Zehn Jahre ist es her, seit Philipp Altjohann, John Cragg und David Kaluza in Wuppertal die Tischlerei Neuding gründeten. Um das operative Tagesgeschäft kümmert sich Philipp Altjohann. Der 42-jährige Tischlermeister erzählt mir, dass sie damals die heruntergekommene Halle selber instandgesetzt haben, um dort 3D-Objekte bzw. figürliche Objekte sowie Freiformen für Gießereien und Künstler herzustellen. Heute machen der Modell- und Prototypenbau mit den Bereichen 3D-Druck, 3D-Fräsen und Endfertigung rund 40 % des Umsatzes aus.
Die Tischlerei beschäftigt aktuell 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter drei Auszubildende. Interessant: Neuding bildet im Verbund mit den Werkstätten Knorr aus, die ihre Tischlerei im gleichen Gebäude hat und im Bereich des klassischen Tischlerhandwerks mit Möbelbau und gehobenem Innenausbau tätig sind. So profitieren die Auszubildenden vom Wissen zweier in unterschiedlichen Bereichen tätigen Betrieben und erhalten so breitere und fundiertere Kenntnisse.
„Viele Fehler gemacht, aber immer alles gewuppt“
Im Laufe der Jahre hat sich das Unternehmen zu einem sehr gefragten Fertigungsspezialisten auch für Innenausbau, Messebau oder für die Möblierung von Krankenzimmern entwickelt. Philipp Altjohann: „Wir sind nicht unbedingt der Spezialist für Losgröße Eins, aber sehr schnell und flexibel bereits bei kleineren und natürlich größeren Stückzahlen. Wir produzieren überwiegend für Planungsbüros, unterstützen als verlängerte Werkbank aber auch Tischlerkollegen im Bereich Zuschnitt, Bekanten und CNC-Bearbeitung.“
In den ersten Jahren war immer ordentlich Druck auf dem Kessel, erzählt Philipp Altjohann und berichtet von purer Start-up-Mentalität. Besonders im Bereich der Plattenbearbeitung war mehr Leistung das erklärte Ziel, wollte das junge Unternehmen wachsen: „Wir haben sehr selbstbewusst richtig große Objekte realisiert. Das war eine sehr intensive Phase. Wir haben viele Fehler gemacht, aber immer alles gewuppt.“
Weichen für weiteres Wachstum gestellt
Während der Coronazeit hat Neuding mit dem Berliner Unternehmen D4 dann noch einen Spezialisten für Messe-, Event-, Ausstellungs-, Laden- und Dekorationsbau übernommen. Das sollte durchaus einen erheblichen Einfluss auf Entscheidungen in nachfolgende Technologie-Investitionen haben. Und die haben es in sich. Aber der Reihe nach.
Philipp Altjohann hatte im Zusammenhang mit dem Interesse an einer gebrauchten BHX 055 einen ersten Kontakt zu Jürgen Huber, Homag-Gebietsverkaufsleiter Nord mit Sitz in Herzebrock-Clarholz. Daraus entwickelte sich eine überaus vertrauensvolle Zusammenarbeit.
2022 hat die Tischlerei dann im großen Stil in Homag-Technologie investiert. Angeschafft wurden u. a. eine Plattensäge Sawteq S-300, eine Nesting-CNC Centateq N-800, eine vertikale CNC Drillteq V-200 sowie eine Kantenanleimmaschine Edgeteq S-300 mit Rückführung.
Hohe Performance beim Sägen und Nesten
Der Sawteq S-300 werden automatisch von einem Einachs-Beschicker bis zu 5600 x 2200 mm großen Platten zugeführt. Die Säge selbst kann Platten bis 5600 x 5600 mm schneiden. Mit der Software Schnitt-Profit Professional können die Fertigungslose nach ganz unterschiedlichen Kriterien (z. B. Verschnitt oder Kosten) optimiert werden. Über die Combitec-Funktion können Nachschnitte oder auch Drittschnitte gleich beim Längsschneiden innerhalb eines Streifens mit ausgeführt werden. Dem Bediener wird über das Intelliguide-Advanced-System das Handling der Streifen und Bauteile zum Winkelanschlag hin angezeigt. In Verbindung mit dem Abstapelmodul werden dem Bediener auch Informationen zum Abstapelplatz nach dem Zuschnitt mitgegeben. Etikettiert werden die Teile vom automatischen Druckbalkenetikettierer. Zudem steht ein manueller Drucker zur Verfügung. Die Maschine verfügt auch über ein automatisches Nutprogramm inkl. Spannungsfreischnitten und Turbonuten im Vo- und Rücklauf.
Die Nestingmaschine Centateq N-800 wird ebenfalls automatisch beschickt, und zwar über eine Hubbühne. Die 4-Achs-Maschine ist mit einer 16-KW-Hauptspindel ausgestattet – mit der zusätzlichen Schnittstelle für ein Flex-5+-Aggregat. Die CNC verfügt über 21 Bohrspindeln und eine automatische Vakuumfeldabtrennung. Die Programme für die Werkstückbearbeitung werden mit WoodWop in Verbindung mit dem Schnitt-Profit-Nestingmodul erzeugt.
Digitalisierung und Automatisierung mit spürbaren Effekten
Bei Neuding werden Technologien und deren Effizienz immer wieder hinterfragt. Im Zusammenhang mit den Investitionen in die Plattenaufteilsäge und Nesting-CNC profitiert das Unternehmen von einer spürbaren Kapazitätssteigerung bei gleichzeitiger Materialersparnis, einer Qualitätssteigerung und deutlich weniger Handlingaufwand.
Auch in puncto Digitalisierung gibt die Tischlerei Gas. So sind nicht nur alle Maschinen vernetzt. Im Bankraum beispielsweise gibt es auch einen Bildschirm mit Zugriff auf alle relevanten Auftragsinfos, Zeichnungen etc. Hinzu kommt eine digitale Zeiterfassung (TimeTac). Sämtliche Aufträge werden nachkalkuliert. Papierlos ist die Werkstatt aber (noch) nicht: „Wir machen schon Vieles, aber bestimmte Sachen gehen aktuell noch nicht ohne Papier.“
Spürbare Effekte bringen die Investitionen in Automatisierungstechnik. Beispiele sind die automatische Beschickung von Säge und Nesting-CNC oder auch die Rückführung an der Kantenanleimmaschine.
All das wurde gemeinsam im Team überlegt und realisiert. „Wir ziehen hier alle an einem Strang und niemand wird mit neuen Technologien alleine gelassen. Ich bin stolz, Teil eines so jungen und dynamischen Teams zu sein. Hier haben alle richtig Lust aufs Besserwerden!“
Neuding GmbH, 42277 Wuppertal
Technologiepartner:
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