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Fenstermontagepraxis heute

Montagetipps für Neubau und energetische Sanierung im Baubestand
Fenstermontagepraxis heute

Für den professionellen Monteur ist der Umgang mit Folien, Dichtstoffen, Befestigungsmitteln, Primern etc. heute kein Buch mit sieben Siegeln mehr. Leider gibt es immer noch genügend Monteure, die die bauphysikalischen Zusammenhänge nicht akzeptieren wollen. Diese Problematik entsteht auch durch die gestiegenen Anforderungen an die technisch, korrekt ausgeführte Montage, sowie durch Unwissenheit. In dem folgenden Beitrag geben die beiden Autoren wertvolle Tipps, wie eine fachgerechte Montage umgesetzt wird.

Die Fenstertechnik hat sich mit der kontinuierlichen Verschärfung der energetischen Anforderungen enorm weiterentwickelt. Heute sind Fenster-, Fassaden und Verglasungssysteme Hightech-Bauteile, die in der Regel mit modernster Fertigungstechnik hergestellt werden und zwar in industriellen und in handwerklichen Betriebsstrukturen.

Auch die Montagetechnik hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich verbessert, nicht zuletzt durch den vom ift Rosenheim erarbeiteten Montageleitfaden und die Entwicklung leistungsfähiger Montagemittel seitens der Industrie.
Zudem hat sich eine sinnvolle Aufgabenteilung von Fensterherstellung und Montage entwickelt. Viele Schreinereibetriebe betreiben deshalb heute die Montage professionell und selbstbewusst, oft in Verbindung mit einem aktiven Vertrieb. Darauf sind die Hersteller angewiesen, um gegenüber Bauherren die Vorteile neuer Fenster garantieren zu können.
Für den professionellen Monteur ist der Umgang mit Montagemitteln heute kein Buch mit sieben Siegeln mehr. Das zeigt sich in den lebendigen Fachdiskussionen in den Montageschulungen des ift Rosenheim. Leider gibt es immer noch genügend Monteure, die die baupysikalischen Zusammenhänge nicht so umsetzen wie es gefordert wird. Fachkundige Betriebe nutzen deshalb die Möglichkeit, die Montagequalität durch entsprechende Qualitäts- und Zertifizierungssysteme darzustellen, beispielsweise durch Angebote von RAL, ift Rosenheim oder den Tischlerverbänden.
Das heißt aber nicht, dass nun alles in Ordnung ist. Die Probleme haben sich nur verlagert. Die Fenstermontage in einer monolitischen Ziegelwand mit Glattstrich in der Laibung ist mit standardisierten Anschlüssen einfach zu bewältigen, aber energetisch optimierte Wandaufbauten von Neubauten sind durch Wärmedämmverbundsysteme und unterschiedliche Dämmebenen und Abdichtungssysteme sowie einer Vielzahl von Materialien gekennzeichnet.
Insbesondere der von Schlagregen gefährdete Schwellenbereich von Haus-, Terrassen- und Balkontüren bereitet Schwierigkeiten, denn niedrige und barrierefreie Schwellen lassen sich nicht leicht ausführen. Im stark wachsenden Segment des Fenstertauschs, im Rahmen der energetischen Sanierung, ist eher die Analyse des Baubestandes von Bedeutung. Die Entscheidung, ob die Bauphysik nach dem Fensterwechsel noch stimmt, lässt sich oft nur durch Berechnungen oder die Tabellen im Montageleitfaden treffen und häufig ist eine Dämmung der Laibung notwendig.
Verschärft wird die Situation noch durch den Umstand, dass im Neubau von Einfamilienhäusern und bei der energetischen Sanierung kein Architekt oder Fachplaner beteiligt ist und der Schreiner dann Planungsleistungen übernimmt oder unterschiedliche Gewerke koordinieren muss (Bild 1).
Deshalb sollen nachfolgend beispielhaft einige kritischen Punkte beschrieben werden, die dem ift Rosenheim in Audits, Überwachungsbesuchen oder Gutachten immer wieder begegnen. Die entsprechenden Lösungswege sind im Wesentlichen dem Montageleitfaden entnommen.
