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Keine Kopien aus Asien

Beschläge für Antikes von Schierding aus Delmenhorst
Keine Kopien aus Asien

Wenn man Beschläge zu alten Möbeln, Fenstern, Türen, Truhen oder Ähnlichem sucht, wird man oft in Delmenhorst fündig. Dort sitzt der heimliche Marktführer für Produkte dieser Art: die Schierding – Antike Beschläge & Antiquitäten GmbH. Patrick Schierding, staatlich geprüfter Restaurator, hat über 30 000 Artikel vorrätig. Und was er nicht hat, stellen er und seine Mitarbeiter selbst her.

 

Rainer Hardtke

Keine Importe aus Asien, sondern europäische Produkte oder handgemacht unter fachkundiger Aufsicht in Norddeutschland. „Wir liefern nicht nur Beschläge, sondern auch Zubehör und Arbeitsmaterial hauptsächlich an Tischlereien, Händler und an Endverbraucher“, sagt der Inhaber.

Dreh- und Angelpunkt des Handelsgeschäftes von Patrick Schierding bildet die Website mit etwa 8000 verschiedenen Produkten. Dort findet der Suchende nahezu alles, was benötigt wird. Fehlt von einer Schublade der Griff, aber vier andere sind noch vorhanden, wird die Suche leicht. Bietet das Gesamtangebot mit über 30 000 Artikeln mit Fenster-, Tür- und Möbelbeschlägen aus unterschiedlichen Stilepochen und Materialien, aber kein passendes oder ähnliches Teil, wird nachgefertigt – im eigenen Betrieb oder wird bei spezialisierten Partnern in Messing, Bronze oder Eisen nachgegossen. So kann er Wünsche nach denkmalgerechten Beschlägen oder individuelle Einzelwünsche fachgerecht und „preislich vernünftig“ umsetzen, wie er selbst betont.

3-D-Druck mit Metall

Relativ neu ist die Herstellung von Objekten im 3-D-Druckverfahren. Gelagert werden die Produkte ebenfalls in Delmenhorst, gleich neben den Büros auf etwa 600 m2 Fläche. Seit dem letzten Besuch der BM hat Patrick Schierding den 3D-Druck extrem weiterentwickelt. Galt damals noch „Voraussetzung: Es muss ein ähnliches Teil vorhanden sein, von dem man es kopieren kann. Dies ist mittlerweile überflüssig“, sagt der Inhaber und Restaurator: „Grundsätzlich erlaubt uns der 3-D-Druck Reproduktionen aus Teilen oder im Ganzen in anderen Qualitäten und Arbeitszyklen. Mittlerweile können wir Rekonstruktionen oder auch zeitlos moderne Formen in Kleinserie herstellen. Da wird zunächst eine digitale Konstruktion angefertigt, von der später gedruckt wird. Als Beispiel haben wir gerade eine Schiebetürgriffschale. Der Tischler bekommt von uns ein gedrucktes Muster aus Kunststoff, mit dem er schon mal an der Tür die passenden Fräsungen einbringen kann. Wir fertigen parallel die richtige Schale aus Metall, die er später nur noch einbauen muss. Das spart auch Zeit.“

Bis zur Größe eines Schuhkartons

Ein anderes Beispiel hat der Chef auch zur Hand – ein scheinbar altes Original-Türschild aus Bakelite: Hergestellt bei Schierding aus modernem Kunststoff in 3-D gedruckt, anschließend geschwabbelt und poliert – sieht aus wie ein 100 Jahre altes Originalschild. „Bis zur Größe eines Schuhkartons können wir eigentlich alles drucken. Im 3-D-Druck lässt sich natürlich auch wunderbar im Nachhinein die Form verändern“, sagt Schierding: „Vielleicht gefällt beim originalen Teil eine Fräsung nicht oder der Auftraggeber hätte lieber statt einer Rose im Original die Lieblingsblume seiner Frau auf dem neuen Messingschild – kein Problem: Wir scannen das Originalschild, bearbeiten es am Computer und tauschen die Rose gegen die Lieblingsblume aus.

