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Wir brauchen Überstunden

Unternehmer sollten Überstunden bewusst in die Planung einbeziehen
Wir brauchen Überstunden

Die meisten Tarifverträge sehen für Überstunden einen tariflichen Zuschlag von 25 Prozent vor. Auf den ersten Blick sind wir deswegen als Unternehmer geneigt, eine Überstunde als sehr teure Produktivzeit einzustufen. Wir dürfen uns an dieser Stelle aber nicht täuschen lassen, meint unser Autor.

Ein beträchtlicher Teil der Lohnnebenkosten ist bereits mit den Normalstunden abgegolten. Dies sind die meisten Lohnnebenleistungen wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Vermögenswirksame Leistungen, ebenso die meisten Nichtanwesenheitszeiten wie Urlaub, Krankheit, Feiertage etc.

Die Überstunde dagegen wird in der Regel nur mit den Arbeitgeberanteilen für die Sozialversicherungen belastet. In den meisten Fällen ergibt sich deshalb für die Überstunde mit einem tariflichen Zuschlag von 25 Prozent entweder ein geringfügig günstigerer oder nur geringfügig schlechterer Preis beim „Ankauf“ als für die Normalstunde. Die Überstunde ohne Zuschlag ist dementsprechend erheblich günstiger im Einkauf als die Normalstunde.
Normalstunden sind nur bedingt variabel
Die Überstunde hat darüber hinaus den immensen Vorteil gegenüber der Normalstunde, dass die Kosten in voller Höhe variabel sind und auch bleiben. Kosten fallen nur an, wenn wir auch tatsächlich Überstunden leisten.
Bevor wir aber gezielt in die Überstunden gehen, müssen wir den Bereich der Normalstunden optimieren. Denn diese Kosten zählen zu den bedingt variablen Kosten.
Wir sagen „bedingt variable Kosten“ weil es sich bei diesen Kosten unter arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten und auch nach unserem gesellschaftlichen Gesamtverständnis erst einmal um fixe Kosten handelt. Wir haben z. B. die 38- oder 40-Stunden-Woche, also eine Wochenregelarbeitszeit. Die Arbeitsverträge sind in der Regel unbefristet und kurzfristige Änderungen sind schwierig. Hierauf baut sich auch unser ganzes Arbeits-, Wirtschafts- und Gesellschaftsleben auf. Nicht zuletzt benötigen unsere Mitarbeiter ja auch regelmäßige „Gehaltszahlungen“, also regelmäßige Einkünfte, um ihren persönlichen Haushalt zu planen und ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können.
Hier sind wir als Unternehmer gefordert, um diese an sich fixen Kosten im betrieblichen Ablauf variabel zu halten. Zwei wesentliche Instrumente hierfür sind die Einführung eines Zeitkontos und die grundsätzliche Einplanung von Überstunden in der Jahresplanung.
Zeitkonto und Überstunden bewusst nutzen
10 bis 15 Prozent Überstunden aufs Jahr gesehen sind aus meiner Sicht eine realistische Planungsgröße. Wir wären damit gerade einmal auf Schweizer Niveau. Die Schweizer machen, obwohl sie eine wesentlich höhere Jahresregelarbeitszeit haben auch noch Überstunden. Und international gesehen gelten die Schweizer trotzdem als ein sozial ausgewogenes Land mit Vorbildcharakter.
Eine geringere Regelwochenarbeitszeit erhöht in der Regel unsere Flexibilität, wenn wir von einer bestimmten gleich hohen angestrebten Wochenarbeitszeit ausgehen: tarifliche Regelarbeitszeit pro Woche (z. B. 38 Stunden) + Überstunden – (z. B. 6 Stunden) = angestrebte Wochenarbeitszeit (z. B. 44 Stunden).
Diese angestrebte Wochenarbeitszeit ist die Basis für die Wochenplanung.
