Laut offiziellen Angaben sind jährlich etwa 23 % aller Arbeitsunfähigkeitstage auf sogenannte Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) zurückzuführen – sprich oftmals falsches Heben. Die gute Nachricht ist: Zur Erleichterung von Transporten und Montagen setzten sich in den vergangenen Jahren in den Werkstätten und auf Baustellen immer bessere und intelligentere Hebe- und Montagesysteme durch – teils mechanisch, teils vollautomatisch. Die gute alte Sackkarre allein hat schon lange ausgedient. Doch auch die Gebäudearchitektur stellt immer höhere Anforderungen an die Betriebe, die Bauelemente werden immer größer bzw. schwerer und meist ist auf der Baustelle zu wenig Platz vorhanden.
Das passende Gerät für den Einsatzort
Auf vielen Baustellen sind Minikräne nicht mehr wegzudenken, denn je nach Konstruktion können sie nicht nur für Außenarbeiten, sondern auch für Montagen im Gebäude eingesetzt werden. Die wichtigste Frage für den Handwerksbetrieb ist sicher, erst einmal den geeigneten Kran bzw. die geeignete Montagehilfe zu finden. Denn Kran ist nicht gleich Kran. Dies gilt auch für das Leihprodukt, denn mit dem falschen Werkzeug kann leicht großer Schaden entstehen. Sei es, weil das Gerät unterdimensioniert ist oder aufgrund der Größe und Auslegung nicht direkt bis an die Baustelle fahren kann.
Genauso wichtig wie das passende Gerät ist auch die Schulung der Mitarbeiter. Denn falsch angewendet, können Minikräne oder Transport- und Montagehilfen Schäden verursachen, die nicht zuletzt auch zu Gefährdungen für Leben und Gesundheit führen – beispielsweise, wenn sich Lasten lösen und zu Boden gehen.
Bei der Wahl der richtigen Montagehilfe müssen deshalb Aspekte wie Tragfähigkeit, Hubhöhe oder Ausladung berücksichtigt werden. Ein weiterer Punkt ist die Auslegung der Lastaufnahmeeinrichtungen, wie zum Beispiel Greifer, Hebebänder, Hakenketten, Magnete oder Vakuumheber. Auch bei den Lastaufnahmeeinrichtungen muss auf die Tragfähigkeit geachtet werden, denn ein sicherer Lasttransport ist nur mit intakten und geeigneten Lastaufnahmeeinrichtungen möglich.
Nachfolgend stellen wir eine Produktauswahl vor, die einen Eindruck über die Vielfalt der unterschiedlichen Transport- und Montagesysteme vermittelt. Eines der innovativsten Produkte ist sicher das Exoskelett, das in Zukunft vor allem händische Arbeiten unterstützen wird.
Foto: Matthias Fischer
Mit Praktikern im Gespräch
Alle Arbeitsflächen auf einer Höhe
Das Thema Arbeitserleichterung nimmt bei der Tischlerei Bellendorf in Kirchhellen bereits seit Mitte der 1970er-Jahre breiten Raum ein. Nur ein Beispiel: In der Werkstatt des vor 188 Jahren gegründeten Familienunternehmens haben alle Montagewagen und Werkzeugtische die gleiche Höhe, damit schwere Werkstücke nicht mehr gehoben werden müssen. Wie vielschichtig das Thema ist, zeigt auch die Zusammenarbeit mit der örtlichen IKK. Hier ist man über Arbeit und Gesundheit im Handwerk im Gespräch und streift neben Aspekten wie das richtige Heben von Gegenständen auch Fragen der passenden Handwerker-Ernährung.
„Wie überall, werden viele Produkte auch in den Bereichen Inneneinrichtungen und Möbelbau immer größer und schwerer. In unserer Werkstatt haben wir es durch verschiedene Maßnahmen geschafft, dass die Werkstücke nicht mehr gehoben werden müssen. Wenn es mal ganz schwer wird, kommt unser Gabelstapler zum Einsatz. Und auch beim Kunden vor Ort nutzen wir diverse Transport- und Montagegeräte. Immer häufiger leihen wir mittlerweile bei einem örtlichen Anbieter mobile Kräne, um unsere Produkte ohne Mühe in höhere Etagen zu bringen“, erläutert Geschäftsführer Jürgen Bellendorf.
Mit Praktikern im Gespräch
Körperschonender, schneller und effektiver
Aurimas Petrauskas, Inhaber des Fenstermontageunternehmens Auriservice in Nidderau, hat vor knapp drei Jahren einen Bauminilift erworben, um seine Beschäftigten vor allem auf der Baustelle bei schweren Hebearbeiten zu entlasten. Denn viele Fensterelemente wiegen oft mehr als 100 kg. Da haben Monteure schwer zu schleppen. Beim Einbau von mehr als zehn Fenstern und auch in unzugänglicheren Bereichen kommt der Lifter heute zum Einsatz. Und dies rechnet sich.
„Wir haben damals viel recherchiert und sind letztlich beim Bauminilift gelandet. Auch die Präsentation vor Ort war überzeugend. Die Anschaffung ermöglicht unseren Monteuren heute nicht nur körperschonender, sondern wesentlich schneller und effektiver zu arbeiten. Zudem hat dies natürlich den positiven Effekt, dass wir unsere internen Kosten reduzieren konnten und sich der Anschaffungspreis somit bis heute praktisch amortisiert hat“, berichtet Aurimas Petrauskas.
Der Autor
Matthias Fischer ist seit 2009 freier Fachjournalist und Fachbuchautor.