Oder der Kunden möchte die Fenstergriffe nicht gleich haben, sondern symmetrisch und einander zugewandt – auch kein Problem. Dann spiegeln wir das Original und fertigen das passende Gegenstück.“

Moderne Scanner-Technologie

Hat Schierding vor einigen Jahren noch mit einem ungenaueren Handscanner gearbeitet, der am Computer viel Nacharbeit erforderte, verwendet er heute einen Scanner, der im Aussehen etwas an ein altes Bügeleisen erinnert: „Dieses Gerät ist zwar um einiges teurer als der alte Scanner, arbeitet aber viel genauer. Gescannt wird dreimal von allen Seiten. Anschließend setzt der Computer die Bilder zusammen und die digitale Vorlage ist fertig.“ Mit „einiges teurer“ meint Patrick Schierding, dass das neue „Bügeleisen“ rund 24 000 Euro kostet, also nicht für den Hobbykeller oder beim Elektronikmarkt in der Innenstadt erhältlich.

Gedruckt wird dann entweder mit einem kleineren Filament-Drucker aus Tschechien oder mit einem großen Gerät, wie es auch die Automobilindustrie verwendet. Im Letzteren lässt sich im Inneren sogar ein bestimmtes Klima erzeugen, um auch die unter UV-Licht aushärtenden Harze zu verarbeiten. Zeitaufwand im Drucker und etwas Nacharbeit für ein Objekt mittleren Schwierigkeitsgrades ist etwa eine Stunde. „Wir könnten auch kleinere Schäden in die digitale Vorlage programmieren, damit das fertige Teil nicht zu neu aussieht oder im Schadensbild zu den vorhandenen Griffen passen soll. Möglich ist auch für individuelle Fenster die Dimensionen der Griffe etwas zu vergrößern, damit sie möglicherweise besser zu den größeren Fenstern passen“, fügt Schierding hinzu.

Die digitale zur analogen Welt des Tischlers

Feinjustieren wäre der nächste Entwicklungsschritt beim 3-D-Druck und die intensivere Verbindung von digitaler und analoger Welt beim Schreiner, meint der Restaurator und weiter „ich bin Handwerker und stolz darauf. Das Selbstbewusstsein unseres Berufsstandes müsste stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert werden, damit dort nicht der Eindruck entsteht, wir entwickeln uns in vielen Bereichen von kreativen Handwerken zu bloßen Monteuren.“ Auch aus diesem Grund bilde er nach wie vor Tischler aus, auch wenn es ein kleiner Handwerksbetrieb sei.

Und neugierig müsse man bleiben, sagt der Inhaber. Aus diesem Grund besuche er regelmäßig die Denkmalmesse in Leipzig, frage viel auch Experten auf anderen Gebieten und experimentiere viel: „Man muss auch fortwährend über den Tellerrand blicken, z. B. in die Schweiz, wo der Denkmalschutz viel rigoroser gehandhabt wird als in Deutschland.“

Prüfungen, Forschung und weltweiter Export

Um die eigenen Produkte auf ihre Lebensdauer zu testen, mache er selbst Freibewitterungstests mit Regenwasser. Oder er experimentiere mit neuen Materialien sagt Schierding: „Ich erprobe gerade die Handhabung von Nylon mit Carbon-Verstärkung und das 3-D-Drucken mit Lignin. Carbon verstärktes Nylon hat hervorragende Festigkeiten bei geringer Abnutzung für kleine mechanische Elemente und Lignin könnte als Ersatz für Holzapplikationen in Kleinserien ihren Einsatz finden.“

Bei den Lieferzeiten gibt Schierding sechs bis acht Wochen an, egal bei welchen Stückzahlen – wenn alle Lieferketten funktionieren“. Bei Stückzahlen über 500 müsse man eine Woche mehr rechnen.

Als Restaurator ist Patrick Schierding mittlerweile seit 25 Jahren selbstständig. Das Handelshaus mit Beschlägen hat er vor 14 Jahren gegründet und seither drei Wettbewerber übernommen. Rund 28 000 europäische Käufer umfasst seine Kundenkartei – vom Architekten, über Museen bis zu Privatleuten. Tischlereien und Schreinereien machen etwa 40 % der Kundschaft aus. Dabei zeige das Ausland ein steigendes Interesse, vor allem Dänemark, Belgien, Norwegen und Schweden. Aktuell gäbe es sogar eine Anfrage aus Jordanien.

„Mein exotischster Auftrag war ein Keuschheitsgürtel. Die Recherche dazu war schon aufregend. Anschließend hat die Dame den Gürtel bekommen und ihr Gatte den Schlüssel“, erzählt Patrick Schierding abschließend und verschweigt bewusst den Auftraggeber.

Antike Beschläge & Antiquitäten Schierding

27749 Delmenhorst

www.antikebeschlaege.eu


Der Autor

Rainer Hardtke beschäftigt sich seit rund 30 Jahren mit den Werkstoffen Holz, Glas und Kunststoff. 



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