Befestigung in der Dämmebene
Die Befestigung von Fenstern, Außentüren und Fassaden muss alle planmäßig auf das Bauteil einwirkenden Kräfte sicher in den Baukörper und Baugrund übertragen. Umgekehrt dürfen keine Kräfte aus dem Bauwerk in diese Bauteile eingeleitet werden. Die einwirkenden Kräfte (Bild 4) entstehen aus folgenden Belastungen, die in verschiedenen Ebenen wirken und sich statisch unterschiedlich auswirken (Druck-/Zug-, Dreh- oder Querkräfte):
  • Eigenlast (ständig),
  • Windlast (veränderlich),
  • Schnee- und Eislasten bei geneigtem Einbau (Dachfenster, Dachverglasung) (veränderlich)
  • Zusatzlast durch Anbauteile (z. B. Sonnenschutzanlage, Rollladen) (ständig),
  • Vertikale und horizontale Nutzlasten (früher: Verkehrslast) (veränderlich),
  • bewegliche Teile (z. B. Fensterflügel) (veränderlich).
Die Lasten sind gemäß DIN 1055 zu ermitteln. Formänderungen aus Temperatur, Schwinden und Kriechen sind dabei zu berücksichtigen.
Die Befestigung der Fenster hat unter Berücksichtigung der materialspezifischen Kennwerte der Rahmenwerkstoffe und Wandwerkstoffe, der Lastabtragung und der Befestigungsmittel sowie der zu erwartenden Belastungen zu erfolgen. Es dürfen keine Lasten aus dem Baukörper auf Fenster und Außentüren übertragen werden.
In diesem Zusammenhang sind Angaben zu Bauwerksbewegungen (z. B. Deckendurchbiegungen) in Außenwandöffnungen (Fensterbänder) notwendig. Mit Ortschäumen, Klebern oder ähnlichen Baumaterialien ist keine sichere Befestigung möglich. Die Befestigung muss mechanisch erfolgen. Ein statischer Nachweis für die Befestigung von Fenstern und Außentüren ohne besondere Belastungen wird bei Beachtung der anerkannten Regeln der Technik im Allgemeinen nicht gefordert. Dieser Stand der Technik wird beispielsweise im Leitfaden zur Montage beschrieben, indem auch einfache Bemessungsregeln enthalten sind.
In energetisch optimierten Gebäuden ist der Wandaufbau häufig mehrschalig, das heißt vor der tragenden Wand befindet sich eine Dämmebene.
Wenn Fenster in diesem Wandbereich montiert werden sollen (auskragende Montage), ist der Einsatz von Hilfskonstruktionen notwendig, die in der Regel aus Metallen bestehen (Bild 5). Lastabtragende Laschen, Konsolen oder Winkel aus Metallprofilen sind in der Regel biegesteif und können somit größere Lasten in Fensterebene und rechtwinkelig zur Fensterebene in das Bauwerk einleiten und werden entweder zum Baukörper verschraubt, oder an, in das Bauwerk eingebundene, Metallteile angeschweißt.
Zu beachten ist die ausreichende Materialdicke der Bauteile, Dämmstoffüberdeckung sowie der Korrosionsschutz. Die Befestigung selbst ist so zu bemessen, dass die zu erwartenden Wind- und Nutzlasten aufgenommen werden und das Eigengewicht auch bei geöffnetem Flügel rechtwinkelig zur Fensterebene abgetragen werden kann. Entsprechend den vorstehend beschriebenen Beanspruchungsarten werden Angaben zu den empfohlenen bzw. zulässigen Lasten vom Hersteller im Rahmen einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (ABZ) bzw. europäischer technischer Zulassung (ETZ) gemacht.
Die Befestigung erfolgt in der Regel in Beton und Mauerwerk aus Voll- und Lochsteinen sowie Leichtbaustoffen (z. B. Holz). Hierbei ist besonders auf die Festigkeit der Baustoffe und die zulässigen Randabstände der Befestigungsmittel (Dübel, Schrauben, Bolzen etc.) zu achten (Bild 2 und 3). Neben der Tragfähigkeit der eingesetzten Befestigungsmittel ist die Lastaufnahme auch häufig begrenzt durch
  • geringe Festigkeit des Mauerwerks, insbesondere bei hochwärmedämmenden Steinen (Lochsteine und Steine mit porigem Gefüge, gefüllte Steine),
  • die unterschiedliche Lage der Befestigungsmittel zu den Hohlräumen bei Lochsteinen und die dadurch bedingte große Streubreite der Festigkeitswerte.
  • vorhandene Bautoleranzen und dadurch bedingte, unterschiedliche freie Dübellängen bei Durchsteckmontage,
  • Lage der Befestigungsmittel in Fugen/Rändern.
