Regelung der Ventilator-Leistung, durch die Verbrennung der abgesaugten Späne sowie durch die Rückführung der abgesaugten Luftmengen. Das Beispiel aus Hauenstein in der Pfalz zeigt eine solche moderne Anlage.

Nach einem verheerenden Brand mit Totalverlust an Gebäuden und Maschinen bietet ein Neuanfang beträchtliche Vorteile. So zum Beispiel auch bei der Schreinerei Klein in Hauenstein, unweit von Pirmasens. Nur mit Hilfe von Schreinerkollegen hat Klein die schwierigen Monate der Planung und des Neubaus am neuen Standort in der Industriestraße, der so genannten Schuhmeile, in Hauenstein überstanden. In der vierten Generation, das heißt seit 120 Jahren in Familienbesitz, wird die traditionsreiche Schreinerei von den Brüdern Armin und Dieter Klein geführt. Beschäftigt werden derzeit sechs Mitarbeiter – die beiden Chefs eingerechnet – bei großen Messen jedoch kurzzeitig auf bis zu 40 Mitarbeiter aufgestockt. Bei der Neuplanung der Produktionsräume war die Absaugtechnik, sowohl für Späne und Stäube aus der Maschinenhalle, als auch Farbnebel und Abdunstluft aus dem Spritzraum, ein wichtiges Thema.

Vor dem Hintergrund früherer Geschäftsverbindungen hat der Profipartner von Al-Ko, die Firma Bold & Cichos aus Waldfischbach/Burgalben, rund 30 Kilometer vom Standort der Schreinerei Klein entfernt, die Planung der Absauganlage sowohl für die Holzbearbeitungsmaschinen und Handarbeitsplätze in der Werkstatt, als auch für die Lackieranlage übernommen.

Damit war eine Lösung unter dem Motto ‚Alles aus einer Hand’ möglich, „was am Ergebnis und am Ablauf der problemlosen Realisierung der Anlagen deutlich auszumachen ist“, so Armin Klein, einer der beiden Inhaberbrüder der Schreinerei am Ende der Schuhmeile.

Der inoffizielle Name der Industriestraße ist auch das Stichwort zum Haupttätigkeitsbereich der modernen Schreinerei. Aufträge für den Innenausbau von Schuhgeschäften, Shop-in-Shop-Systeme für Handelshäuser und Messestände für die Schuhindustrie füllen die Auftragsbücher meist über Monate. Auftraggeber sind vorwiegend Stammkunden, das heißt namhafte Unternehmen der südwestpfälzischen Schuhindustrie.

Neben dem hochwertigen Laden- und Messebau werden auch klassische Möbel, vom Wohnzimmerschrank bis zum Schlafzimmer und der Eckbank im Esszimmer realisiert. „Nichts von der Stange, alles in enger Zusammenarbeit mit Innenarchitekten und mit den Kunden selbst, alles nach Maß und auf die Kundenwünsche abgestimmt“, betont Armin Klein selbstbewusst.

Das neue Firmengelände mit einer Fläche von 3600 m2 ist mit einem Winkelbau bebaut, der eine Nutzfläche von 1350 m2 bietet, aufgeteilt in 700 m2 Werkstatt mit Verwaltung und 650 m2 Lagerhalle für die Messeeinrichtungen, die für Folgemesseauftritte der Kunden zwischengelagert beziehungsweise vorgehalten werden. Die Inbetriebnahme, mit einer Neuinvestition auch in Maschinen und Anlagen von mehr als 90 Prozent, erfolgte im zweiten Quartal 2008.

Neuinstallationen bieten immer auch die Chance, neue Technik in optimaler Auslegung – auch für spätere Erweiterungen – einzusetzen. Bei der Planung der modernen Anlage wurde unter anderem ein professionelles 3D-Grafikprogramm eingesetzt, mit dem alle Details – bis hin zur Kollisionsberechnung der neuen Anlage mit der Hallenkonstruktion – definiert und dargestellt wurden.