Das Zeitkonto können wir uns bildlich so vorstellen: Wir kaufen von unseren Mitarbeitern in gleichmäßigen Raten eine bestimmte Menge an Arbeitsstunden an und zwar in Höhe der Regelarbeitszeit. Wir rufen diese Stunden beim Mitarbeiter nur dann ab, wenn wir die Stunde bzw. die Stunden auch an Aufträge „weiterverkaufen“ können. Dabei kann die eine wie die andere Seite in Vorleistung treten. Vorgeleistete oder vorbezahlte Stunden werden auf einem Zeitkonto als Plus- oder Minusstunden geführt. Da das Ganze zum Jahresende oder zu den Stichtagen nur schwer auf Null auszusteuern ist, planen wir einen festen Mindeststock Überstunden ein.
Sind Überstunden volkswirtschaftlich schädlich?
Wenn wir in unserem Unternehmen systematisch die Überstunde in die Gesamtkalkulation des Unternehmens einbeziehen, wird man uns sicher irgendwann Vorhaltungen machen. Es wird sich dann die Frage stellen: Sind die Überstunden tatsächlich volkswirtschaftlich schädlich?
Die Antwort ist ganz klar: Nein! Denn für unsere Volkswirtschaft gelten annähernd dieselben Spielregeln wie für uns als Unternehmer.
Das große Problem unserer Volkswirtschaft – der Deutschland AG – ist die zu hohe Belastung einer jeden Arbeitsstunde mit fixen Kosten. Diese Kosten sind so hoch, dass wir als Deutschland AG ca. acht Milliarden „angekaufte“ Stunden pro Jahr nicht mehr „verkaufen“ können und deshalb „vermüllen“ müssen – Dauerarbeitslosigkeit können wir hierzu auch sagen. Diese Stunden müssen, bevor sie „vermüllt“ werden, erst einmal, allerdings zu geringeren Kostensätzen, angekauft werden – zum Preis des Arbeitslosengeldes I und II. Vorruhestandsregelungen, etc. verschärfen diese Situation kostenmäßig weiter erheblich. Der überwiegende Teil dieser Kosten wird über die Lohnnebenkosten – überhöhte Sozialversicherungsbeträge – den Arbeitnehmern und Arbeitgebern weiterverrechnet und belastet deren fixe Kosten immens – eine sich stetig weiter verschärfende Negativspirale mit der akuten Gefahr, dass die Deutschland AG international sehr schnell in die 2. und 3. Liga abrutschen kann.
Bürokratie kostet Produktivstunden
Es sind aber nicht nur die Lohnnebenkosten und die eigentlichen fixen Kosten der Unternehmen. Es sind in ganz erheblichem Maße die fixen Kosten, die die Deutschland AG mit ihrem Wasserkopf und ihrer überbordenden Bürokratie selber verursacht und den Bürgern und vor allem den Unternehmen weiter verrechnet. Wir brauchen hierzu nur einmal unsere Gewinn- und Verlustrechnung, bzw. Betriebswirtschaftliche Auswertung durchgehen und die Positionen – Steuern, Abgaben, Gebühren, Zwangsbeiträge, Bußgelder, Rechtsberatungskosten, Steuerberatungskosten, etc. – addieren. Diese Kosten sind, zumindest in dieser Höhe, für die betriebliche Leistungserbringung nicht nötig. Um allein diese Kosten abdecken zu können, müssen wir eine immense Anzahl an Produktivstunden leisten und jede Menge Deckungsbeitrag erwirtschaften.
Wenn die in der Deutschland AG heute immer noch geleisteten Überstunden auch noch wegfallen würden, wäre die Situation in Deutschland sehr schnell wesentlich dramatischer.
Im Übrigen: Je mehr Überstunden wir machen, desto stärker drängen wir die Schwarzarbeit zurück. Wenn unsere Mitarbeiter bei uns länger arbeiten müssen, haben sie weniger Lust, danach noch schwarz zu arbeiten. ■
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