BM: Herr Bellendorf, werden Tapeten-, wand- und flächenbündige Türen oft von Ihren Kunden gewünscht?
Jürgen Bellendorf: Wir haben zwar viele Anfragen nach flächenbündigen oder Tapetentüren, doch oftmals stellt sich bei der Beratung vor Ort heraus, dass eine Umsetzung nur schwierig oder manchmal gar nicht realisierbar ist.
BM: Woran liegt das?
Jürgen Bellendorf: Flächenbündige Türen sind ideal für den Neubau, da wir hier in der Regel optimale Bedingungen vorfinden und die Türen direkt mit einplanen können. Allerdings muss man im Neubau natürlich darauf achten, dass die Feuchtigkeit aus den Wänden ist, damit sich die unsichtbaren Zargen im Mauerwerk nicht verziehen oder an einigen Stellen aufquellen. Im Altbau ist die Situation eine andere – außer es ist eine Kernsanierung geplant. Vielfach sind im Alt- oder Bestandsbau die Maueröffnungen nicht immer gerade oder winkelig und es treten hier bei uns in einer vom Bergbau geprägten Region häufig Setzrisse auf. Eine hochwertige überfälzte Tür ist bei der Renovierung dann oftmals die bessere Lösung, da sich mit ihr Unebenheiten der Wand leichter kaschieren lassen. Bei einer stumpf einschlagenden Tür hingegen wären beispielsweise nicht mehr ausgleichbare Unterschiede in der Fuge ein echter Makel.
BM: Sind es mehr Geschäftskunden oder doch Privatkunden, die sich solche Türen wünschen und einbauen lassen?
Jürgen Bellendorf: Der Anteil ist praktisch gleich. Allerdings sind es im privaten Bereich eher die sprichwörtlich gut situierten Kunden, die nach solch einer Türlösung fragen.
BM: Was schätzen Sie, welchen prozentualen Anteil haben in Ihrem Kundenkreis diese Türen bezogen auf die Innentüren insgesamt?
Jürgen Bellendorf: Bezogen auf alle Innentür-Anfragen haben wandbündige Türen einen Anteil von etwa 15 %. Allerdings mündet nur etwa die Hälfte davon in tatsächliche Aufträge, da wie gesagt die baulichen Voraussetzungen oft nicht passen.
BM: Mit welchen Mehrkosten muss ein Kunde rechnen, der solch eine Tür wünscht?
Jürgen Bellendorf: Da die Planung, die Anschaffung der einzelnen Bauteile und auch der Einbau wesentlich komplexer sind, muss der Kunde mit etwa 40 bis 60 % Mehrkosten gegenüber einer hochwertigen überfälzten Tür rechnen. Nehmen wir als Beispiel die Türbänder – egal von welchem Anbieter. Sie müssen regelmäßig gewartet werden, denn Staub setzt sich leicht an der Mechanik ab. Auch ist eine häufigere Nachjustierung nötig, wenn es aufgrund des Türgewichts „Verschiebungen“ bei der umlaufenden Fuge gibt.
Wenn sich aber ein Kunde entscheidet, dann möchte er das Thema Flächenbündigkeit meist auch sehr konsequent umgesetzt haben, z. B. mit Magnetverschlüssen. Allerdings möchte das Gros der Kunden einen dezenten Türdrücker, da sich nur so Schmutz und Fingerabdrücke auf dem Türblatt vermeiden lassen.
BM: Sind Tapeten- oder wandbündige Türen eine exklusive Nische oder sprechen wir hier doch von einem Wachstumsmarkt?
Jürgen Bellendorf: Nein, ein Wachstumsmarkt ist dies in meinen Augen nicht. Es wird eher eine exklusive Nische für Kunden bleiben, die sprichwörtlich nicht auf jeden Euro achten müssen.
Die Fragen stellte Matthias Fischer im Auftrag von BM