BM: Herr Dr. Faden, die Roto Frank Professional Service GmbH (RPS) macht alte Fenster wieder fit, um Heizkosten zu sparen. Besteht dadurch eine hohe Nachfrage bei der RPS im Hinblick auf energetische Ertüchtigung von Fenstern, Türen und Dachfenstern?
Dr. Faden: Wichtig ist mir zunächst die Feststellung: Ein Fenster-Upgrade, wie wir den Austausch von Beschlag, Dichtung und bei Bedarf Glas durch die Service Friends nennen, verstehen wir als einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Natürlich sehen Energieberater im Rahmen der meisten Sanierungspläne für ältere Bestandsgebäude sinnvollerweise einen Tausch der Fenster vor, wenn diese viele Jahrzehnte alt sind. Aber viele Hausbesitzer realisieren und finanzieren die Sanierung ja schrittweise über Jahre und werden aktuell politisch eher Richtung Heizungskeller geführt. Sie wollen angesichts der Förderung zuerst die Heizung tauschen, bevor sie sich mit der Gebäudehülle befassen. Und ein wieder dichtes Fenster erfüllt quasi eine Minimalanforderung an die Gebäudehülle und ist wichtig für die Senkung der Heizkosten. Wer ein Fenster-Upgrade bestellt, will in der Regel Zeit gewinnen, aber nicht grundsätzlich der Notwendigkeit eines Fenstertauschs „entkommen“. Um Ihre Frage zu beantworten: Tatsächlich wächst die Nachfrage nach Fenster-Upgrades merklich. Vor allem Hausverwalter reagieren auf die uns vorliegenden, wissenschaftlich verifizierten Zahlen zum Einspareffekt sehr interessiert.
BM: Welche Voraussetzungen müssen alte Fenster erfüllen, damit sie überhaupt energetisch aufgewertet werden können?
Dr. Faden: Kunststofffenster aus den 1980er- und 1990er-Jahren verfügen in der Regel bereits über thermisch getrennte Profile und Zweifachverglasungen. Ihre U-Werte sind akzeptabel. Bei Holzfenstern muss der Zustand von Blendrahmen und Flügel geprüft werden. Sind Holz und Beschichtung in einem guten Zustand, spricht auch hier nichts gegen ein Upgrade. Eigentümer großer Büroimmobilien oder Hotels entscheiden sich aktuell angesichts der höheren Finanzierungskosten für Neuanschaffungen häufiger für ein Upgrade, um den Fenstertausch noch etwas hinausschieben zu können. Schließlich fragt sich mancher Vermieter von Büroimmobilien im Moment, wohin die Reise geht. Ob die Nachfrage nach Büroflächen dauerhaft sinkt oder wieder wächst.
BM: Wie funktioniert der genaue Ablauf mit den Service Friends Partnern, wenn eine Anfrage zur energetischen Sanierung vorliegt?
Dr. Faden: Wir sprechen ungern von einer energetischen Sanierung, denn die wird nach den Plänen der EU demnächst ja einen sehr anspruchsvollen Prozess mit einem klar definierten Ziel beschreiben. Unsere Kunden wissen und verstehen: Es geht darum, die Leistungsfähigkeit einer älteren Gebäudehülle nicht zusätzlich durch undichte Fenster zu schwächen. Und wir sprechen hier ja schon von einer massiven Schwächung. Aber zurück zu Ihrer Frage: Die meisten Kunden, die vom Angebot der Service Friends erfahren, suchen sich eigenständig auf unserer Website www.service-friends.de ein Netzwerkunternehmen unserer Organisation in ihrer Nähe. Oder sie begegnen ihm auf einer regionalen Messe. Der erste Schritt ist dann immer eine Bestandsaufnahme durch unsere Experten, die in eine Empfehlung mündet. Und natürlich in eine verbindliche Kalkulation. Wenn ein Upgrade wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, weil ein Fenster einfach unbedingt und dringend getauscht werden muss, dann sagen unsere Berater das deutlich. Seriosität ist uns wichtig.
