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Nie wieder Klinken putzen

VBH-Innovationswettbewerb „Haustüren der Zukunft“
Nie wieder Klinken putzen

Die VBH Holding AG lobte einen Innovationswettbewerb „Haustüren der Zukunft“ mit Preisen in Höhe von 20 000 Euro aus. Dabei sollte der Eingang ganzheitlich als eine Symbiose aus Technik und Gestaltung begriffen werden. Zur fensterbau/frontale in Nürnberg wurden die Arbeiten der kreativen Köpfe erstmals vorgestellt.

Ein Jahr lang konnten sich Türenhersteller, Architekten, Designer sowie Meisterschüler und Studenten mit der Gestaltung eines Hauseingangs der Zukunft für Wohngebäude mit einer oder mehreren Wohneinheiten beschäftigen. 14 Teams beteiligten sich mit ihren Entwürfen an diesem Wettbewerb. Die Trends gehen dabei eindeutig in Richtung Barrierefreiheit, optimierte Wärmedämmung und Integration neuer Techniken und Antriebe in die Türsysteme. Die drei Sieger, zwei erste und ein dritter Platz, konnten anhand ihrer gestalterischen und technischen Qualität und nicht zuletzt aufgrund ihrer Umsetzbarkeit die unabhängige Jury überzeugen. Und es zeigt sich schnell: In Zukunft sehen Hauseingänge vielleicht völlig anders aus, als wir es uns heute vorstellen können. Sie können sich biegen, sich schieben und verzichten ganz auf eine Klinke. Kommunikation, Design und Funktion bilden dabei eine schlüssige Einheit. Unterstützt wurde der Wettbewerb von den Firmen Athmer, Dr. Hahn, esco, Fuhr, Geze, Hoppe, Kaba, Roto und Simonswerk.

