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Ahoi und Leinen los!

Bootsbauprojekt an der Fachschule Bad Wildungen
Ahoi und Leinen los!

Im dritten Semester ihrer Ausbildung realisierten die angehenden Holztechniker mit Schwerpunkt Holzbearbeitung der Fachschule in Bad Wildungen im vergangenen Jahr ein ganz spezielles Holzbauprojekt: acht Holzkanus. Ende September konnten diese bei einer gemeinsamen Ausfahrt auf der Borkener Seenplatte ihre Seetauglichkeit beweisen.

Während ihrer zweijährigen Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker – Fachrichtung Holztechnik, Schwerpunkt Holzbearbeitung nehmen die Schüler der Holzfachschule Bad Wildungen in jedem Kurs an einem besonderen Holzbauprojekt teil. Der Technikerkurs des Jahrgangs 2019/2020 stellte sich im Rahmen des Jahrgangsprojektes unter der Leitung seines Dozenten Karsten Mrzyglod einer ganz besonderen Aufgabe: Über die Zeitdauer von sechs Monaten entwickelten und fertigten die sechs Teilnehmer acht etwa 4,80 m lange, voll einsatzfähige Kanus aus Holz.

Die Technikerprojekte der Holzfachschule dienen dabei vor allem der praktischen Wissensvermittlung. Fächerübergreifend angelegt, sollen sie eine Ergänzung zum theoretischen Unterricht darstellen. Vom Entwurf über die Planung, die Kostenrechnung und statische Berechnung, die Auswahl der Materialien und Hilfsmittel bis hin zur Konstruktion im CAD/CAM und letztlich der CNC-Fertigung in den schuleigenen Werkstätten sind dabei annähernd alle Unterrichtsfächer eingebunden.

Von der Idee zum Produkt

Durch den Bericht ihres Dozenten Karsten Mrzyglod inspiriert, der sich in den Sommerferien ein kanadisches Leistenkanu gebaut hatte, entschieden sich die Bad Wildunger Schüler, für das anstehende Projekt das Thema Bootsbau zu bearbeiten. Doch welche Art von Boot sollte es werden? Ein Leistenkanu schien zu aufwendig, vor allem wegen der arbeitsintensiven Oberflächenbehandlung mit Glasfaser und Epoxid. Ein Ruderboot in klassischer Spantenbauweise? Hätte vermutlich zu hohe Materialkosten und wäre in der zur Verfügung stehenden Zeit auch kaum zu schaffen.

Nach vielen Vorstudien, Skizzen und Entwürfen entschied man sich für den Bau eines flachen, eckigen Kanus, ähnlich der Form eines Treidel- oder Lastenkahns – allerdings aus Plattenwerkstoffen. Von Vorteil war, dass das Material dafür – 6,5 mm starkes Birke-Multiplex – dank einer großzügigen Spende eines lokalen Lieferanten (G. Klawe GmbH) bereits im Haus war – wie auch der benötigte PU-Kleber (Henkel AG) und Bootslack (Alfred Clouth Lackfabrik). Vor Beginn der Serienfertigung wurde jedoch ein Prototyp im Maßstab 1:1 gebaut: vor allem, um die benötigten Materialien festzulegen und sich aller anfallenden Arbeitsgänge bewusst zu werden.

Viel Handwerk trotz CAD, CAM und CNC

Nach Festlegung der bootsbautechnischen Maße, wie Rumpflänge, -breite und Kielsprung, das heißt die Wölbung des Bodens in Längsrichtung, wurden die Konturen der Boden- und Seitenplatten festgelegt und im CAD gezeichnet. Bei einer Größe von 1,25 x 2,50 m der Multiplexplatten ließen sich so nach der Datenübergabe auf das schuleigene CNC-Bearbeitungszentrum (Homag) im Nestingverfahren jeweils die Hälfte einer Seite und eines Bodens fräsen. Um die beiden Plattenhälften sicher zu verbinden, entschieden sich die Schüler für eine klassische Schäftung. Der Stoß wurde dabei auf dem Bearbeitungszentrum an beiden Platten dünn auslaufend schräg abgefräst und anschließend in der Furnierpresse mittels PU-Kleber und Folie als Trennschicht auf Länge verklebt.

Sobald die Seiten mit den Böden, verstärkt durch innen liegende Eckleisten und an Heck und Bug im Steven zusammenlaufend, verbunden waren, konnten die oberen Ränder durch innen und außen aufgeleimte Leisten, die sogenannten Außen- und Innenweger, aus Douglasie verstärkt werden. Douglasie wurde auch für die Decks, die Abdeckungen zu Heck und Bug hin verwendet. Jedes Kanu erhielt drei rahmenförmige Sitzflächen, die mit breiten Gewebegurten in individuellen Farben bespannt wurden. Abschließend wurden alle Boote unter Einsatz von Schaumgummiwalzen innen zweimal und außen viermal mit PU-Lack beschichtet.

Erfolgreiches Teamwork

Trotz anfänglicher Skepsis beim ein oder anderen waren doch alle Schüler bis zum Ende mit Begeisterung bei der Sache und verbrachten, dank jederzeit freiem Zugang zu den Schulwerkstätten, nicht wenige Stunden in der Werkstatt beim Bau ihrer Kanus – auch mal nach Unterrichtsende. „Ich glaube, unsere Schüler schätzen es, wenn sie abseits des theoretischen Unterrichts bei uns auch mal Werkzeug in die Hand nehmen dürfen“, nennt Karsten Mrzyglod, selbst Tischlermeister und Architekt, als einen Grund für die jährlichen Projekte.

Am 29. September 2020 konnte die Techniker-klasse ihre fertiggestellten Holzkanus dann endlich zusammen mit ihren Dozenten Andreas Bognanni, Karsten Mrzyglod und Tom Witascheck testen. Aufgrund des niedrigen Wasserstandes des Edersees entschied sich die Klasse dazu, auf die Borkener Seenplatte auszuweichen und mit den insgesamt acht Holzbooten eine Runde im Singliser See zu paddeln. Nach der Einweihungsfahrt konnte die Klasse zufrieden feststellen, dass sie während der rund sechsmonatigen Bauphase ordentlich gearbeitet hatte: Alle Holzkanus fuhren sicher, stabil und blieben dicht. Das nächste wassertaugliche Projekt hat Karsten Mrzyglod auch schon im Blick: Ein Stand-up-Paddle-Board – natürlich aus Holz. (hf/Quelle: Fachschule Bad Wildungen)


Zur Schule

Holzfachschule Bad Wildungen

Seit mehr als 70 Jahren werden an der Holzfachschule Bad Wildungen erfolgsorientierte junge Menschen ausgebildet. Was als klassische Ausbildungsstätte für Sägewerker begann, ist heute eines der führenden Innovations- und Kompetenzzentren der europäischen Holzwirtschaft.

Angehende Tischlermeister und Holztechniker profitieren dabei nicht nur von der aktuellen technischen Ausstattung und dem modernen Maschinenpark der Schule, sondern auch von engagierten Dozenten, die Theorie und Praxis ebenso gekonnt miteinander verbinden wie handwerkliche Traditionen mit moderner Technologie. Darüber hinaus bietet die Holzfachschule ein besonderes Lernumfeld, in dem unterschiedlichste Berufsgruppen wie Tischler, Sägewerker, Modellbauer oder Holzhändler aufeinandertreffen.

Profitieren auch Sie von der Innovationskraft der Holzfachschule Bad Wildungen. Legen Sie hier den Grundstein für Ihren Beruf oder für die nächste Karrierestufe.

www.holzfachschule.de

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