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Wendige Kantenflitzer

BM-Marktübersicht: Mobile Kantenanleimgeräte
Wendige Kantenflitzer

Mit mobilen Kantenanleimgeräten lassen sich gerade Platten, aber auch solche mit Innen- und Außenrundungen bekanten. Wir geben Ihnen einen Überblick über das Angebot, das der Markt für Schreiner und Tischler bereithält.

Autor: Heinz-Alfred Losch

Je mehr Holzwerkstoffplatten oder anderes Plattenmaterial verarbeitet wird, desto öfter müssen Schreiner und Tischler Kanten anleimen. Was in großen Betrieben meist die stationäre Kantenanleimmaschine erledigt, übernehmen in vielen kleineren Werkstätten oder auf der Baustelle mobile Geräte – teils kombiniert mit einer Stationäreinrichtung.

Auftragen und Anpressen – das Arbeitsprinzip

Mobile Kantenanleimmaschinen erhitzen den Schmelzkleber, der per Leimrolle auf die vorbeilaufende Kante aufgebracht wird. Anschließend wird das Kantenmaterial weitertransportiert und mit einer oder zwei Andruckrollen fest an die Platte gepresst. Beim Erkalten des Schmelzklebers bindet dieser sofort ab. Nach Bündigfräsen des Kantenüberstandes mit einem Stabfräser oder an der Tischfräse sowie Verputzen der letzten Überstände per Ziehklinge entsteht eine optisch ansprechende Kante im gewünschten Design, die die Platte aber auch vor äußeren Einflüssen schützen soll.

Technik im Wandel der Zeit

Der Markt der mobilen Kantenanleimmaschinen ist übersichtlich und wird von wenigen Modellen besiedelt. Die meisten Geräte glichen sich über viele Jahrzehnte in Aufbau und Funktion ziemlich stark. Das änderte sich, als Festool 2014 seinen Conturo auf den Markt brachte. Dieser setzte neue Maßstäbe in Sachen Bedienung und Komfort, aber auch beim Preis. Trotz deutlich höherer Anschaffungskosten eroberte er schnell einen beachtlichen Marktanteil, den die anderen Hersteller wohl auch durch Preissenkungen nicht wirklich ausgleichen konnten. Dass 2017 neue Modelle in traditioneller Bauweise auf den Markt kommen (s. Tabelle), zeigt: Auch diese Geräte sind weiterhin interessant.

Systementscheidung: Granulat oder Patrone?

Wesentlicher Unterschied des Festool-Geräts zu den anderen mobilen Kantenanleimmaschinen ist das Klebersystem. Während die üblichen Maschinen mit einem Leimbecken ausgestattet sind, in das ein Schmelzkleber-Granulat eingefüllt wird, verwendet Festool -Patronen in einem geschlossenen System. Dabei wird immer nur so viel Kleber erwärmt, wie gerade benötigt wird. Komfortabel: Eine digitale Anzeige informiert, welche Kantenlänge mit dem aktuellen Klebervorrat noch beschichtet werden kann. Dabei werden die Einstellungen für Kantenhöhe und Klebstoffmenge automatisch berücksichtigt.

Bei Geräten mit Leimbecken kann die eingefüllte Granulatmenge dafür leichter variiert und zudem ggf. vorhandene Klebstoffe aus der Stationärmaschine verwendet werden. Es muss allerdings die komplette Füllung des Beckens aufgeheizt werden. Hält der Anwender dann beim Arbeiten die Maschine nicht gerade, kann Kleber überschwappen. Allerdings soll der Kleberwechsel wiederum schneller und kostengünstiger vonstattengehen als beim geschlossenen Patronensystem.

Unterschiede beim Kleberwechsel

Beim Ausschalten eines Geräts mit Leimbecken sollte der findige Schreiner in jedem Fall einen Kantenrest oder ein Leistenstück in den erkaltenden Schmelzkleber stecken. Das vereinfacht den Wechsel deutlich: Die Heizung muss nur kurz wieder eingeschaltet werden, damit der Kleberrest langsam vom Beckenrand aus anschmilzt und sich wie ein Eis am Stiel aus dem Becken herausziehen lässt. Der Rest kann später wiederverwendet werden. Anschließend wird der andersfarbige Kleber eingefüllt. Dann ein paar Meter Kante durchlaufen lassen, bis nur noch der neue Kleber aufgetragen wird – fertig. Für PUR-Kleber werden entsprechende Reinigungszusätze angeboten (siehe Beitrag „Kantentipps für Bessermacher“ in BM 05/17 oder auf BM-Online).