Völlig neue Hausentwürfe
Der Entwurf SWYFE von Peter Haimerl geht ganz neue Wege: „Wir sind der Meinung, das Grundprinzip von Türen sollte sich vollständig erneuern. Bestehende Türen sind meist schwer, massiv und häufig mehr Schutzpanzer als einladend“, so der Architekt aus München. „Stattdessen sollten neue Formen leicht und dünn sein und schwerelos wirken.“ Der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf reduziert die Tür nach außen deshalb auf zwei schmale, sich rechtwinklig kreuzende Schlitze. Kernstück ist der innovative Mechanismus, der eine einzigartige organische Öffnungsweise erlaubt.
Die Türöffnung erfolgt ähnlich wie bei einem Bimetall durch eine Krümmung des Türblatts, das sich organisch in das Gebäude einfügt. Sie besteht aus zwei zueinander verschiebbaren, elastischen Platten (Metall/Kunststofffaserplatten). Die innere Schicht wird durch pneumatische „Muskeln“ verschoben. Dadurch entsteht eine Krümmung des Türblattes, die der des Bimetalleffektes entspricht. Auch Elemente wie die Beleuchtung oder Klingel werden in die Fassade integriert. Ein kleiner roter Punkt dient als Schloss, Klingel und Klinke zugleich.
Peter Haimerl konzentriert sich mit seinen Mitarbeitern seit 20 Jahren im Schwerpunkt auf die Entwicklung von Städtebaukonzepten und die urbanen Lebenswelten von morgen. Ihn und Ulrich Pape, Industriedesigner, reizte der futuristische Ansatz des Innovationswettbewerbs von VBH. Laut Haimerl geht der Trend in der Architektur immer mehr in Richtung organisch-biologisch. „Unsere heutigen Technologien erlauben das auch, wie unsere Tests an theoretischen und praktischen Modellen zu unserer Tür belegen.“
Mit Z-Fenster-Technik aus Hausen/Herrnwahlthann fanden sie einen erfahrenen Partner zur Umsetzung. Das Unternehmen mit insgesamt 250 Mitarbeitern an mehreren Standorten fertigt seit 125 Jahren hochwertige Fenster und Türen. Geschäftsführerin Steffi Zizlsperger fand die Idee, sich einmal in anderen Dimensionen zu bewegen, sehr
interessant: „Die technische Umsetzung des Entwurfs ist eine Herausforderung – aber machbar. Der Blick über den Tellerrand der Haustürbranche hat uns gezeigt, dass beispielsweise in der Automobilindustrie bereits Lösungsansätze im Bereich Dichtungen oder Verschlüsse vorhanden sind. Wir wollen den Entwurf deshalb auf jeden Fall weiterverfolgen und spätestens 2014 zur nächsten fensterbau/frontale funktionsfähig präsentieren.“
Die Haustür ist ein Universum
„Haustüren vereinen zahllose Elemente und Funktionen und sind hochkomplex. Deshalb sind Türen für Architekten immer eine Herausforderung“, erläutert Petra Elfriede Gumbrecht von Bau3 Architekten aus Nürnberg. Im Mittelpunkt ihres ebenfalls mit dem ersten Preis gekrönten und in Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Richard Burger von TrendTüren aus Beilngries entwickelten Konzepts stand die Idee einer multifunktionalen Tür, die für alle Arten von Gebäuden einsetzbar ist. „Türen decken in puncto Stabilität, Lichttechnik, Kommunikationstechnik, Wärmedämmung und Barrierefreiheit derzeit noch lange nicht ab, was technisch möglich ist und was teilweise auch schon gefordert wird“, so Burger.
Der Entwurf integriert alle wesentlichen Details des Hauseingangs in der umlaufenden Zarge, wie Bedienfeld, Briefkasten und Beleuchtung. Der Rahmen ist flexibel im Neu- und Altbau einsetzbar. Die nicht tragende Dekorplatte wird auf das Türblatt aufgeklipst und kann wie eine Handy-Schale einfach ausgetauscht werden. Das Material besteht aus einer Leichtbauplatte, z. B. Kunststoff oder Holz. Der gesamte Hauseingang ist aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Die Wandbündigkeit des Türblattes nach innen lässt eine Türnische zum Außenbereich entstehen. Das Türblatt ist zusätzlich mit einem seitlich umlaufenden Fingerklemmschutz ausgestattet.
Ein Transponder oder das Handy kann die Tür automatisch und berührungslos öffnen und schließen, sobald sich ein Bewohner nähert. Der Antrieb erfolgt automatisch und folgt der Schrittgeschwindigkeit. Bei Stromausfall kann die Tür manuell mit einem Notfallschloss entriegelt werden. Das eingebaute Motorschloss mit Reedkontakt verschließt die Haustür permanent und sorgt so für maximale Sicherheit. Zusätzlich eingebaute Keilsperren verhindern ein gewaltsames Aushebeln. Die barrierefreie Schwelle ist mit einer Magnetdoppeldichtung ausgestattet. Sobald die Tür schließt, schnellt die Dichtung nach oben und verschließt den Hauseingang sicher gegen Wasser, Kälte und Luft. Die Entwässerung erfolgt über einen im Boden eingelassenen Senkkasten.
Die Kommunikation an der Tür verläuft über ein Display-Bedienfeld, das sich auf die Körpergröße der Anwender einstellt, wenn sich die Person nähert. Standardmäßig sind auf dem Kommunikationsfeld schon sechs Apps hinterlegt, wie z. B.: Klingel, Sprechanlage, Fingercode und Nachricht hinterlassen. Es können aber auch weitere Apps hinzugefügt werden, wie z. B. Sprachsteuerung für Blinde. Über eine Kamera am Kommunikationsfeld kann vom Inneren das Geschehen vor der Tür beobachtet und auf Handy oder den PC übertragen werden. Berücksichtigt wurde auch die Lichttechnik. Eine LED-Beleuchtung wirkt als Signal in Notfällen oder als Bewegungsmelder, die manuelle Beleuchtung kann auch als Nachtlicht verwendet werden. Der Briefkasten entspricht zu 100 % der energetischen Leistung des Türblatts und ist trotzdem vom Innenbereich aus zugänglich. Sobald sich Post im Briefkasten befindet, leuchtet im Hausinneren ein Signal auf.
Energetische Dämmung trifft Barrierefreiheit
Den dritten Preis erhielten Sören Sauer, Alexander Hörner und Thomas Keller von der Meisterschule Ebern gemeinsam mit Dipl.-Ing. Renee Lorenz aus Grub am Forst. Eine platzsparende Eingangssituation, bei der ungebetene Gäste nicht gleich sprichwörtlich mit der Tür ins Haus fallen, war die Idee hinter dem Entwurf „Floating Portal“. Flügeltüren öffnen sich nach Ansicht der Bewerber zwar einladend, allerdings auf Kosten des Innenstehenden, der beim Öffnen zurückgedrängt wird. Um eine gleichberechtigte Eingangssituation zu schaffen, wählten sie das Prinzip der Schiebetür. Für eine zukunftsfähige Lösung wurde der Entwurf zudem als komplettes Fassadenelement entwickelt, das auch die Nachrüstung der Tür in Bestandsbauten erlaubt. Dazu könnte die neue Tür direkt auf die Fassade montiert werden. Unter Verwendung von Stufenglas kann sich die Haustür dann flächenbündig in die Fassade einfügen.
Für die Kommunikation zwischen innen und außen wird ein Display direkt in der Laibung der alten Tür installiert. Eine eingebaute Kamera überwacht den unmittelbaren Bereich vor der Schiebetür; über einen Touchscreen kann die Tür von innen bedient werden. Die Entriegelung der Tür erfolgt via Fingerscan; das Öffnen übernimmt ein Motor, der mit einer Rutschkupplung versehen ist, welche ein Einklemmen der Tür verhindert. Speziell für mobil eingeschränkte Personen ist das ein Vorteil, da für das Öffnen lediglich ein Finger nötig ist. Eine pneumatische Gummimembran sorgt für die notwendige Dichtigkeit der Tür, die für eine optimale Barrierefreiheit nur oben und seitlich geführt wird. In enger Zusammenarbeit mit Christian Gebert und Rainer Mahr von der Georg Ackermann GmbH aus Wiesenbronn wurde der Prototyp entwickelt, um das Konzept alltagstauglich umzusetzen. „Um einen ebenerdigen Zugang zu ermöglichen, sieht der Entwurf eine Drei-Punkt-Aufhängung der Schiebetür vor. So kann auf eine Führungsschiene am Boden verzichtet werden. Das ist ein Punkt, in dem sich Theorie und Praxis am Anfang stark unterschieden“, erklärt Rainer Mahr. I
VBH Deutschland GmbH
70810 Korntal-Münchingen

