1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Wissen » Bauelemente »

Wenn die Untergrundvorbereitung für den Holzfußboden versagt

Wenn die Untergrundvorbereitung für den Holzfußboden versagt
Schlechte Grundsubstanz

Die Beurteilung und Bearbeitung von Untergründen von alten Estrichen im Renovationsbereich gehören zu den anspruchsvollsten Arbeiten eines Boden- und Parkettverlegers. Neben den Einstufungen von Problematiken bei alten und neuen Estrichen sowie den Prüfpflichten, gehört ebenfalls die Wahl von kompatiblen Hilfsmaterialien zur Vorbereitung der Endbelagsverlegung dazu. Wie verschiedene Unregelmäßigkeiten zu einem Problemfall mit Folgeschaden führen können, zeigt das folgende Beispiel.

Autor: Bernhard Lysser

Bei Renovierungsarbeiten einer Wohnung gelangte Massiv-Klebeparkett Thermoeiche in Englischdessin zum Einsatz. Das 8 mm dicke Klotzparkett wurde vollflächig auf einen zuvor neu erstellten Zementestrich mit integrierter Bodenheizung aufgeklebt. Zur Fertigstellung des Rohparketts wurde die Oberfläche maschinell geschliffen und vor Ort versiegelt mit Grundierung und Wasserlack. Der Einbau des Holzbodens erfolgte im Sommer.

Bereits im anschließenden Herbst löste sich das Parkett großflächig von Untergrund ab und bildete „Buckel“ im Boden, welche zu Stolper- und Verletzungsgefahren führten. Auch brachen teilweise ganze Parkettbereiche aus und weg. Die Korrekturmaßnahmen erforderten einen Totalersatz über die gesamte Bodenfläche. Beim Abheben des gelösten und aufgewölbten Parketts konnten auch die angrenzenden, noch haftenden Bereiche des Holzbodens ohne große Kraftaufwendungen entfernt werden.

Nach dem Ausbruch des gesamten Parketts zeigten die Estriche stellenweise Risse und die Oberfläche des Mörtels erschien dem Parkettverleger zu weich. Warum bei der Erstverlegung der Estrich als ordentlich eingestuft wurde, ist unbekannt.

Der Parkettverleger selber korrigierte die Risse im Zementmörtel durch Verbinden der Estrichteile mit Reaktionsharz und Einfräsen sowie Einlegen und Eingießen von Quereisen zur Stabilisierung. Zum Verfestigen des Mörtels applizierte der Parkettverleger eine spezielle Imprägnierung, welche normalerweise als Feuchte- oder Dampfbremse über noch zu feuchten Estrichen eingesetzt wird. Diese Imprägnierung wurde zweifach mit der Rolle aufgetragen.

Direkt auf die Imprägnierung erfolgte der Einbau von neuem Massiv-Klebeparkett, wiederum in Thermoeiche und Englischverband. Zur vollflächigen Verklebung des Parketts wurde ein 1K-PUR-Elastklebstoff verwendet, direkt auf die Imprägnierung. Zum Schluss wurde das sägerohe Holz wiederum geschliffen und versiegelt. Nach zwei Monaten traten wiederum größerflächige Ablösungen im Parkett auf. Stellenweise mussten die Klötze auch sofort wieder ganz entfernt werden, da beim Begehen und der Nutzung durch aufstehende Buckel und Holzausbrüche erneut Stolper- und Sturzgefahren auftraten.

Die Expertise des Gutachters

Niemand war sich einer Schuld am erneut auftretenden Parkettschaden bewusst, und so kam es zur Begutachtung durch den Experten. Beim Augenschein vor Ort lagen diverse Bereiche des Parketts abgelöst und aufgewölbt vor. Bei den Aufwölbungen konnte das Holz durch Belasten nach unten gedrückt werden. Dieses hob sich jedoch unmittelbar mit dem Entlasten sofort wieder vom Untergrund ab. Stellenweise war das Holz auch schon demontiert und entsorgt. Die fehlerhaften Parkettzonen mit Ablösungen traten über alle Räume verteilt auf.

Beim Entfernen von weiteren Parkettlamellen durch den Gutachter zur Kontrolle und Ursachenfindung des Schadens, verblieb der gesamte Parkettleim unten am Holz. Auf der Estrichbeschichtung konnten kaum Klebstoffrückstände festgestellt werden. Und falls kleine Reste zurückblieben, konnten diese von Hand sauber abgerubbelt werden. Die Trennungen lagen meist mit ganz sauberen Flächen vor. Dazu glänzten die Leimunterseiten wie auch die Estrichoberflächenbehandlung sehr stark. Lamellen in noch haftender Fläche konnten ebenso mühelos abgehoben und entfernt werden. Zurück verblieb immer eine glatte Trennung zwischen Parkettleim und Estrichimprägnierung.