Die Firma Bold & Cichos ist, neben der gesamten Oberflächentechnik, auch auf Absauganlagen des bayerisch/schwäbischen Herstellers Al-Ko spezialisiert und als Profipartner für den regionalen Vertrieb, für die Montage der Absauganlagen vor Ort, für die kompletten Verrohrungen und den späteren Service verantwortlich.

Die Schreinerei Klein hat somit nur einen einzigen Ansprechpartner für diese Technologien. „Selbstverständlich wird der Profipartner bei Fachfragen und Auslegungsdetails von Al-Ko unterstützt. Das Vertriebsmodell ‚Profipartner’ wird bei Al-Ko seit Jahren erfolgreich eingesetzt“, so der bisherige Geschäftsführer für Absaugtechnik, Ludwig Wieland, und habe sich bestens bewährt. Al-Ko selbst ist bekanntlich in Jettingen-Scheppach, direkt an der Autobahnausfahrt Burgau der A 8 Ulm – München, zu Hause.

Die Absauganlage verfügt über eine Leistung von bis zu 10 000 m³/h und ist für derzeit elf Holzbearbeitungsmaschinen sowie mit Kapazitätsreserven für eine liegende Plattensäge sowie für ein CNC-Bearbeitungszentrum ausgelegt. Mit dieser Reserve ist die Schreinerei auch für Wachstum gerüstet.

Um eine hohe Energieeffizienz zu erreichen, wird der Ventilator der Absauganlage über einen Frequenzumrichter angesteuert (FU-Steuerung). Wird eine Holzbearbeitungsmaschine eingeschaltet, erkennt die Steuerung den Maschinenanlauf, startet den Absaugventilator und öffnet gleichzeitig den entsprechenden elektro-pneumatischen Schieber im Absaugrohr der Maschine. Der Ventilator wird dabei über die in der Steuerung hinterlegten Parameter maschinenspezifisch angesteuert. Die Anlage ist in drei Sammelabzugstränge aufgeteilt, damit diese Hauptleitungen relativ geringe Querschnitte aufweisen können. Dadurch ist auch bei niederer Absaugleistung, das heißt bei einem geringen Volumenstrom, wenn beispielsweise nur eine oder zwei kleinere Maschinen laufen, eine genügend große Strömungsgeschwindigkeit der abgesaugten Luft und der Späne gewährleistet.

Ausgelegt ist die Anlage auf den gleichzeitigen Betrieb von drei bis vier Maschinen. Werden weniger Bearbeitungsmaschinen betrieben, dann wird die Leistung des Ventilators über die FU-Steuerung entsprechend angepasst. Wird nur eine der kleineren Bearbeitungsmaschinen eingeschaltet, wird über einen bei jeder Maschine installierten elektro-pneumatischen Bypass-Schieber eine zweite Absaugleitung aktiviert, um den erforderlichen Volumenstrom aufrecht zu halten.

Damit wird in jeder erdenklichen Betriebsart der Späneabtransport sichergestellt. Auch Ablagerungen in den Sammelleitungen werden somit sicher vermieden. Mit der FU-Steuerung wird die Späneabsaugung also dem geforderten geringen Energieaufwand gerecht.

Aufgrund der baulichen Gegebenheiten wurde der Reinluft-Hochleistungsventilator direkt unterhalb eines Kulissenschalldämpfers neben der Filterbaugruppe platziert. Da die Schreinerei Klein in unmittelbarer Nähe eines Wohngebietes liegt, wurde bei der Konzeption der Anlage auf besonders hohe Lärmreduzierung geachtet.

Auch die Brikettierpresse ist deshalb, ebenso wie der Reinluftventilator und die Filterbaugruppe (übrigens wie bei Al-Ko üblich), mit 38 mm dicken, doppelwandigen ISO-Paneelen und damit schallgedämmt voll verkleidet. Die Abluft kann über den nachgeschalteten Kulissenschalldämpfer wahlweise im Sommer ins Freie sowie im Winter zurück in die Halle geführt werden. Der Energieverlust wird so weitgehend minimiert.