Statement Der Blick über den Tellerrand

BM: Herr Röser, was sind denn aus Ihrer Sicht nun die wichtigsten Erkenntnisse aus dem VBH Innovationswettbewerb?
Röser: Uns war wichtig, dass durch den Wettbewerb Denkanstöße gegeben werden, die zur Entwicklung neuer Produkte anregen. Deshalb legten wir großen Wert darauf, dass das Thema Hauseingang umfänglich abgehandelt wird. Dies beinhaltet neben dem Türblatt auch die Beschlagstechnik, die Bänder, Türgriffe, Türschließer und Schwellen, den Bereich Kommunikation mit Klingel, Sprechanlage, Bildschirm, Medientechnik und Posteinwurf sowie das Thema generationengerechtes Bauen. Es hat sich gezeigt, dass häufig der Blick über den Tellerand lohnt und dass in anderen Branchen bereits Ansätze für neue Lösungen im Türbereich zu finden sind. Hier arbeiten wir kontinuierlich an Verbesserun-gen auf Produktseite, aber auch im Hinblick auf die Montage und den Transport von Haustüren. Denn auch da hat der Wettbewerb klare Trends ergeben. Aufgrund der immer höheren Dämmung werden die Türen immer schwerer. Bisher sind die wesentlichen Funktionen einer Tür meist im Türblatt integriert. Ein Lösungsansatz könnte deshalb sein, dies umzukehren und alle wesentlichen Bestandteile möglichst im Türrahmen unterzubringen.
BM: Gibt es von Seiten der Hersteller bereits Bestrebungen, die Ansätze aus dem Wettbewerb praktisch umzusetzen?
Röser: Der Entwurf von Trend-Türen/Bau3 Architekten ist bereits sehr ausgereift und umfasst unter anderem einen vollkom-men neuentwickelten Türantrieb. Aktuell laufen Verhandlungen mit dem Hersteller und wir rechnen mit dem Vertriebsstart noch in diesem Jahr. Für das futuristisch anmutende Konzept SWYFE von Peter Haimerl und Z-Fenster-Technik ist bis zur fensterbau/frontale 2014 die Serienreife geplant, worauf sicherlich alle sehr gespannt sind. Und beim Entwurf der Meisterschule Ebern prüfen wir im Moment die Weiterentwicklung einzelner Komponen-ten, zum Beispiel die im Konzept vorge-sehene hydraulische Dichtung. Außerdem haben wir noch Ansätze im Bereich Komfort und Keyless-Lösungen im Fokus, die wir gerne weiterverfolgen möchten.
BM: Und wie geht es jetzt weiter?
Röser: Wir planen aufbauend auf dem Innovationswettbe-werb regelmäßige Veranstal-tungen oder Symposien mit Architekten, Lieferanten und Kunden zum Thema Integration und Fortentwicklung der Haustürsysteme. Industrie, Verarbeiter und Architekten haben ganz unterschiedliche Anforderungen und Ziele. Unsere Idee war es, alle Beteiligten zu vereinen und Schnittstellen zu schaffen, um die künftige Kompatibilität einzelner Elemente sicherzustellen. Als Handelsunternehmen stehen wir mit allen Beteiligten in Kontakt und haben die Möglichkeit, das Thema ganzheitlich anzugehen. Das ist uns mit dem Wettbewerb gelungen und diesen Weg wollen wir auf jeden Fall weitergehen.
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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