Beim Conturo-System wird eine neue Kleberpatrone in der gewünschten Farbe eingelegt und per Knopfdruck ein Spülvorgang aktiviert. Der Rest der angefangenen Kleberpatrone läuft durch das Gerät, bis die neue Farbe austritt. Anschließend nur noch ein Stück Kante durchlaufen lassen, bis auch die letzten Reste des alten Klebers aus der Maschine verschwunden sind. Nachteil dieses Komforts: Der durchgelaufene Restkleber kann nicht weiterverwendet werden.

EVA und/oder PUR – was kann, was muss?

Üblicherweise wird in mobilen Kantenanleimmaschinen EVA-Schmelzkleber (Ethylenvinylacetat) und zwar bei Temperaturen von 190 bis 210 °C verarbeitet. Je nach Kleberhersteller und Produkt können optimale Arbeitstemperatur und Vorschubgeschwindigkeit variieren. Also: Verarbeitungshinweise beachten.

Praxistipp: Wer wegen schlechter Verleimung die Anzeige am Gerät kontrollieren will, kann die Temperatur direkt am Schmelzkleberbecken und an der Leimauftragswalze mit einem Infrarotthermometer messen. Zudem bieten Kantenhersteller auch transparente Testkanten an, die gut sichtbar machen, ob ausreichend Kleber aufgetragen wurde.

Da der EVA-Schmelzkleber nicht hitzefest ist, können sich die damit angeleimten Kanten bei großer Wärme lösen. Auch vor Feuchtigkeit schützen die EVA-Verleimungen nicht zuverlässig. Wo entsprechende Anforderungen gelten, sind PUR-Kleber (Polyurethan) die bessere Wahl. Auch sie können in fast allen mobilen Kantenanleimmaschinen benutzt werden.

Allerdings ist die Arbeitstemperatur hier viel geringer (100 bis 150 °C). Der einmal erhitzte PUR-Kleber bindet mit der Feuchtigkeit aus der Luft oder dem zu verklebenden Material ab und ist dann feuchtigkeits- und hitzeresistent. Sprich: Auch durch Erhitzen wird er nicht mehr flüssig. In der Konsequenz müssen Maschinen nach Verwendung von PUR-Kleber gründlich gereinigt werden. Dazu bietet der Fachhandel spezielle Cleaner oder auch Reinigungspatronen. Alternativ kann, wie beim Farbwechsel, auf einen EVA-Kleber umgestellt werden.

Welches Kantenmaterial ist geeignet?

Die meisten Kantenanleimmaschinen ermöglichen die Verwendung von üblichen Kantenmaterialien, wie PVC, ABS, Melamin, Furnier von etwa 0,3 bis 3 mm Dicke. Bei empfindlichen Furnier- oder gar Massivholzkanten sowie bei Schichtstoffkanten empfiehlt es sich, ein paar Probestücke zu verleimen und die optimale Einstellung der Maschine zu testen. Problematisch für mobile Kantenanleimmaschinen zeigen sich extrem dünne Papierkanten.

Vorschub und geschwungene Werkstücke

Wichtig für die Qualität der Verklebung ist auch die Vorschubgeschwindigkeit, mit der das Kantenmaterial an der Leimwalze vorbei und schlussendlich auf die Platte gepresst wird. Bei allen mobilen Kantenanleimmaschinen lässt sich die Vorschubgeschwindigkeit variieren, entweder stufenlos oder in definierten Schritten. Grundsätzlich empfiehlt es sich, vor dem Verarbeiten eines neuen Materials Versuche mit verschiedenen Geschwindigkeiten zu fahren, um die optimale Einstellung zu finden. Beim Bekanten geschwungener Werkstücke sollte man die Größe der Innenradien im Blick haben: Hier setzt die Bauart der jeweiligen Maschine Grenzen (siehe Tabelle). Zudem sind manche Kantenmaterialien sehr bruchempfindlich und somit dafür ungeeignet.

Zubehör von Arbeitstisch bis Ziehklinge

Die meisten Hersteller bieten für ihre mobilen Kantenanleimmaschinen vielfältiges Zubehör. Darunter Arbeitstische, Stationäreinrichtungen und diverse Spezialhilfsmittel. Ein Blick auf die Internetseite kann sich also lohnen. Praktisch beim Kantenfinish ist beispielsweise eine (integrierte) Vakuum-Spannvorrichtung. Diese fixiert die Platte sicher, aber oberflächenfreundlich, um die Kante bündig zu fräsen und ihr mit der Ziehklinge bzw. einem passend gekörnten Papier den letzten Schliff zu geben.


Tabellarische Marktübersicht zum Download

  Hier können Sie sich den Beitrag samt Modellübersicht als PDF herunterladen

 

 


Der Autor

Heinz-Alfred Losch ist als freier Journalist spezialisiert auf die Bereiche Elektro- und Handwerkzeuge sowie Messtechnik.

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