Vor gut dreieinhalb Jahren hat Frank Emde (43) die elterliche Schreinerei im nordhessischen Diemelsee von seinem Vater Heinrich übernommen. Das Team – zwei Meister, sechs Gesellen und zwei Azubis – produziert auf rund 800 m² Möbel und Einrichtungen aus Massivholz und Plattenware. Es beherrscht auch die Furnierverarbeitung und glänzt beim Finish mit einer exzellenten Oberflächenqualität. Dafür verantwortlich ist Frank Emdes Schwester Manuela Schweizer. Die gelernte Malerin und Lackiererin schwingt dabei nicht nur die Spritzpistole im abgeschotteten Oberflächenbereich, sondern zaubert auch mal gekonnt Pinselstrichakzente auf Ladeneinrichtungsteile für absolute Edelmarken.
Diese Vielseitigkeit, Flexibilität und Qualität weiß beispielsweise auch der namhafte Shop- und Objekteinrichter Körling Interiors zu schätzen, für den die Schreinerei seit vielen Jahren als Zulieferer aktiv ist.
Die Schreinerei versteht sich als breit aufgestellter Universalist. So werden über den klassischen Möbel- und Innenausbau hinaus pro Jahr beispielsweise auch rund zehn individuelle Treppen gebaut.
Ergonomie ist Trumpf
Der erste Eindruck, als Frank Emde mir seine Werkstatt zeigt: Es ist richtig schön hell und irgendwie geht es sich auf dem sauberen, hellgrauen Werkstattboden besonders angenehm. Emde: „Wir haben komplett auf LED umgestellt. Das ist nicht nur von der Ausleuchtung her ein Unterschied wie Tag und Nacht, sondern sorgt auch am Ende eines jeden Monats für eine kräftige Stromkostenersparnis.“
Und der gelenkschonende Fußboden (R-Tile, www.r-tile.de) besteht aus ineinandergreifenden PVC-Bodenplatten – also für ein Schreinerteam völlig unproblematisch und schnell selber (schwimmend) zu verlegen. Cool!
Frank Emde legt großen Wert auf ein gutes und ergonomisches Arbeitsumfeld für seine Mitarbeiter. Neben der neuen Beleuchtung und dem Boden fallen mir sofort der Vakuumheber im Bereich des Plattenzuschnitts und weitere tolle Arbeitsplatzlösungen auf.
Pfiffig muss nicht aufwendig sein
Beispiel dafür ist der höhenverstellbare und fahrbare Arbeitstisch FAT 300 von Felder. Frank Emde: „Den haben wir ohne Arbeitsplatte gekauft. Die haben wir kostengünstig selber und genau nach unseren Wünschen gefräst.“ Heißt: In die Platte hat das Team außer vier Grifffräsungen für das einfache Verfahren des Wagens eine ganze Reihe 16-mm-Bohrungen eingebracht. Zusammen mit Bessey-Zwingen (TW 16) aus dem Spannelemente-Programm für Werkbänke ist das nun ein richtig vielseitiger Arbeitsplatz. Aber auch als Transportwagen macht der FAT 300 ein gute Figur. So lassen sich beispielsweise Platten, Möbelteile, Bretter oder Bohlen in exakt gewünschter Höhe einfach und kräftesparend an die Maschinen transportieren. An anderer Stelle sorgt ein abgesaugter Schleiftsch dafür, dass die Kollegen nicht mehr Staub schlucken müssen, als nötig. Auch dieser wurde etwas „gepimpt“, indem die Auflagehölzer genutet und mit Türdichtungen versehen wurden. Schont die Teileoberflächen und sorgt für Rutschhemmung – das nenne ich pragmatisch, einfach und effektiv.
Standardmaschinen sichern Flexibilität
Pragmatisch ist Emde auch in puncto Maschineneinsatz. Und da spielen neben der 5-Achs-CNC (Biesse Rover A) Standardmaschinen eine ganz wesentliche Rolle. Emde: „Unser sehr breites Produktspektrum wird durch deren Einsatz überhaupt erst möglich. Sicher könnte man das eine oder andere theoretisch auch auf der CNC machen. Aber dafür ist mir oftmals der Aufwand zu hoch. Wir haben zwar ein CAD/CAM-System. Aber so einfach, wie das angeblich gehen soll, ist es am Ende für mich dann doch nicht. Zu kompliziert. Damit müssen wir uns sicher in Zukunft intensiver auseinandersetzen. Beim Thema Datendurchgängigkeit haben wir auf jeden Fall noch ordentlich Handlungsbedarf.“
Damit, das weiß ich aus vielen Werkstattbesuchen und Gesprächen, spricht der Schreinermeister sehr vielen Kollegen aus der Seele: Wer nicht täglich mit CAD und CAM zu tun hat, braucht einfach zu bedienende Software und einen ebenso unkomplizierten wie sicheren Datenfluss bis zur CNC.
Frank Emde setzt seit vielen Jahren auf Standardmaschinen der Felder Gruppe. Betreut und beraten wird er vom Ausstellungszentrum in Kassel. Ausschlaggebend für die Anschaffung der Formatkreissäge Format-4 Kappa 550 E-Motion sei beispielsweise die „extrem sauber und präzise laufende X-Roll-Führung“ gewesen. Auch nach Jahren arbeite diese mit der gleichen hohen Präzision wie am Anfang. Auf der Dicken- (Exact 51) und der Abrichthobelmaschine (Plan 51) hat Emde die SilentPower-Hobelwelle im Einsatz. Besonderheit: Sie ist mit 77 spiralförmig angeordneten Hartmetall-Wendeplatten bestückt. Frank Emde ist regelrecht begeistert: „Die Welle ist nicht nur sehr leise, sondern die Oberflächenqualität ist der Hammer. Außerdem kann ich die Schneiden unkompliziert selber wechseln bzw. tauschen.“
Jüngste Investition ist eine Kantenanleimmaschine vom Typ Tempora F600 60.06. Sie verfügt über voll gesteuerte Bearbeitungsaggregate, ein Wechselbecken und insbesondere die intuitive Steuerung hat in Schreinermeister Frank Emde inzwischen einen echten Fan gefunden.