Die Filterschläuche der Späneabsauganlage werden im Druckluft-Jet-Verfahren abgereinigt. Dabei werden die Filterschläuche von innen mit kurzen Druckluftstößen beaufschlagt, so dass das Filtergut von den Schläuchen abgesprengt wird. Dies erfolgt automatisch laufzeit- und differenzdruckabhängig. Die Späne und Stäube werden über einen großzügig dimensionierten Vorabscheider der unter der Filterbaugruppe angebauten Brikettierpresse zugeführt. Bei ausreichend hohem Füllstand startet die Presse automatisch und fördert die Presslinge über eine Rohrleitung in einen Vorratsraum für die Zentralheizung.

Al-Ko ist nicht nur auf die Späneabsaugung, sondern im Geschäftsbereich Lufttechnik auch auf Farbnebelabsaugung spezialisiert. Auch hier ist Bold & Cichos Partner des Herstellers. Entsprechend den Vorschriften der BG Holz und dem Wunsch nach einer höchstmöglichen Energieeffizienz wurde deshalb auch die Absauganlage für den Spritzraum in Waldfischbach/ Burgalben konzipiert.

Die Motoren der beiden Ventilatoren für das Zu-/Ab-/Umluftgerät sind außerhalb der Luftführungskanäle montiert. Sowohl in den Zuluft- als auch in den Abluftkanälen sind Brandschutzklappen eingebaut. Um die Lösemittelemissionen und die Verschmutzung der Absauganlage möglichst gering zu halten, sind in der Unterflurabsaugung im Lackier- und Abdunstbereich Papplamellenfilter als Vorabscheider und EU4-Feinfilter installiert.

Zusätzlich befinden sich im Abluftkanal mehrere Taschenfilter als Polizeiwächter, um eine Verschmutzung der Ventilatoren und des Kreuzplatten-Wärmetauschers zu vermeiden. Das Al-Ko-Kompaktgerät ist speziell für den Einsatz in Spritz- und Trockenkabinen konzipiert. Die axiale Verstellmöglichkeit der Motor-Ventilator-Einheit ermöglicht zum Beispiel eine genaue Betriebspunkteinstellung. Motor und Ventilator arbeiten mit einem hohen Wirkungsgrad, was einen sehr niedrigen Energieverbrauch zur Folge hat.

In der Aufheizphase der Lackierkabine wird die Anlage mit 90 Prozent Um- und 10 Prozent Frischluft gefahren. Die Luft wird über die Unterflurabsaugung im Lackier- und Abdunstbereich angesaugt. Der Zuluftventilator fördert die angesaugte Luft über ein Heizregister und über die Zuluftdecke in den Lackierraum zurück.

Der Ventilator wird dabei energiesparend auf der untersten Leistungsstufe betrieben. Über die Steuerung und einen Raumthermostat wird sichergestellt, dass die gewünschte Temperatur in der Lackierkabine erreicht und möglichst konstant gehalten wird. Im Lackierbetrieb wird die Anlage auf Abluft umgeschaltet. Absaug- und Zuluftventilator laufen auf der zweiten Stufe mit 16 000 m³/h. Die abgesaugte Luft aus der Lackierkabine wird ins Freie geführt.

Im Lackierbetrieb saugt der Zuluftventilator Frischluft über den Zuluftkanal oberhalb des Hallendaches an, die durch einen vorgeschalteten Taschenfilter gefiltert und anschließend im Kreuzplattentauscher von der kreuzenden Abluft erwärmt wird. Die Energiekosten können so um bis zu 60 Prozent reduziert werden. Im Abdunstbetrieb wird wieder auf Umluftbetrieb umgeschaltet, der Abluftluftventilator schaltet ab und der Zuluftventilator läuft auf der untersten Stufe mit einer Leistung von 8000 m³/h. ■