Schwellenausbildung Fenstertür
Die Schwellenausbildung bei bodentiefen Elementen (Balkon-, Fenster- oder Haustür) führt häufig zu Problemen, weil eine gewerkeübergreifende Planung und Koordination der Arbeiten notwendig ist, die in der Praxis häufig nicht gegeben ist.
Die Regelwerke angrenzender Gewerke (Bauwerksabdichtung) für die Abdichtung des unteren Anschlusses, gelten primär für die Außenwand und fordern Maßnahmen zum Schutz gegen eindringendes Wasser zur Vermeidung von Schäden.
Sofern keine baulichen Kompensationsmaßnahmen erfolgen, ist eine Abdichtungshöhe über der Oberfläche der Schutzschicht, des Belages oder der Überschüttung von 150 mm ausreichend (Bild 6). Gleichzeitig wird auf die Erfordernis von Ausnahmen bei den Abdichtungshöhen bei Außen- und Fenstertüren hingewiesen.
Gemäß DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen – Teil 9: Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse“ muss im Sockelbereich der Untergrund so geplant sein, dass bei Abdichtungen gegen Bodenfeuchte und zeitweise aufstauendes Sickerwasser die Abdichtung im Regelfall bis 300 mm über Oberkante Gelände geführt werden kann (Bild 7). Folgende Kriterien sind bei der Schwellenausbildung zu beachten:
  • Seitlicher Schutz der angrenzenden Außenwand, wobei die Anschlüsse an die Wand die Abdichtungshöhe sicherstellen müssen.
  • Der Schutz der unten an Außen- und Fenstertüren angrenzenden Außenwand, wobei die Anschlüsse, auch im Übergang zum seitlichen Baukörperanschluss dauerhaft dicht sein müssen.
  • Die konstruktive Ausbildung der Schwelle, so dass ein fachgerechter Anschluss des angrenzenden Gewerks möglich ist.
  • Die tatsächlich zu erwartende Belastung des Anschlusses von Außen- und Fenstertüren durch nicht drückendes Wasser aus Niederschlag und Spritz- oder Schmelzwasser und den daraus ggf. abzuleitenden baulichen Kompensationsmaßnahmen.
  • Die zumutbare Schwellenhöhe aus der Raumnutzung, insbesondere bei Nutzung durch Rollstuhlfahrer (barrierefreies Bauen).
Wenn die Anordnung der Abdichtung bei Türschwellen für behindertengerechte Hauseingänge, Terrassentüren, Balkon- oder Dachterrassentüren so nicht möglich ist, so sind dort besondere Maßnahmen gegen das Eindringen von Wasser oder das Hinterlaufen der Abdichtung einzuplanen.
So sind z. B. Türschwellen und Türpfosten von der Abdichtung zu „hinterfahren“ oder an ihrer Außenoberfläche so zu gestalten, dass die Abdichtung z. B. mit Klemmprofilen wasserdicht angeschlossen werden kann. Schwellenabschlüsse mit geringer oder ohne Aufkantung sind zusätzlich beispielsweise durch ausreichend große Vordächer, Fassadenrücksprünge und/oder unmittelbar entwässerte Rinnen mit Gitterrosten vor starker Wasserbelastung zu schützen. Das Oberflächengefälle sollte nicht zur Tür hin gerichtet sein. Bei Dachterrassen mit geschlossener Brüstung sind Überläufe so tief anzuordnen, dass bei Verstopfung des Ablaufs die Schwelle nicht überstaut werden kann. Die Abgrenzung der Leistungsausführung der betroffenen Gewerke ist hier von besonders großer Bedeutung und sollte bereits bei der Auftragsvergabe geklärt werden.
Eine barrierefreie Schwellenausbildung ist aufgrund der konstruktiven Erfordernisse auch ein wärmetechnischer Schwachpunkt mit erhöhter Tauwassergefahr. Während dies bei Außentüren im Allgemeinen unproblematisch ist, da hier in der Regel unempfindliche Bodenbeläge angrenzen, können bei Fenstertüren raumseitig angrenzende, empfindliche Bodenbeläge durch vorübergehende Tauwasserbildung in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei der Planung sollten deshalb hier feuchteunempfindliche Bodenbeläge eingesetzt werden. ■
Eine Langversion dieses Beitrags mit Tipps zu den Themen Abdichtung, Wärmebrücken, Mindestwärmeschutz finden Sie in der Medienbibliothek von www.bm-online.de.
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