Aus den Gesprächen mit ihren Kunden berichten die Service Friends, dass sich Vermieter auch deshalb für ein Fenster-Upgrade entscheiden, weil es eben „minimalinvasiv“ ist. Mietausfälle werden vermieden, weil die Nutzung der Räume nicht eingeschränkt wird. Auch ist es so, dass ältere Hausbesitzer mitunter wenig Lust auf Baumaßnahmen mit Beschädigungen zum Beispiel an den Fensterlaibungen haben. Regelmäßig führen wir Fenster-Upgrades auch in Immobilien mit Pfosten-Riegel-Fassaden aus oder an Elementen mit integriertem Sonnenschutz.
BM: Gibt es Berechnungen, wie sich zum Beispiel der U-Wert durch eine Sanierung verbessert, um abzuschätzen, was eine energetische Ertüchtigung durch die RPS bringt?
Dr. Faden: Gemessen wurde nicht der U-Wert, sondern die Dichtigkeit, die durch einen Tausch von Beschlag und Dichtung zu erreichen ist. Das 30 Jahre alte Holzfenster, das beim Fachpressetag 2022 am Tegernsee der Anschauung diente, erreichte vor der Sanierung auf einem Prüfstand nur mehr die schlechteste Dichtigkeitsklasse 1 gemäß DIN EN 12207. Nach der Erneuerung von Dichtprofil und Beschlag sank die Luftdurchlässigkeit des Fensters um den Faktor 15. Es erreichte nun die Dichtigkeitsklasse 3 bei hoher beziehungsweise die beste Klasse 4 bei normaler Windlast. Das bedeutet: Das Fenster war nach dem Upgrade so dicht wie ein fabrikneues Fenster, das gemäß GEG für Neubauten mit mehr als drei Vollgeschossen vorgeschrieben ist.
BM: Mit welchen Kosteneinsparungen können die Kunden bei einer Fenstersanierung im Vergleich zu einem kompletten Fenstertausch kalkulieren?
Dr. Faden: Die Differenz der Wärme- und Energieverluste zwischen einem Fenster der Dichtigkeitsklasse 1 und einem der Klasse 4 ist je nach Alter des Fensters, nach der Beschaffenheit von Profil, Glas und Fensterkonstruktion enorm hoch. Trockene, ausgehärtete Fensterdichtungen verlieren ihre Fähigkeit, sich dem Spalt, den sie abdichten sollen, immer wieder flexibel anzupassen und ihn komplett auszufüllen. Auch Beschläge nutzen sich ab. Irgendwann ziehen die über Jahre abgeschliffenen Zapfen und Schließstücke den Flügel nicht mehr ausreichend fest gegen die Dichtung. Wärmeverluste und Zugluft sind die logische Konsequenz, wenn Beschlag, Dichtung und Funktion eines Fensters nicht überwacht werden. Fensterhersteller wissen das und bieten deshalb ihren Kunden Wartungsverträge an. Die Service Friends springen ein, wenn es für ein Gebäude keinen Wartungspartner gibt beziehungsweise wenn ein Fensterhersteller uns mit dem After-Sales-Service für seine Kunden beauftragt.
Das Upgrade eines Holzfensters in den Standardmaßen 100 x 150 cm würde mit einer Ersparnis von rund 30 m3 Gas pro Jahr belohnt. Das hat Professor Dr. Andreas Beck vom Zentrum für akustische und thermische Bauphysik der Hochschule für Technik Stuttgart anhand von Daten berechnet, die er aus einem akkreditierten Prüfinstitut erhalten hat. Empfehlenswert ist stets ein Upgrade sämtlicher Fenster einer Wohneinheit, damit bei gleichbleibendem Lüftungsverhalten der Bewohner messbar Heizkosten gespart werden. Die Kosten für ein Fenster-Upgrade sind abhängig von verschiedenen Faktoren wie etwa der Anzahl und Größe der Fenster in einem Objekt oder den Anforderungen an den neuen Beschlag. Mancher Kunde möchte zugleich den Einbruchschutz verbessern. Aber klar ist, ein Fenster-Upgrade ist immer deutlich günstiger als ein Fenstertausch und verlängert die Lebensdauer der Fenster oft um viel Jahre. Wie gesagt: Unsere Kunden wollen Zeit gewinnen bis zum Fenstertausch oder einer Fassadensanierung, aber jetzt sofort den Energieverbrauch senken und zum Beispiel den Komfort in den Zimmern verbessern.
Die Fragen stellte BM-Redakteur Stefan Kirchner.
