Jugendliche von heute sind pragmatisch. In einem Wertecocktail mixen sie, was ihnen passend erscheint: Fleiß und Macht, Familie und Sicherheit, Kreativität und Lebensstandard – alles geht gleichzeitig. Gesellschaftlichen und persönlichen Herausforderungen stellt sich der Nachwuchs, und er will seine Probleme selbst lösen. Zu diesen Erkenntnissen kommt die 14. Shell Jugendstudie.
Die Studie zeigt beispielsweise, dass sich die Werte der Heranwachsenden grundlegend verändern. „Aufstieg statt Ausstieg“ lautet das Motto, nach dem die Jugendlichen ihre Zukunft gestalten. „Die ideologisch unterfütterte ,Null-Bock’-Stimmung früherer Generationen ist passee“, so Projektleiter Prof. Dr. Klaus Hurrelmann. Auf die erhöhten Leistungsanforderungen und Risiken unserer gegenwär-tigen Gesellschaft reagiert die Jugend optimistisch und mit erhöhter Leistungsbereitschaft.
Leistung, Sicherheit und Einfluss liegen stark im Trend – ebenso wie Kreativität, Toleranz und Genuss. Traditionelle und moderne, scheinbar widersprüchliche Werte vereinen sich zu einer neuen Synergie.
Macher und Idealisten
Die Studie unterscheidet vier Typen von Heranwachsenden, die sich den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen in verschiedener Weise stellen: „selbstbewusste Macher“, „pragmatische Idealisten“, „zögerliche Unauffällige“ und „robuste Materialisten“.
Die „selbstbewussten Macher“, eine Aufsteigergruppe aus der breiten sozialen Mitte und in beiden Geschlechtern gleichermaßen vertreten, sind ehrgeizig, streben nach Einfluss und einer produktiven gesellschaftlichen Entwicklung. Ein fördernder und fordernder Erziehungsstil hat ihnen das psychologische Rüstzeug dafür vermittelt. Soziales Engagement ist wichtig, klar vorne steht aber persön-liche Leistung.
Den „selbstbewussten Machern“ steht eine zweite aktive und optimistische Gruppe zur Seite: die „pragmatischen Idealisten“, die bevorzugt aus den bildungsbürgerlichen Schichten stammen und zu 60 Prozent weiblich sind. Sie konzentrieren sich jedoch eher auf die ideelle Seite des Lebens und engagieren sich zum Beispiel für andere Menschen oder die Umwelt. Dennoch unterscheiden sich diese Jugendlichen von den „Postmaterialisten“ der 70er und 80er Jahre: Sie sind sicherheitsbewusster, stehen ohne ideologische Scheuklappen zu „Recht und Ordnung“ und zum Leistungswettbewerb.
Apathie und Ellenbogen
Die „robusten Materialisten“ und die „zögerlichen Unauffälligen“ kommen mit den Leistungsanforderungen in Schule und Beruf weniger gut zurecht. Sie sehen deshalb verstärkt skeptisch in ihre persönliche Zukunft. Während die Unauffälligen mit Resignation und Apathie auf ihre ungünstige Situation reagieren, demonstrieren die „robusten Materialisten“, eine vorwiegend männliche Gruppe, zumindest äußerliche Stärke. Um ans Ziel zu kommen, setzen sie häufig ihre Ellenbogen ein und übertreten im Zweifelsfall auch bewusst gesellschaftliche Regeln. Obwohl unter den Materialisten vermehrt „Underdogs“ sind, schauen sie auf sozial Schwächere, Ausländer und Randgruppen herab.
Die 14. Shell Jugendstudie ist im Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, unter dem Titel „Jugend 2002 – Zwischen pragmatischem Idealismus und robustem Materialismus“ erschienen und im Buchhandel erhältlich (ISBN 3-596-15849-4, Euro 12,90).
Weitere Informationen im Internet unter www.shell-jugendstudie.de. o
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