Was wurde falsch gemacht?

Für die Beurteilung des Parkettschadens studierte der Experte die verschiedenen Datenblätter zu den verwendeten Materialien, welche vom Parkettverlegebetrieb deklariert wurden.

Der technische Beschrieb sowie die Verarbeitungsanleitungen wurden mit der vorgefundenen Situation vor Ort verglichen und sofort wurde klar, dass die Imprägnierung auf dem Estrich in einer viel zu großen Menge aufgetragen wurde. Dies führte zur glasharten und aalglatten Beschichtung. Soll auf der Imprägnierung eine Weiterverarbeitung mit Klebstoff oder Spachtelmasse erfolgen, verlangt der Produkthersteller im technischen Beschrieb eine Quarzsandabstreuung in der obersten, noch nassen Schicht.

Laut Datenblatt zum Parkettkleber kann dieser direkt auf eine Dampfbremse oder -sperre appliziert werden, wenn diese zuvor mit Quarzsand abgestreut wurde. Am Sand findet somit die mechanische Verkrallung des Klebers statt, da auf einer glatten und harten Beschichtung keine Verbindung entsteht.

Auf den zu beurteilenden Parkettschaden hieß das denn auch, dass die Verarbeitung der Imprägnierung nicht sachgerecht und nicht nach Vorgaben vorgenommen und kein Quarzsand für die mechanische Verkrallung zwischen Kleber und Estrich eingesetzt wurde.

Der Parkettleim konnte weder eine mechanische, noch eine chemische Verbindung mit der Untergrundoberfläche erzeugen. Beide Gegebenheiten lagen in der Verantwortung des Parkettverlegebetriebes.

Davon nicht genug musste der Experte dem Parkettverleger auch noch unterstellen, dass er die Untergrundprüfung betreffend der Festigkeit des Mörtels bereits zu Beginn des Auftrages missachtete, und somit auch der erste Schaden mit dem notwendigen Totalersatz des Parketts zu seinen Lasten ging.

Einzig die Imprägnierung musste die Bauherrschaft übernehmen, als Ohnehinkosten, denn dieser Aufwand wäre auch bei einer sach- und fachgerechten Erstprüfung des Estrichmörtels durch den Handwerker mit entsprechender Abmahnung angefallen. Ob der Bauherr diesen Mehraufwand vom Estrichhersteller, welcher für den mangelhaften Mörtel verantwortlich war, einforderte, ist nicht bekannt.

Und so wird es richtig gemacht

Das gesamte Parkett musste innerhalb von wenigen Monaten bereits wieder ersetzt werden, über die ganze Bodenfläche. Örtliche Reparaturen wären nicht möglich gewesen, da eine ordentliche Fixierung des Holzes in Teilflächen automatisch zu Ablösungen im angrenzenden Parkettbereich geführt hätte. Das Parkett wies eine ungenügende bis ganz fehlende Verbindung zum Untergrund auf.

Nach dem Ausbrechen und Entsorgen des Parketts erforderte die Estrichoberfläche nochmals eine Behandlung mit Imprägnierung, diesmal aber fachgerecht abgestreut mit Quarzsand. Darauf konnte dann das dritte Parkett ordentlich verklebt und fertiggestellt werden.

Der Untergrund ist die entscheidene Basis

Estrichprüfungen durch den Boden- und Parkettverleger sind ordentlich sowie sach- und fachgerecht durchzuführen. Diese umfassen vor allem die Festigkeit, die Ebenheit und die Feuchtigkeit eines Mörtels.

Der Festigkeit von alten Estrichen muss ganz besonders Achtung gegeben werden, da Holzbeläge als nahezu einzige Endbeläge nach dem vollflächigen Aufkleben große Kräfte aus dem Schwinden und Quellen in die Verbindung und die Unterkonstruktion erzeugen. Auch alte Klebstoffrückstände erfordern oft ein mechanisches Entfernen, da diese unter Parkett ebenso zu wenig Festigkeit aufweisen. Lange nicht alle neuen Fußbodenbeläge können auf jeden Altestrich verklebt werden.

Hilfsmaterialien sind, wenn immer möglich, vom gleichen Hersteller und Anbieter als System einzusetzen und müssen kompatibel zueinander vorliegen. Dazu geben die technischen Datenblätter zu allen Produkten auf dem Markt gut verständliche und einfach zu lesende Informationen. Aber die Konsultation dieser Blätter muss halt der Handwerker immer noch selber vornehmen. Werden diese Punkte nicht beachtet, leisten die Hersteller/Lieferanten auch keine Garantie. Es ist immer der andere schuld.


Der Autor

Bernhard Lysser, Experte ISP (Interessengemeinschaft der schweizerischen Parkett-Industrie) und Mitglied Swiss Experts (schweizerische Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten)

info@parkett-verband.ch

Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de